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Todescode

Todescode

Titel: Todescode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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sollte. »Wir hatten eine Schwester«, setzte er schließlich an. Und dann sprach er einfach weiter. Er wollte nicht viel erzählen. Aber sobald er einmal angefangen hatte, konnte er nicht mehr aufhören.
    »Deine arme Familie«, sagte sie, als er fertig war. »Und ich dachte, meine hätte Probleme.«
    Er lachte bitter auf. »Was für eine Familie? Es ist keine mehr da.«
    »Doch, du und Alex.«
    »Alex gibt mir an allem die Schuld.«
    »Hat er das gesagt?«
    »Nicht ausdrücklich. Aber es stimmt.«
    Sie schwiegen einen Moment. Sie sagte: »Bist du zum Militär gegangen, um davon wegzukommen, was mit deiner Schwester passiert ist?«
    »Nein. Den Entschluss hatte ich schon vor dem Unfall getroffen. Meine Eltern waren dagegen. Sie haben mich ganz schön unter Druck gesetzt, aber ich wollte es unbedingt. Schon als Kind.«
    »Ich glaube, es war gut, dass du zum Militär gegangen bist.«
    Er sah sie überrascht an. »Ist das dein Ernst? Ich dachte, du hältst mich für einen sadistischen Folterer und Kindermörder.«
    »Quatsch. Ich wollte dich bloß aus der Reserve locken. Aber das hab ich gar nicht gemeint. Ich glaube, es war gut, dass du zum Militär gegangen bist, weil du es unbedingt wolltest. Ich wünschte, ich könnte mich meinen Eltern gegenüber so durchsetzen. Aber … du hattest auch recht, in der Bar. Ich weiß gar nicht, was ich will.«
    Er erwiderte nichts.
    Sie sagte: »Warum hilfst du Alex eigentlich?«
    Er sah sie an. »Meinst du, das hier hilft?«
    Sie lachte. »Davon muss er ja nichts erfahren.«
    »Ja, ich glaube, das wäre besser.«
    »Warum also? Ich meine, ihr habt euch auseinandergelebt und alles. Und trotzdem bist du hier.«
    Er überlegte einen Moment. Im Grunde wusste er es selbst nicht genau.
    »Er brauchte meine Hilfe«, fiel ihm als Einziges ein.
    Er wollte, dass Sarah ihn noch mehr fragte. Vielleicht käme er dann leichter auf eine Antwort.
    Stattdessen sagte sie: »Du glaubst wirklich, dass er … dass er an mir interessiert ist?«
    »Na komm, sieh dich doch an.«
    »Das ist alles, worauf du dich stützt?«
    »Glaub mir, das ist eine ganze Menge. Aber nein. Wie gesagt, ich merke es ihm an. Und du? Warst du nie an ihm interessiert?«
    Eine Pause entstand. Sie sagte: »Er sieht gut aus, und er hat viele nette Seiten. Aber … ich weiß nicht, er erinnert mich an die Männer, mit denen ich an der Uni zusammen war. Ich will mich nicht andauernd wiederholen.«
    »Und woran erinnere ich dich?«
    Sie sah ihn an. »Du erinnerst mich an nichts. Aber gleichzeitig doch an was.«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich verstehe kein Wort.«
    Sie lächelte. »Musst du auch nicht.«
    »Ja, aber –«
    »Schsch. Wie wär’s, wenn du dich einfach noch mal bei mir entschuldigst?«
    »Es tut mir leid.«
    Sie schob ein Bein über seinen Körper, setzte sich dann rittlings auf ihn, die Hände rechts und links von seinem Kopf auf dem Boden. Sie beugte sich tiefer, so dass ihr Haar wie ein Vorhang um sein Gesicht fiel, ihn umhüllte, und sah ihm in die Augen.
    »Das ist eine ziemlich dürftige Entschuldigung«, sagte sie.
    Er legte die Hände um ihre Taille.
    »Dann will ich es mal anders ausdrücken«, sagte er.

26 Wie ein Traum
    Nachdem sie sich erneut geliebt hatten, sagte Ben zu Sarah, er müsse ein Weilchen schlafen, sonst wäre er am nächsten Tag nicht zu gebrauchen. Sie waren aufs Bett gekrochen, und er war fast auf der Stelle eingeschlafen. Jetzt beobachtete sie ihn, selbst erschöpft, aber zu aufgekratzt, um ein Auge zuzutun.
    Sie war noch nie so gekommen. Noch nie. Und jetzt gleich zweimal in einer Nacht. Bei ihren früheren Freunden hatte sie Sex immer für eine angenehme Option gehalten, aber nichts Unentbehrliches. Jetzt begriff sie endlich, was der ganze Wirbel darum sollte. Sie spürte eine Art angenehmen Schmerz, eine körperliche Erinnerung an die Lust, die sie soeben empfunden hatte, und bei dem Gedanken daran, wie er in ihr gewesen war, hätte sie ihn am liebsten gleich wieder geweckt und es noch einmal mit ihm gemacht. Sie hatten keine Kondome benutzt, und sie wusste, wie unglaublich blöd das war. Sie wusste, sie müsste deshalb eigentlich stinksauer auf sich selbst sein, und dennoch war sie es nicht. Vielleicht würde sie sich später darüber Gedanken machen, aber im Augenblick konnte sie es einfach nicht.
    Sie fragte sich, wie es mit ihnen weitergehen würde, wenn das alles hier vorüber war. Ihre zwei bisherigen Freunde waren die einzigen Männer gewesen, mit denen sie geschlafen hatte. Sie

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