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Todesbrut

Todesbrut

Titel: Todesbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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und ging rückwärts zwei Stufen höher.
    »Ist diese Lisa bei dir? Machst du deswegen so gerne in Emden Dienst, wo du eigentlich gar nichts zu suchen hast?«
    »Nein, ich trage eine tote alte Dame die Treppe hoch, weil kein Beerdigungsinstitut in der Lage ist, sie abzuholen.«
    Völlig unbeeindruckt von diesem Satz, so als hätte er ihn nicht gesagt, schimpfte seine Frau: »Meinst du, ich weiß nicht, dass zwischen euch was läuft? Seit der Fortbildung ist das so. Ich mach das nicht mehr länger mit!«
    »Elfi, ich liebe dich. Lisa ist nicht hier. Ich habe sie seit vierzehn Tagen nicht mehr gesehen. Ich hatte auch nie etwas mit ihr.«
    Frau Steiger schien immer schwerer zu werden. Sie entglitt ihm. Er konnte in dieser unbequemen Haltung, das Handy ans Ohr gedrückt, nicht die volle Stützkraft entfalten.
    »Ist sie bei dir? Ich hör dich doch stöhnen.«
    »Oh mein Gott, Elfi, wenn du wüsstest …«
    »Ich lasse mich nicht länger an der Nase herumführen! Meinst du, ich weiß nicht, dass die Weiber alle scharf auf dich sind? Sogar meine Schwester Sandra steht auf dich. Die redet die ganze Zeit von dir, obwohl du nicht mal da bist. Kein Mensch interessiert sich mehr für mich. Meine eigene Familie lädt mich bloß ein, damit du kommst.«
    »Elfi, das ist doch wirklich nicht so. Ich habe keinen leichten Stand in der Familie. Du weißt, wie sehr ich um Anerkennung ringe. Deine Mutter ist sehr anspruchsvoll mit ihren Schwiegersöhnen. Wer nicht mindestens fünftausend im Monat verdient, zählt für sie doch im Grunde gar nicht.«
    Achmed mischte sich ein: »Könnt ihr das nicht nachher besprechen und wir bringen Frau Steiger erst in ihre Wohnung? Man redet nicht so vor einer Leiche.«
    »Bitte hab Verständnis für mich, Elfi. Ich bin in einer absoluten Ausnahmesituation. Ich trage wirklich gerade einen toten Menschen.«
    »Hauptsache, ihr benutzt wenigstens Gummis. Immerhin schlafen wir noch miteinander und ich will mich nicht anstecken.«
    »Schatz, es geht hier nicht um Geschlechtskrankheiten. Das Virus, das uns alle bedroht, überträgt sich einfach durch die Luft. Da helfen keine Präservative.«
    »Ich hör mir doch jetzt von dir keine Vorträge an! Wenn du nicht bald hier auftauchst, ziehe ich meine eigenen Schlüsse!«
    Sie hatte das Gespräch beendet und Carlo war erleichtert. Er wollte das Handy wieder in seine Tasche zurückstecken, dabei machte er eine unbedachte Bewegung und der Oberkörper von Frau Steiger rutschte ab. Sie krachte auf die Treppe.
    »Oh Mann, das ist gar nicht gut«, sagte Achmed und sah sich um, als befürchte er, beobachtet zu werden.
    Mit dem Schlüssel aus Frau Steigers Tasche öffneten sie die Tür. Zunächst wollten sie sie aufs Bett legen, aber dann entschieden sie sich für den großen Ohrensessel. Sie setzten Frau Steiger hinein.
    Achmed Yildirim kämmte Frau Steiger die Haare und strich ihre Kleidung zurecht.
    »Sie hat immer sehr auf ihr Aussehen geachtet. Sie hätte sich nie so hingesetzt. Das müssen wir noch für sie tun. Das bin ich ihr schuldig.«
    Frau Steigers Kopf fiel nach vorn, trotzdem sah sie jetzt auf eine erschreckende Art lebendig aus, als sei sie nur beim Fernsehen eingeschlafen.
    Carlo Rosin ging ins Badezimmer, um sich die Hände zu waschen.
    »Deine Frau ist ganz schön eifersüchtig«, stellte Achmed fest.
    »Ja. Krankhaft. War sie schon immer. Am Anfang hat es mir sogar geschmeichelt, aber jetzt geht es mir unglaublich auf den Keks. Es macht das Leben einfach schwer. Ich muss ganz genau Bericht erstatten, über jede Minute meines Tages will sie Bescheid wissen. Wann ich mit wem wo war, was ich mit wem gesprochen habe, und sobald eine Frau in meiner Erzählung auftaucht, kriegt sie ganz spitze Ohren.«
    »Bist du so ein Weiberheld?«
    Carlo sah sich im Spiegel an. Er wirkte alt, blass, kränklich. Seine Haut kam ihm irgendwie stumpf vor. Er berührte sich, nur um festzustellen, dass das wirklich seine Haut war.
    »Nein«, winkte er ab, »eigentlich überhaupt nicht. Im Grunde bin ich monogam. Ich bin schon froh, wenn ich mit einer Frau klarkomme, zwei oder drei würden mich überfordern.«
    »Mich nicht«, lachte Achmed. »Ich halte mir einen ganzen Harem. Eine kleine Herde.«
    »Eine ganze Herde? Wissen die voneinander?«
    Achmed grinste. »Nein, natürlich nicht. Ich bin doch nicht blöd. Jede denkt, sie ist die Einzige. Sonst gibt es nur Krach.«
    »Stimmt«, sagte Carlo Rosin. »Bei mir gibt es auch so Krach, obwohl ich gar keine andere habe.«
    Carlo

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