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Todescode

Todescode

Titel: Todescode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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standen dicht beieinander, und obwohl es schon spät am Nachmittag war, war das Café brechend voll. Am hinteren Ende führte ein breiter, offener Durchgang, der von vorn nur teilweise zu sehen war, in einen Raum. Er ging bis nach hinten durch und fand, wonach er suchte: einen Notausgang ohne Alarmanlage, der nur von innen zu öffnen war. Von dort gelangte man in eine Gasse, die mit anderen, in drei Richtungen verlaufenden Gassen verbunden war. Wenn die Situation auf der Außenterrasse für ihn brenzlig würde, könnte er sich hierher verziehen und in eine der Gassen verschwinden.
    Er setzte sich an die Theke, bestellte einen Kaffee und rief Hort von seinem Handy aus an.
    »Ich kann doch nicht nach San Francisco kommen«, sagte er. »Sie müssen herkommen.«
    »Herkommen? Wohin?«
    »Palo Alto.«
    »Ist irgendwas nicht in Ordnung? Sind Sie nervös?«
    »Ich bin immer nervös, genau wie Sie. Ich bin in der Citibank auf der Ramona Street in Palo Alto, zwischen University Avenue und Hamilton Avenue.«
    »Verstehe. Jede Menge Kameras und Bankpersonal.«
    »So ungefähr. Dort ist es für uns beide angenehmer, uns zu unterhalten. Kommen Sie allein?«
    »Ich und ein Fahrer.«
    »Gut. Wenn nicht allzu viel Verkehr ist, müssten Sie in fünfundvierzig Minuten hier sein. Ich warte.«
    Ben legte auf und schaltete das Handy aus. Er stand an der Theke, nippte an seinem Kaffee und wartete. Als die Leute an einem Tisch hinter einem der Pfeiler aufstanden, ging er nach draußen und setzte sich. Die Position war gut. Er saß mit dem Rücken zur Wand, konnte die Straße überblicken, wurde von den Leuten um ihn herum verdeckt, und er hatte einen guten Blick auf die Citibank.
    Er trank seinen Kaffee und wartete und beobachtete die Straße. Die Leute, die vorbeikamen, sahen alle aus wie Ortsansässige: souverän, gutsituiert, ahnungslos. Er hatte das Gefühl, mit keinem von ihnen etwas gemein zu haben. Er war wie ein Auswanderer, der aus irgendeinem weitentfernten Land zurück in die Stadt kam, in der er aufgewachsen war, nur um festzustellen, dass er vergessen hatte, wie man hier sprach, sich kleidete, sich verhielt. Er gehörte nicht mehr dazu, falls er je dazugehört hatte. Er war ein Fremder in der Stadt, und die Stadt war ihm fremd.
    Ein grüner Hyundai hielt am Straßenrand vor der Citibank. Die Beifahrertür öffnete sich. Ein Schwarzer stieg aus und ging in die Bank. Auch wenn er das Gesicht nicht gesehen hätte, hätte Ben ihn an dem wuchtigen, geschorenen Kopf, den breiten Schultern und dem stolzen, fast großspurigen Gang erkannt. Hort.
    Ben nahm den Fahrer ins Visier. Vom Knochenbau her konnte er Asiate sein, und er sah aus, als wäre er ungefähr in Bens Alter, das Haar kurzgeschnitten, die Augen hinter einer Sonnenbrille versteckt. Seine kaum wahrnehmbaren Kopfbewegungen verrieten Ben, dass er in regelmäßigem Abstand in den Rückspiegel schaute. Der Mann war keiner, an den man sich von hinten ranschleichen konnte. Das war hier nicht bloß ein Fahrer. Die Rückbank schien leer zu sein, aber ein oder zwei Männer bräuchten sich nur zu ducken, um durch die Fenster nicht mehr zu sehen zu sein. Trotzdem bezweifelte Ben, dass sich im Fond jemand versteckt hatte. Atrios hatte allein operiert. Er glaubte nicht, dass sie so schnell Verstärkung hatten anfordern können.
    Er wartete eine Minute, dann rief er Horts Handy an.
    Hort meldete sich sofort. »Wo sind Sie?«
    »Im Restaurant gegenüber. Das Coupa Café.«
    »Ich hoffe, Sie spielen keine Spielchen mit mir, Ben.«
    »Ich bin nur vorsichtig, Sir. Wie Sie’s mir beigebracht haben.«
    Die Verbindung brach ab. Ben beobachtete, wie Hort aus der Citibank kam und die Straße überquerte, während er den Kopf hin und her wendete und dieselben Gefahrenpunkte kontrollierte, die auch er kontrolliert hätte. Hort entdeckte Ben, nickte leicht und ging zu ihm. Er rückte einen Stuhl so, dass sie im rechten Winkel zueinander saßen, doch Ben hatte immer noch eine bessere Sicht auf die Straße. Die Präsenz des Mannes – seine Kommandoaura – war beinah überstark. Ben widerstand dem Drang, etwas zu sagen, sich zu erklären, um Verständnis zu bitten.
    »Was soll ich sagen?«, sagte Hort mit leiser Stimme. »Die Sache ist ein einziger Murks. Die Frage ist jetzt: Was muss ich tun, um Sie zu beruhigen?«
    »Erzählen Sie mir einfach alles«, sagte Ben, erstaunt über seine Kühnheit. »Sie haben mir schließlich nie was vorgemacht.«
    Hort nickte. »Eines müssen Sie zunächst einmal

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