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Todescode

Todescode

Titel: Todescode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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Vollidiot aufgeführt. Sarah war schließlich nicht seine Freundin. Er hatte sich ja nicht mal getraut, sie anzumachen, und wusste, dass er es auch nie tun würde. Er war einfach eifersüchtig gewesen, mehr nicht. Aber davon spürte er jetzt nichts mehr.
    »Bist du dir sicher, dass es eine gute Idee ist?«, fragte Alex.
    Ben ließ die Fingerknöchel knacken. »Nein. Mir fällt bloß keine bessere ein. Geh irgendwohin. Entspann dich. Ich ruf dich bald an.«
    Ben ging, und Alex zog sich an. Er fragte sich, wo er hinsollte. Wieder in ein Hotel? Er hatte Hotels satt. Und verdammt, so müde wie er war, könnte er wahrscheinlich einfach in der Stadtbibliothek für ein paar Stunden den Kopf auf den Tisch legen.
    Er wollte daran glauben, dass Ben alles wieder in Ordnung bringen konnte, aber es gelang ihm nicht. Die Typen – wer immer es war – hatten wegen Obsidian zwei Menschen umgebracht. Sein eigener Boss steckte in der Sache mit drin. Sie hatten sich Zugang zur Datenbank des US -Patentamtes verschafft, zum Ablagesystem der Kanzlei. Leute von diesem Kaliber ließen sich nicht einfach durch ein Gespräch von ihren Plänen abbringen. Wieso glaubte Ben, der Umstand, dass Alex sein Bruder war, würde irgendwas ändern? Im Gegenteil, es würde wahrscheinlich eher Ben in Gefahr bringen, als Alex retten. Warum sah Ben das nicht ein? Und wieso konnte Alex ihn nicht überzeugen?
    Er zog sich ein Hemd an und begann auf und ab zu gehen. Verdammt, Ben machte einen Fehler. Er überlegte, ihn anzurufen, entschied aber, dass das nichts bringen würde. Wenn Ben sich einmal eine Idee in den Kopf gesetzt hatte, konnte ihn keiner mehr davon abbringen.
    Ihm wurde klar, dass er darüber nachdachte, was Ben zustoßen könnte. Und dann wurde ihm noch etwas klar: dass Ben genau das beabsichtigt hatte. Alex sollte keine Angst um sich selbst haben. Er musste daran denken, wie behutsam Ben ihn damals vor vielen Jahren aus Katies Krankenhauszimmer geführt hatte, und er fragte sich, wie ihr Verhältnis so aus dem Ruder hatte laufen können.
    Er lief weiter auf und ab. Was sollte er machen? Einfach abwarten, hoffen, dass Ben sich täuschte, hoffen, dass sein Bruder die Lage irgendwie retten würde?
    Das war verrückt. Er musste etwas tun. Er musste ein Risiko eingehen. Er nahm sein Handy und wählte Sarahs Nummer.
    Ihre Mailbox sprang an. »Sarah«, sagte er, »hier ist Alex. Tut mir leid wegen heute Morgen. Hören Sie, ich hab eben mit Ben gesprochen, und er hat mir ein paar Neuigkeiten erzählt, die Sie unbedingt wissen sollten. Er ist dabei, eine echte Dummheit zu begehen, und ich muss … ich muss mir überlegen, wie ich ihm helfen kann. Rufen Sie mich an.«
    Er schnappte sich den Laptop und eilte aus dem Haus.

31 Zusammengequetscht
    Ben fuhr nach Palo Alto, um die Innenstadt auszukundschaften. Er war seit knapp zehn Jahren nicht mehr dort gewesen, und auch wenn sich nicht viel verändert hatte, was garantiert ein Trugschluss war, konnte er seinen Erinnerungen nicht trauen. Er hatte die Welt damals, als er hier lebte, mit anderen Augen gesehen und andere Dinge wahrgenommen. Damals hatte er eine Stadt gesehen. Jetzt musste er operatives Terrain sehen.
    Ben ging durch die Straßen im Zentrum und registrierte ohne die geringste Sentimentalität, was neu und was alt war. Er achtete ganz besonders auf kleine Seitengassen und darauf, wohin sie führten, welche Straßen Einbahnstraßen waren, wo sich Banken und Juwelierläden und andere Geschäfte mit Überwachungskameras befanden. Als er das Gefühl hatte, sich mit den taktischen Besonderheiten der Innenstadt ausreichend vertraut gemacht zu haben, begann er, nach einem geeigneten Treffpunkt zu suchen. Er fand ihn in einem Restaurant namens Coupa Café. Es hatte etwas zurückversetzt vom Gehweg eine Außenterrasse mit einer Überdachung, die von dicken Pfeilern gestützt wurde. Ben blieb vor einem der Terrassentische stehen und stellte fest, dass er von dort einen guten Blick auf die Straße und auf den Eingang der Citibank gegenüber hatte. Außerdem wäre er, wenn er sich hinter einem der Pfeiler positionierte, von der Straße aus nicht leicht zu sehen. Die Tische waren alle besetzt, aber irgendwann würde ein passender frei werden. Notfalls würde er eben etwas nachhelfen.
    Er ging hinein. Das Restaurant war ein langes Rechteck. Das Fenster zur Straße befand sich an einer der kurzen Seiten, und die Theke erstreckte sich über eine der langen Seiten gegenüber einer gestrichenen Wand. Die Tische

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