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Todescode

Todescode

Titel: Todescode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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echt sein, musste einfach, so gut konnte niemand schauspielern. Er schob die Knie vor, spreizte ihre Beine, senkte sich dann auf sie, wollte so verzweifelt in sie eindringen, dass es alles andere in seinem Kopf auslöschte.
    Und dann war er in ihr, und es gab sonst nichts mehr, nichts Besseres: Er war wie ein Ertrinkender, der Zug um Zug die lebensrettende Luft in sich einsaugte. Sie keuchte und bewegte sich an ihm, brachte ihre Fußknöchel hinter seinem Rücken zusammen, ihre Hände an seinem Gesicht, zog ihn zu sich, küsste ihn. Sie bewegten sich eine Weile so, und er zwang sich, den Rhythmus zu verlangsamen, sanfter zu sein, und dann konnte er nicht mehr. Er griff mit beiden Händen nach unten, umfasste ihren Hintern und zog ihn hoch gegen sich, während er tiefer in sie eindrang, wieder und wieder und wieder. Er schloss die Augen und sah wirbelnde Farben, Schwarz und Violett und Grün, hörte sie stöhnen und spürte ihre Hände in seinen Haaren und an seinem Gesicht und die Wärme ihres Körpers überall. Ihre Beine schlossen sich enger um ihn, und sie bewegte sich drängender an ihm, und sie schrie in seinen Mund. Er konnte spüren, wie sie kam, wie sie unter ihm und rings um ihn herum kam, und dann kam er auch, und all die Gefahr und die Unsicherheit und der Irrsinn des Tages spannten sich um ihn wie ein Schraubstock, der dann mit einem Mal, wie durch ein Wunder, aufplatzte und alles losließ.
    Langsam, behutsam, ließ er ihren Hintern los und zog die Arme hoch, stützte einen Teil seines Gewichts auf die Ellbogen. Sie sagte: »Nein, ich will dich spüren«, und er entspannte sich ein wenig. Sie schlang die Arme um seinen Hals, die Beine noch immer um seinen Rücken, und er konnte hören, wie mit jedem ihrer Atemzüge ein Laut hervorkam, der fast wie ein Schnurren klang. Sie blieben so liegen, bis sich sein Herzschlag verlangsamt hatte und sein Atem wieder normal ging.
    Er rollte sich von ihr auf den Rücken, wandte den Kopf und sah ihr in die Augen. Er wollte sagen:
Du bist wunderschön
, tat es aber nicht. Stattdessen sagte er: »Es tut mir leid.«
    Sie lachte. »Mir nicht.«
    »Nein, ich hab gemeint –«
    »Ich weiß, was du gemeint hast.«
    Er seufzte. »Ich hatte eine schlechte Woche.«
    Sie drehte sich auf die Seite und sah ihn an, einen Ellbogen auf dem Boden, den Kopf in die Hand gestützt. »Ich hab irgendwie das Gefühl, das geht schon länger als eine Woche«, sagte sie sanft.
    »Wie meinst du das?«
    Sie zögerte einen Moment. Dann sagte sie: »Du hast eine Tochter, eine Exfrau und einen Bruder, und du siehst keinen von ihnen, sprichst nicht mal mit ihnen. Das ist mehr als eine schlechte Woche.«
    »Es ist kompliziert.«
    »Du kennst doch den Spruch. ›Nur Mut. Der gemeinsame Nenner in all deinen gestörten Beziehungen –‹«
    »›Bist du.‹ Ja, hab ich schon mal gehört.«
    Donnerwetter, sie war ein harter Brocken. Er stellte sich vor, wie es wäre, mit ihr eine Art Beziehung zu haben. Er würde nicht viele Auseinandersetzungen gewinnen, das stand fest.
    »Weißt du«, sagte er, »du hattest recht in der Bar. Ich … ich ertrage es nicht, wenn sie von mir abhängig sind. Ich meine, was ist schlimmer: Im Leben meiner Tochter ein paarmal im Jahr aufzutauchen oder einfach gänzlich zu verschwinden? Ersteres würde ihr meine Abwesenheit erst recht bewusstmachen. Bei Letzterem muss sie niemanden vermissen. Es wäre einfacher für sie.«
    »Das versteh ich nicht. Wenn niemand von dir abhängig ist, kannst du auch niemanden enttäuschen, geht es darum?«
    »So hab ich das nicht gesagt.«
    »Willst du wissen, was ich glaube?«
    »Das fragt Alex mich auch immer. Ich sage jedes Mal nein.«
    »Sagt er es dir trotzdem?«
    »Natürlich.«
    »Dann mach ich das auch. Was du da beschreibst, das ist wie stehlen. Als würdest du jemandem Geld stehlen, das er geerbt hat, ohne es zu wissen. Wird er das Geld vermissen? Wird er überhaupt merken, dass es weg ist, oder sich dadurch ärmer fühlen? Nein. Aber bloß weil er sich des Diebstahls nicht bewusst ist, bist du nicht weniger ein Dieb.«
    »Lernt ihr das im Jurastudium?«
    »Was ist denn eigentlich zwischen dir und Alex schiefgelaufen?«
    »Wir haben uns auseinandergelebt.«
    »Komm schon, so weit lebt man sich nicht einfach auseinander. Er weiß ja nicht mal, dass du verheiratet warst oder dass er eine Nichte hat.«
    Ben blickte einen Moment lang zur Seite, überlegte, was er ihr erzählen sollte, oder ob überhaupt. Er wusste nicht, wo er anfangen

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