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Todescode

Todescode

Titel: Todescode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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hassen, keinen Groll gegen ihn zu hegen, sondern ihn einfach in denselben Teil seines Hirns zu verbannen, wo er seine Erinnerungen an Mom und Dad und Katie aufbewahrte. Vielleicht könnte er sogar um ihn trauern. Dann könnte er den Verlust akzeptieren, drüber wegkommen und weiterleben. Ja, genauso musste er es machen. Ben war tot. Das war in Ordnung. Das war gut.
    Seine Aufregung legte sich. Die Erschöpfung meldete sich wieder. Er döste ein.
    Irgendjemand hämmerte gegen die Haustür.
    Er fuhr kerzengerade hoch, und schlagartig war die Erinnerung an die Nacht in der Wanne wieder da.
    »Alex!«, hörte er Ben rufen. »Alex!«
    Er dachte an die Pistole, die Ben ihm gegeben hatte. Wenn er die noch hätte, hätte er vielleicht durch die Haustür geschossen.
    Er zog sich ein Kissen über den Kopf.
Er ist tot. Ich hab einen schlechten Traum. Er ist tot.
    Das Hämmern wurde lauter. »Alex, mach die verdammte Tür auf, oder ich schieß das Schloss auf!«, rief Ben. »Wie willst du das den Nachbarn erklären? Den Levins? Den Andrews? MrsSelwyn?«
    Himmelherrgott.
Alex stand auf und zog sich einen Bademantel über. Er ging die Treppe runter und blieb vor der Tür stehen. »Verschwinde«, rief er.
    »Mach die Tür auf!«
    »Nein! Ich will dich nicht sehen. Verschwinde einfach!«
    »Alex, ich zähl jetzt bis drei, und dann schieß ich das Schloss auf. Eins.«
    Himmel, es war genau wie damals, als sie Kinder waren. Nur diesmal mit Pistolen.
    »Zwei!«
    »Okay, okay! Nicht schießen, du Idiot.«
    Er öffnete die Tür. Ben hielt tatsächlich seine Knarre in der Hand. Das Pflaster an seinem Kopf erfüllte Alex mit Genugtuung. Ben steckte die Pistole zurück ins Holster und trat ins Haus. Alex schloss die Tür hinter ihm.
    Ben sah sich um. Alex begriff, dass er schon viele Jahre nicht mehr hier im Haus gewesen war. Acht? So um den Dreh.
    »Sieht noch genauso aus wie früher«, sagte Ben. Er schnupperte, sein Gesichtsausdruck war nachdenklich. »Riecht auch noch genauso.«
    »Was soll das heißen, es riecht?«
    »Irgendwie gut. Es riecht nach …«
    »Wonach?«
    Ben zuckte die Achseln. »Nach zu Hause.«
    Alex hätte fast gesagt,
Na, dein Zuhause ist es jedenfalls nicht
. Stattdessen fragte er: »Was willst du?«
    Ben sah ihn an. »Dein Boss steckt in der Sache mit drin.«
    Alex hätte beinahe losgelacht. »Osborne?«
    »Sie erpressen ihn. Er ist ihr Insider.«
    »Gratuliere, Columbo. Aber es ist zu spät. Es interessiert mich nicht mal mehr. Geh einfach.«
    »Alex –«
    »Wir sind fertig miteinander, schon vergessen? Im Ernst. Geh.«
    »Du verstehst das nicht.«
    »Doch, doch, das tu ich. Ich bin auf mich allein gestellt, und du auch. Geh einfach, Ben. Verlass mein Haus.«
    Er hatte bewusst »mein Haus« gesagt, doch Ben hatte es offenbar nicht gemerkt. »Alex, du brauchst meine Hilfe«, sagte er.
    »Nein, ich brauche deine Hilfe nicht, und ich will deine Hilfe nicht.«
    »Doch, du brauchst sie!«, schrie Ben, dass ihm Spucke aus dem Mund flog. »Du brauchst meine Hilfe, Alex, und du wirst sie annehmen! Du hörst mir jetzt zu, und wenn du meine Hilfe dann immer noch nicht willst, schön. Ich will nicht für noch mehr Tote verantwortlich sein. Du hörst dir an, was ich zu sagen habe, du tust, was ich dir sage, und wenn du es nicht tust, bist du selbst Schuld, dann hast du dich umgebracht, Selbstmord begangen aus freien Stücken, und es ist nicht meine Schuld. Gar nichts davon!«
    Sie standen da und starrten einander an. Ben keuchte, und die Muskeln in seinem Hals traten hervor. »Glaubst du, ich leide nicht?«, sagte er. »Glaubst du, ich wünschte nicht, ich hätte Katie damals nach Hause gefahren? Warum willst du mich damit quälen? Glaubst du, ich quäle mich nicht selbst schon genug damit? Was willst du? Dass ich sage, es tut mir leid? Um Vergebung bettele? Mich selbst kasteie? Was willst du, verdammt noch mal?«
    Seine Stimme überschlug sich, und er verstummte. Dann fuhr er herum und schlug mit der Hand gegen die Wand. Alex hörte es laut krachen, spürte die Erschütterung bis in die Holzdielen. In der Wand war ein Loch, aus dem träge der Kalkstaub rieselte.
    Ben stand mit hochgezogenen Schultern da und atmete tief aus und ein. Dann wischte er sich mit einem Arm übers Gesicht und drehte sich wieder zu Alex um. Seine Augen waren rot. »Was willst du?«, fragte er erneut.
    Alex starrte ihn an. Er traute seinen Augen nicht. Weinte Ben etwa?
    »Warum hast du mir das nicht mal gesagt?«, fragte Alex. »Warum hast du … nie

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