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Todescode

Todescode

Titel: Todescode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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der elfte September ja für Verschwörungstheoretiker ein gefundenes Fressen. Man kann nie alle Fragen genau klären. Irgendwas bleibt immer ein Rätsel.«
    Randol fragte: »Haben Sie ihn genauer zu Gesicht bekommen? Könnten Sie ihn beschreiben, bei einer Gegenüberstellung identifizieren?«
    Alex versuchte sich vorzustellen, was er gesehen hatte. »Es war dunkel. Ich …« Was hatte er gesehen? Plötzlich war er sich bei gar nichts mehr sicher. Er fühlte sich ausgelaugt und war völlig ratlos.
    »Schwarzer? Weißer?«
    Alex schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht.«
    »Na, wenigstens haben Sie ihn verjagt«, sagte Tibaldi. »Nicht schlecht, das mit dem Bleichmittel. Und geklaut wurde auch nichts.«
    Alex sah sie an. »Dann glauben Sie also, das war bloß ein zufälliger Einbruch?«
    Randol antwortete nicht, und Alex sah ihm an, dass er sich Alex’ Antworten noch einmal durch den Kopf gehen ließ. Nach einem langen Moment nickte er und sagte: »Wenn er keine Pistole hatte und Sie keine Feinde haben, dann sieht es für mich danach aus. Ich denke, ein kleiner Gauner hat die Gegend ausgekundschaftet, er hat die Zeitungen gesehen, sich das Haus genauer angeguckt und dann gesehen, dass die Haustür kein Sicherheitsschloss hat, sondern nur ein einfaches Schloss, das noch dazu veraltet ist. Ich tippe mindestens vierzig Jahre, kommt das ungefähr hin?«
    »Ja«, sagte Alex. »So ungefähr.«
    »Ich zeig Ihnen mal was«, sagte Randol. Er trat nach draußen und schloss die Haustür hinter sich. Von der anderen Seite hörte Alex ein Kratzen, dann ein Klicken, und dann ging die Tür auf.
    »Ach du Schande«, sagte Alex. »Wie haben Sie das gemacht?«
    Randol reichte Alex ein dünnes Stück Plastik, hart, aber biegsam, etwa zehn mal zehn Zentimeter. »Einfach zwischen Tür und Rahmen schieben und den Riegel zurückdrücken, dann ist man schneller drin, als es mit einem Schlüssel dauern würde. Lassen Sie sich ein Sicherheitsschloss einbauen. Türblatt und -rahmen verstärken. Machen Sie es den Einbrechern nicht so leicht.«
    Alex meinte, aus diesen Worten einen gewissen Vorwurf herauszuhören, und das ärgerte ihn. Aber der Mann hatte nicht ganz unrecht.
    Alex rieb sich mit einer Hand übers Gesicht. Er fühlte sich seltsam – irgendwie überdreht und erschöpft zugleich. »Ich danke Ihnen jedenfalls, dass Sie mitten in der Nacht hergekommen sind, das heißt eigentlich ja am frühen Morgen«, sagte er.
    »Kein Problem, Sir«, sagte Randol. »Wir sind froh, dass Ihnen nichts passiert ist.«
    Alex ließ sämtliche Lampen im Haus an, nachdem die Polizisten weg waren. Er wusste, dass es albern war, aber ihm ging immer nur ein Gedanke durch den Kopf:
Was, wenn er zurückkommt?
    Ach Blödsinn. Ein Einbrecher, der noch einmal zu dem Haus zurückkehrt, aus dem er in derselben Nacht Hals über Kopf geflohen ist, nachdem der Besitzer ihn überrascht hat? Der müsste doch befürchten, der Polizei in die Hände zu laufen.
    Es war lächerlich.
    Aber wie mühelos Randol die Haustür geöffnet hatte … das war unglaublich. Erstaunlich war nicht, dass Alex heute Nacht noch einmal davongekommen war, erstaunlich war, dass bis jetzt noch keiner versucht hatte, bei ihm einzubrechen.
    Der Kerl würde bestimmt nicht wiederkommen. Aber falls doch, könnte Alex ihn wohl kaum aufhalten. Die Haustür hatte praktisch kein Schloss, er hatte keine Pistole …
    Er musste an das Geräusch denken, das die Tür gemacht hatte, als sie aufgeschoben wurde. Wie verängstigt und schutzlos er sich in der Wanne gefühlt hatte.
    Ach was. Er würde sich einfach im Four Seasons in East Palo Alto einquartieren. Er hatte dort im Quattro-Restaurant schon so viele Geschäftsessen gehabt, da konnte er auch ruhig mal in dem Hotel übernachten. Wenn er hierbliebe, läge er den Rest der Nacht wach, würde hinter jedem Geräusch im Gebälk einen Schritt vermuten und bei jedem Rauschen der Gasheizung denken, dass die Haustür wieder geöffnet wurde.
    Er packte eine kleine Tasche und beobachtete durchs Fenster eine ganze Weile die Straße, ehe er sich hinauswagte.

12 Notfall
    Alex schlief einige Stunden unruhig im Hotel. Als er wach wurde, schien die strahlende Bay-Area-Sonne durch die Fenster auf die weiße Bettwäsche. Er rieb sich das Gesicht und dachte an die vergangene Nacht. Daran, wie panisch und verwirrt er gewesen war. Er hatte den Eindringling für einen simplen Einbrecher gehalten. Doch jetzt wurde ihm klar, dass er etwas Naheliegendes übersehen hatte.
    Der

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