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Todescode

Todescode

Titel: Todescode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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zuckte die Achseln. »Er wollte ungestört mit dir sein. Um dich zu verhören.«
    »Mich zu foltern, meinst du?«
    »Nenn es, wie du willst. Du hast gesagt, dein Wagen stand in der Einfahrt – er wusste also, dass du zu Hause warst. Er wollte dich in einer ruhigen Umgebung haben, wo er die Kontrolle hat, wo er sich Zeit lassen kann. Erst danach hätte er dich wahrscheinlich umgebracht.«
    »Einfach so?«
    Alex hatte die Frage sarkastisch gemeint, eine saloppe Reaktion, um sein Unbehagen zu kaschieren. Doch Ben hob die Augen und blickte dann nach links, als würde er ernsthaft nachdenken. »Nicht einfach so. Er hätte dich wahrscheinlich gezwungen, irgendwohin zu fahren, wo er es erledigen und die Leiche loswerden könnte.«
    »Was? Wieso?«
    »Das Fehlen einer Leiche würde die Geschichte schlüssig machen. Ich würde den Wagen nämlich anschließend auf einem Parkplatz am Busbahnhof oder Bahnhof abstellen. Vielleicht ein bisschen Heroin im Auto verstecken. Ein paar falsche Spuren mehr legen. Dann wird daraus folgende Geschichte: ›In Drogengeschäfte verwickelter Anwalt bekommt es mit der Angst zu tun, als die Polizei ihn wegen seines ermordeten Mandanten beziehungsweise seines Geschäftspartners im Drogenhandel verhört. Er verschwindet aus Angst vor der Verhaftung, oder weil er fürchtet, das nächste Opfer zu sein, so was in der Art.‹ Ja, das klänge plausibel. Die Polizei hat alle Hände voll zu tun, da würde keiner weiter nachhaken, solange es keine Leiche gibt.«
    »Wie würdest du die Leiche loswerden?«
    »Frag lieber nicht.«
    Alex sah sich im Geist als Leiche, wie irgendein gesichtsloser Typ sich über ihn beugte, mit einer Säge in der Hand, oder wie er eingepackt in einem Plastiksack in einen einsamen Schacht geworfen wurde oder mit Ketten beschwert durch kaltes, trübes Wasser in die Tiefe sank, den unglaublichen Druck spürte, das Licht der Welt über ihm erlosch …
    »Woher weißt du so was?«, fragte er. »Ich meine, du kennst dich da wirklich aus, oder?«
    Ben stand auf und trat ans Fenster, schaute hinunter auf den lautlosen Verkehr. Nach einer Weile sagte er: »Fangen wir damit an, wer alles von der Erfindung wusste. War sie allgemein bekannt?«
    Alex lief ein Schauer über den Rücken. »Nein«, sagte er nach einem Augenblick. »Eine Patentanmeldung bleibt achtzehn Monate lang geheim. Erst dann wird sie, wenn nichts dazwischenkommt, veröffentlicht.«
    »Und die achtzehn Monate sind noch nicht um. Die Anmeldung ist also noch geheim.«
    »Genau. Wir haben das Patent vor einem Jahr angemeldet.«
    »Aber ein paar Leute wussten Bescheid. Wer?«
    »Eine ganze Reihe. Zunächst einmal das PMA .«
    »Wer?«
    »Das Patent- und Markenamt. Außerdem ein paar Leute in der Kanzlei. Und die Investoren, mit denen ich wegen der Finanzierung Kontakt aufgenommen habe. Plus … nun wohl jeder, den Hilzoy eingeweiht haben könnte.«
    Ben ging ans andere Ende des Fensters. »Drei Zielpersonen, du, der Erfinder, der Prüfer. Jede Menge Leute könnten über jeweils einen von euch und eure Verbindung zu der Software Bescheid gewusst haben. Aber irgendwer wusste über alle drei Bescheid. Das ist ein Engpass. Wer könnte von dem Typen im Patentamt wissen?«
    »Eigentlich niemand. Seiner Stelle war das Patent noch gar nicht offiziell zugewiesen worden, ich kannte ihn einfach vom Studium her. Er hat mir inoffiziell geholfen, mir ab und zu einen Zwischenbericht gegeben, mehr nicht.«
    »Sein Name steht also in keinen Unterlagen?«
    »Nein, nichts dergleichen. Bloß ein paar private Telefonate und E-Mails.«
    »Tja, irgendwer wusste aber von ihm.«
    »Woher denn?«
    »Keine Ahnung. Vielleicht mit dem einfachsten Trick der Welt: Du wurdest abgehört. Oder er.«
    Sie schwiegen einen Moment. Dann gähnte Ben und sagte: »Ich muss ein wenig schlafen. Wir reden morgen weiter.«
    Alex wurde verlegen. Er wollte nicht, dass Ben ein Hotelzimmer bezahlte. Er hatte bereits ein Flugticket bezahlt. »Hast du dir hier ein Zimmer genommen? Oder –«
    »Ich hau mich auf die Couch, okay?«
    Eins von Bens kleinen Spielchen. Dieses Getue, als bräuchte er nichts, um nur ja nichts annehmen zu müssen, was ihn aus dem gewohnten Trott bringen könnte.
    »Wie du willst«, sagte Alex. »Du hast sicher einen langen Flug hinter dir, nicht? Von woher auch immer.«

16 Gestörtes Karma
    Als Alex am nächsten Morgen erwachte, hörte er die Dusche laufen. Er setzte sich auf und warf einen Blick auf den Wecker. Halb sieben. Sie würden offenbar

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