Todesbraeute
neues Gesicht erschien vor ihren Augen. Es wirkte ruhig. Und trug eine Polizeimütze. »Geht es Ihnen gut? Sollen wir einen Krankenwagen rufen?« »Nein.« Alex schüttelte den Kopf und zuckte zusammen. »Ich bin nur ein bisschen durcheinander.« »Ich weiß nicht.« Das erste Männergesicht, das sie gesehen hatte, erschien über dem des Cops, als hätte man sie gestapelt. »Sie ist böse gestürzt.«
»Ich bin Krankenschwester«, sagte Alex. »Ich brauche keine Ambulanz.« Sie betrachtete ihre aufgescheuerten Handflächen und verzog das Gesicht. »Nur ein wenig Erste Hilfe.«
»Was ist passiert?«, wollte der Polizist wissen. »Sie wollte gerade auf die Straße treten, um zu ihrem Wagen zu gehen, als ein anderes Auto mit Vollgas um die Ecke geschossen kam«, erklärte der erste Mann. »Ich habe sie aus dem Weg gestoßen. Ich hoffe, ich habe Ihnen nicht zu sehr weh getan«, fügte er bedauernd hinzu. Alex lächelte ihm zu, obwohl ihr schwindelig war. »Nein. Sie haben mir das Leben gerettet. Danke.« Sie haben mir das Leben gerettet. Die Wirklichkeit brach mit Wucht über sie herein und mit ihr eine Welle der Übelkeit. Jemand hatte versucht, sie umzubringen. Daniel. Sie hatte mit Daniel telefoniert. Er hatte gesagt, sie wären gestern Nacht beobachtet worden.
Sie holte tief Luft. »Mein Handy? Wo ist mein Handy?«
»Alex?« Daniel brüllte ins Telefon, aber da war nichts als Stille. Die Leitung war tot. Er wandte sich an Felicity, die ihn beobachtete. Ihre Augen waren unter der Schutzbrille kaum zu erkennen. »Was ist los?«, fragte sie.
»Sie hat mit mir gesprochen, und plötzlich hörte ich Schreie und quietschende Reifen. Dann nichts mehr. Ich muss Ihr Telefon benutzen.« Eine Minute später sprach er mit der Zentrale des Atlanta PD. »Sie kam gerade aus dem Underground«, sagte er, bemüht ruhig. »Ihr Name ist Alex Fallon. Ungefähr eins siebzig, schlank, braunes Haar.« »Wir überprüfen das sofort, Agent Vartanian.« »Danke.« Daniel wandte sich wieder Felicity zu. »Setzen Sie sich«, sagte sie ruhig. »Sie sind ganz blass geworden.«
Er gehorchte. Zwang sich zum Atmen. Zum Denken. Dann summte das Handy in seiner Hand. Alex' Nummer. Hastig drückte er auf Annehmen. »Vartanian.« »Daniel. Alex hier.«
Ihre kühle Stimme. Sie hatte Angst. »Was ist passiert?« »Mit mir ist alles okay. Aber ... Daniel, jemand wollte mich überfahren.«
Sein Herz begann wieder zu rasen. »Bist du verletzt?«
»Nur ein paar Schrammen. Vor mir steht ein Polizist. Er will dich sprechen. Bleib dran.«
»Officer Jones, APD. Mit wem spreche ich?«
»Special Agent Daniel Vartanian, GBI Ist sie verletzt?«
»Nicht weiter schlimm. Sie ist ein wenig desorientiert, meint aber, sie sei Krankenschwester und brauchte keine Ambulanz. Ist sie in eine laufende Ermittlung verwickelt?« »Jetzt ja.« Zu spät erinnerte sich Daniel an Alex' Umhängetasche. Er hätte einen stattlichen Betrag gewettet, dass sie die Pistole dabeihatte. Wenn sie damit auch nur einen Fuß in die Polizeistation setzte, würde sie wegen verdeckten Tragens einer Waffe verhaftet werden. »Aber sie ist nicht verdächtig, also müssen Sie sie nicht mitnehmen. Wo befinden Sie sich?«
»Am Parkplatz. Kommen Sie, oder schicken Sie jemanden?«
Jemanden schicken? Ganz sicher nicht. »Ich komme selbst. Würden Sie bei ihr warten, bis ich eintreffe?« »Ja. Mein Partner ist dem Wagen, der sie umfahren wollte, hinterhergelaufen, aber abgehängt worden. Wir nehmen die Aussagen der Zeugen auf. Sobald wir eine Beschreibung des Autos haben, geben wir eine Fahndungsmeldung raus.«
»Danke.« Daniel klappte das Handy zu. »Ich muss weg, Felicity.« Er gab ihr das Tütchen mit dem Haar, das der Täter an der Leiche hinterlassen hatte. »Können Sie das Ed zukommen lassen? Ich brauchte eine Farbbestimmung.« Felicity nickte. In ihren Augen war noch immer nichts zu lesen, und Daniel hatte plötzlich das unbehagliche Gefühl, dass sie diese Ausdruckslosigkeit sehr viel Kraft kostete. »Sicher. Ich rufe Sie an, wenn ich mehr weiß.«
Dienstag, 30. Januar, 13.15 Uhr
»Weißt du, Bailey, du fängst an, mir wirklich auf die Nerven zu gehen.«
Bailey versuchte, durch den Dunst aus Schmerz und Angst etwas zu erkennen. Er stand über ihr und atmete schwer. Diesmal hatte er ihr ein paar Rippen gebrochen, und sie war nicht sicher, wie viele Tritte sie noch einstecken konnte, bevor sie das Bewusstsein verlor.
»Tja, wie schade«, presste sie hervor. Es hätte beißend
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