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Todescode

Todescode

Titel: Todescode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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meinem Wagen gestanden hat.«
    »Hat er einen Namen?«
    »Er hat gesagt, ich soll ihn Atrios nennen.«
    »Okay. Warum haben Sie Atrios heute Morgen angerufen?«
    »Er hat mich gestern angerufen. Er war auf der Suche nach Alex.«
    »Was haben Sie ihm erzählt?«
    »Dass Alex an dem Morgen in der Kanzlei war, ich ihn aber seitdem nicht mehr gesehen hatte. Er hat gesagt, dass ich ihn anrufen soll, wenn er wieder auftaucht, dass ich mich aber auch so regelmäßig bei ihm melden soll.«
    Das passte zu dem, was er am Telefon gesagt hatte, und zu Bens Begegnung in Alex’ Garten. Aber wer war Atrios? Für wen hatte er gearbeitet?
    »Atrios«, sagte Ben. »Wie haben Sie mit ihm kommuniziert?«
    »Ich habe seine Handynummer. Mehr nicht.«
    Ben überlegte, was er mit der Nummer anfangen könnte. Sie zum Besitzer zurückverfolgen, klar. Aber Atrios war eindeutig ein Profi gewesen, weshalb die Chance gleich null war, dass er unter einem Namen, der Ben irgendwie weiterbringen würde, das Telefon angemeldet oder den Volvo gemietet hatte. Verdammt, anscheinend hatte er nicht nur den Typen erledigt, sondern seine einzige Informationsquelle gleich mit. Natürlich war ihm in dem Moment keine andere Wahl geblieben, aber trotzdem.
    Sein Handy summte in der Tasche. Er holte es hervor und blickte darauf. Es war dunkel. Er dachte:
Was war das denn?
Wieder summte es in seiner Tasche.
    Nicht zu fassen. Atrios’ Handy.
    Er zog das Telefon heraus, das er aus dem Volvo mitgenommen hatte, und schaute aufs Display: 202 – die Vorwahl von Washington, D. C.
    »Ich werde rangehen«, sagte Ben. »Beide Hände ans Lenkrad, nach vorn schauen und schön den Mund halten.«
    Osborne gehorchte. Ben drückte die Anrufannahmetaste und hob das Handy ans Ohr. »Die Sache ist erledigt«, sagte er, in der gleichen leisen Stimme wie zuvor bei Osborne.
    »Warum zum Teufel haben Sie sich nicht gemeldet?«, erwiderte die Stimme am anderen Ende.
    Ben hatte sich darauf eingestellt, in ein Dutzend verschiedene Richtungen zu improvisieren. Aber auf das hier war er nicht eingestellt gewesen. Er erstarrte, wusste plötzlich nicht mehr, was er tun oder sagen sollte.
    Der raue Bariton … der gepflegte Südstaatentonfall …
    »Hort«, sagte Ben. »Sind Sie das?«
    Eine Pause entstand. Hort sagte: »Wer ist denn da?«
    »Ich bin’s, Ben.«
    Wieder eine Pause. »Ben? Was zum Teufel machen Sie denn an dem Telefon, mein Junge?«
    »Hort, was ist hier los? Wer war Atrios? Ist mein Bruder das Ziel irgendeiner Operation? Oder ich?«
    »Ihr Bruder … wer ist Ihr Bruder? Großer Gott, reden Sie etwa von dem Anwalt?«
    Ben versuchte verzweifelt, dieses ganze Wirrwarr irgendwie zu begreifen. Stellte Hort sich dumm? Wie wahrscheinlich war es, dass …
    »Was ist mit Atrios passiert?«, fragte Hort. »Woher haben Sie sein Handy?«
    »Atrios ist tot.«
    »Ach, verdammt. Sie … ach, verdammt, Ben, Sie haben ja keine Ahnung, was für ein Chaos Sie anrichten.«
    »Was für ein Chaos ich anrichte? Ich stecke bereits mitten in einem Chaos. Ich versuche, es zu bereinigen.«
    »Hören Sie. Sie müssen sich aus der Sache zurückziehen. Unverzüglich. Verstehen Sie? Ziehen Sie sich zurück.«
    »Aus welcher Sache?«
    »Sind Sie noch in San Francisco?«
    In Bens Kopf schrillten die Alarmglocken los.
    »Ja, bin ich.«
    »Ich auch. Wir müssen uns treffen.«
    »Wieso sind Sie hier?«
    »Ich leite die Operation, die Sie die ganze Zeit torpedieren.«
    »Ihre Operation hat meinen Bruder ins Visier genommen.«
    »Das wird mir jetzt erst klar. Wir müssen die Sache regeln. Mannomann.«
    »Wo soll ich hinkommen?«
    »Ich bin im Grand Hyatt auf der Stockton Street. Wir treffen uns in fünfzehn Minuten in der Lobby.«
    Ben war zwiegespalten, was den Vorschlag anging. Einerseits würde Hort innerhalb von fünfzehn Minuten keinen Hinterhalt arrangieren können. Andererseits war er kein Freund von Verabredungen, wenn der andere den Treffpunkt vorschlug.
    Nein. Er musste sich was einfallen lassen, brauchte Zeit zum Nachdenken, durfte sich die Fäden nicht aus der Hand nehmen lassen.
    »Ich bin im Augenblick südlich von Ihnen«, sagte Ben. »Ich brauche mindestens eine Stunde bis zum Hyatt. Treffen wir uns lieber in neunzig Minuten, sicherheitshalber.«
    Das dürfte Hort nur recht sein. Wenn Ben den Treffpunkt akzeptierte und von sich aus einen späteren Zeitpunkt vorschlug, konnte das nur bedeuten, dass er ihm vertraute. Obgleich das ganz und gar nicht zutraf.
    »Also schön. Neunzig Minuten.«
    Ben

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