Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todescode

Todescode

Titel: Todescode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
Vom Netzwerk:
wissen: Niemand wusste, dass es Ihr Bruder ist.«
    »Kommen Sie, Hort. Wie viele Trevens kennen Sie?«
    »Bis vor kurzem nur Sie. Aber ich war nicht derjenige, der die Liste der Zielpersonen aufgestellt hat. Das war Atrios. Ich wusste lediglich, dass er die Eliminierung eines Erfinders, eines Anwalts und eines Patentprüfers für unumgänglich hielt. Mehr musste ich nicht wissen.«
    »Sie wollten nicht mehr wissen.«
    Er spitzte die Lippen. »Vielleicht.«
    »Erzählen Sie mir den Rest.«
    Hort blickte sich um und beugte sich dann vor. »Es gibt ein spezielles Datenzugriffsprogramm«, sagte er, »das direkt vom National Security Council betrieben wird. Hauptschwerpunkt ist der Cyberwar.«
    »Wie heißt das Programm?«
    »Das müssen Sie nicht unbedingt wissen. Sie dürften nicht mal wissen, dass es existiert. Die Informationen sind streng geheim, und ich lehne mich hier weit aus dem Fenster, indem ich Ihnen ohne Genehmigung davon erzähle.«
    »Wie heißt es, Hort?«
    Hort seufzte. »Sie wollen mich für meine Sünden büßen lassen, nicht?«
    »Ich will bloß nicht das Gefühl haben, dass Sie mir was verschweigen.«
    »Das Programm heißt Dschinn.«
    »Okay. Wozu ist Dschinn da?«
    »Ich kenne nicht alle Einzelheiten. Ich weiß von dem Programm auch nur durch die Erfindung, für die Ihr Bruder die Patentanmeldung abgewickelt hat.«
    »Na, dann erzählen Sie mir, was Sie wissen.«
    »Anscheinend werden alle Patentanmeldungen im Bereich Kryptographie einer Sicherheitsprüfung beim Verteidigungsministerium unterzogen. Die Anmeldung für Obsidian wurde routinemäßig geprüft. Doch irgendetwas an der Erfindung hat bewirkt, dass sie genauer unter die Lupe genommen wurde. Kurz gesagt, die Anmeldung wurde bis ganz nach oben ins Weiße Haus durchgereicht. Und den Dschinn-Leuten beim NSC gefiel ganz und gar nicht, was sie da sahen.«
    »Wieso?«
    »Das weiß ich nicht. Ich weiß nur, dass Obsidian, falls es in die falschen Hände gerät, für die Infrastruktur des gesamten US -Netzwerks eine ernsthafte Bedrohung darstellen könnte.«
    »Okay, wie ging es weiter?«
    »Irgendwer im Weißen Haus hat eine Entscheidung gefällt. Im Interesse der nationalen Sicherheit sollte Obsidian quasi vom Erdboden verschwinden. Sämtliche Kenntnisse davon sollten getilgt werden. Die Operation hatte zwei Ebenen: die elektronische und die reale Welt. Die NSA wurde mit der elektronischen betraut. Wir kümmern uns um die Elemente in der realen Welt.«
    »Der Erfinder, der Typ vom Patentamt … das waren dann also Ihre Operationen?«
    »Ich habe sie befehligt.«
    »Aber Hort, das waren … ich meine, die beiden waren Amerikaner.«
    »Sie wissen, wie das ist, Ben. Ich mache nicht die Regeln.«
    Ben trommelte mit den Fingern auf dem Tisch. »So allmählich frage ich mich, ob es überhaupt Regeln
gibt
. Nicht für den Feind. Für uns.«
    »Ich bin auch nicht glücklich darüber. Aber letztendlich geht es darum, Menschenleben zu retten. Und bei der Rettung von Menschenleben kommt es manchmal zu Kollateralschäden, das wissen Sie. So eine Entscheidung ist verdammt schwer, aber irgendjemand muss sie treffen. Und ob Sie oder ich mit der Entscheidung einverstanden sind, spielt keine Rolle. Unsere Aufgabe ist es, sie auszuführen.«
    »Hören Sie, Hort, ich weiß, wie das läuft. Aber es ist eine Sache, Leute zu verschleppen, als feindliche Kämpfer in einem Navy-Knast festzuhalten, isoliert, ohne die Möglichkeit, mit irgendwem zu sprechen. Aber … sie einfach exekutieren? Amerikaner? Seit wann machen wir so was?«
    Hort atmete geräuschvoll aus. »Zugegeben, es ist eine beschissene Situation. Für so was meldet sich keiner freiwillig. Aber wir machen den Job nicht, weil er leicht ist. Wir machen ihn, weil er gemacht werden muss.«
    »Ja, aber –«
    »Was werden wir tun, wenn einer von unseren Feinden so was wie Obsidian in die Finger kriegt und es gegen uns verwendet? Wenn sie ein Stromnetz abschalten oder die Luftverkehrsüberwachung lahmlegen? Entschuldigen wir uns dann bei den Angehörigen der Menschen, die in den abgestürzten Maschinen saßen, weil wir zu zimperlich waren, um zu verhindern, dass die Mittel, mit denen diese Katastrophen verursacht wurden, in Feindeshand gelangten?«
    Sie schwiegen einen Moment. Ben wusste, dass Hort recht hatte, auf einer Ebene, aber …
    Er dachte an Sarah, daran, was sie darüber gesagt hatte, was passiert, wenn das Gesetz ein bisschen gebrochen wird.
    Er schüttelte den Gedanken ab. »Was ist mit den Russen?«,

Weitere Kostenlose Bücher