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Todesbraut

Titel: Todesbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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den Gaumen am Mozzarella und tat so, als interessiere sie sich für Seifen und Kerzen aus Bienenhonig.
    Als ein Pulk Schlipsträger auf den Champagnerstand zusteuerte, nutzte Wencke die Gelegenheit, duckte sich weg, schob sich zwischen zwei Kinderbuggys hindurch und erreichte unerkannt den letzten Gang. »Entschuldigen Sie«, wiederholte sie immer wieder, während sie links und rechts die Leute zur Seite schob und dafür erboste Reaktionen erntete. Ein hektischer Blick über die Schulter verriet Wencke, dass ihr Manöver funktioniert hatte. Kurz darauf warf sie ihre Pizza in den Mülleimer, drückte die Seitentür auf und ließ die Markthalle hinter sich. Bis zur nächsten Kreuzung rannte sie, dann entschied sie sich für einen kleinen Umweg über die Querstraße. Doch erst, als sie bereits Kutgün Yıldırım an der S-Bahn -Station stehen sah und bis dahin noch immer keine seltsamen Gestalten mehr hinter ihr auftauchten, war Wencke sicher, die Verfolger abgehängt zu haben. Bis zum nächsten Mal, verabschiedete sie sich im Stillen.
    »Entschuldigen Sie die kleine Verspätung«, keuchte Wencke und reichte der Anwältin die Hand. Vorerst entschied sie sich, nicht von dem Erlebnis in der Markthalle zu erzählen, bis sie sicher war, dass die beiden Kerle nicht vielleicht zum Einsatzkommando der Kanzlei gehörten. Schließlich hatte sie sonst niemandem erzählt, dass sie zu Kutgün Yıldırım gehen wollte, und doch hatten die Kerle vor der Tür auf sie gewartet. Vielleicht wollte die Verteidigerin auf Nummersicher gehen, wenn sie sich mit relativ unbekannten Personen traf? Es war allgemein bekannt, dass Yıldırım durch ihr Engagement einige Feinde hatte und deswegen eine vorsichtige Frau war.
    »Sie sehen ja aus, als wären Sie gejoggt«, kommentierte Yıldırım. Sie trug ein weißes Kopftuch mit dezenter Blumenstickerei und ein dazu passendes hellblaues Kostüm aus Leinen, das bis zum Boden reichte. Trotzdem machte sie einen ganz und gar urbanen Eindruck, gepflegt und attraktiv, fast mochte man glauben, die Bedeckung des Haares sollte sie lediglich vor den Sonnenstrahlen schützen. Das Make-up, in zarten Pastelltönen gehalten, ließ sie jünger aussehen, als sie laut Biografie war.
    »Ich war hungrig und habe mir noch eine Pizza gegönnt.«
    »Ich sehe schon, Ihnen geht es nicht anders als mir, nie bleibt Zeit für das Überlebenswichtige. Gehen wir ein paar Schritte?«
    »Sie wollten mir etwas zeigen.«
    »Ja, genau.« Sie zeigte in die Richtung, aus der Wencke gerade gekommen war. »Ich dachte, wenn wir schon in der Nähe sind, werfen wir mal einen Blick auf das Geschäft und Wohnhaus von Herrn Talabani.«
    »Er wohnt hier in der Innenstadt?«
    »Wahrscheinlich sind Sie gerade an seiner winzigen Änderungsschneiderei vorbeigerannt   …« Sie wartete, dass die Fußgängerampel Grün zeigte.
    »Talabani ist Schneider? Verdient man denn so gut damit?«
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »Shirin Talabani hatte einige kostspielige Accessoires in der Wohnung. Ich dachte, die hätte sie eventuell noch von ihrem Ehemann geschenkt bekommen, denn als Alleinerziehende kann sie sich so etwas eigentlich nicht leisten.«
    »Keine Ahnung, woher die Sachen stammen. Moah Talabanikann sich allzu großzügige Geschenke nicht leisten, da bin ich sicher.« Das Ampelmännchen veränderte die Farbe und sie gingen los. »Aber nun würde mich doch mal interessieren, warum Sie in meine Kanzlei gekommen sind, bevor ich Sie darum bitten konnte.«
    »Gegenfrage, wenn Sie erlauben: Warum wollten Sie mich darum bitten?«
    Yıldırım zwinkerte ihr zu. »Aha, Sie sind auf der Hut. Daraus schließe ich, dass Ihr Besuch nur indirekt etwas mit Ihrer Forschungsarbeit zu tun hat und Sie Ärger bekommen, wenn das LKA von unserem Treffen erfährt. Ist es so?«
    »Sie sind wahrscheinlich eine ziemlich gute Anwältin«, sagte Wencke. Nur wusste sie nicht, was sie von den schnellen Schlussfolgerungen halten sollte. Was, wenn die Juristin alles andere als erfreut über Wenckes außerdienstliches Engagement war?
    Diese zeigte sich vorerst geschmeichelt. »Ich wollte Sie sprechen, einfach weil mich nach dem furchtbaren Ereignis, das zwischen unserem ersten Treffen gestern und heute liegt, Ihre Meinung interessiert. Mein Mandant hat Ihnen im Interview eine Menge anvertraut, ich war ganz erstaunt, so redselig ist Armanc nur selten. Und heute steht er als angeblicher Mörder vor dem Untersuchungsrichter. Was halten Sie davon?«
    Sie liefen über die breite

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