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Todescode

Todescode

Titel: Todescode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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Nononsenseselfdefense.com. Ein Wort. Nimm dir eine Tasse Kaffee mit, es könnte eine Weile dauern. Du musst dich schlau machen, wie du besser auf deine Umgebung achtest und wie der Gegner denkt. Die Webseite gibt gute Tipps für Anfänger, die lernen wollen, kein leichtes Ziel zu sein.«
    »Schön, ich schau mir die Webseite an. Und ich feiere ein paar Tage krank. Was dann?«
    »Bis dahin bin ich bei dir.«
    Alex war überrascht. »Du kommst hierher?«
    »Das hab ich doch gerade gesagt, oder?«
    »Aber mein Handy wird ausgeschaltet sein, wie soll ich –?«
    »Ich finde dich.«
    Die Verbindung brach ab.
    Alex blickte einen Moment lang auf das Handy, von plötzlicher Wut gepackt. Er begriff, dass er sich beides erhofft hatte – dass Ben herkam, aber dass er ihn nicht ausdrücklich darum bitten musste. Und das war ihm auch gelungen – bloß, so wie Ben das gesagt hatte, klang es, als hätte er genau gewusst, was Alex wollte, sich aber entschieden, ihm seinen Willen zu lassen.
    Und überhaupt, diese Art, einfach aufzulegen. Als wäre die ganze Sache so nervig für ihn, dass er sich nicht mal dazu aufraffen konnte, sich anständig zu verabschieden.
    Oder aber er hatte auflegen wollen, ehe Alex dazu kam, Danke zu sagen.
    Na, Ben konnte ihn mal. Danke würde Alex ganz bestimmt nicht sagen.

15 Gedankenspiele
    Es kam ihm zwar paranoid vor, aber schließlich beschloss Alex, Bens Ratschläge doch lieber zu befolgen. Er fuhr nach Hause, weil er jemanden von der Gebäudesicherungsfirma bestellt hatte, um die Haustür einbruchsicher zu machen. Doch sobald das erledigt war, nahm er sich erneut ein Zimmer im Four Seasons. Er rief Alisa an und sagte ihr, er habe eine schlimme Erkältung und würde zu Hause arbeiten, vermutlich zwei, drei Tage. Und er informierte Osborne per E-Mail in groben Zügen über die Sache mit Hilzoy und versprach ihm einen ausführlichen Bericht, wenn er wieder im Büro war.
    Im Hotel zu wohnen war nicht schlecht. Das Zimmer war luxuriös, das Essen gut, und das Fitnesscenter gefiel ihm. Und mein Gott, wann machte er schon mal Urlaub? Das hier war so gut wie Urlaub. Er sah sich die Webseite nononsenseselfdefense.com an. Ben hatte recht gehabt. Auch wenn ihm das Thema reichlich fremd war, erschienen ihm die Informationen, die dort angeboten wurden, durchaus hilfreich.
    Das Problem war nur, dass ihm alles, was in den letzten paar Tagen passiert war, inzwischen irgendwie … sonderbar vorkam, unwahrscheinlich, wie ein komischer Geruch, den er vertreiben könnte, wenn er nur wieder in sein normales Leben zurückkehrte. Er war überrascht, wie stark es ihn drängte, ins Büro zu fahren, die gewohnten Leute zu sehen, die gewohnten Anrufe zu machen und abends nach Hause zu fahren. Es war, als hätte man ihm gesagt, er sollte nicht an einer verschorften Wunde kratzen, und als würde ihn jetzt der Juckreiz in den Wahnsinn treiben.
    Er fragte sich, ob er nicht vielleicht maßlos übertrieb. War es wirklich so schwer vorstellbar, dass Hilzoy mit Drogen gedealt hatte? Und Hank – so traurig es war, auch Jüngere starben schon mal an einem Herzinfarkt. Die Polizei schließlich hielt den Einbruch in sein Haus anscheinend für rein zufällig. Vielleicht war ja wirklich alles bloß ein Riesenzufall. Wenn man dann noch die ganze Nervosität hinzunahm, die das alles bei ihm ausgelöst hatte, war es kein Wunder, dass er auf einmal überall eine Verschwörung witterte.
    Als er an seinem zweiten Abend im Four Seasons allein im Hotelrestaurant beim Essen saß und zwischendurch aufschaute, sah er Ben hereinkommen. Er erkannte ihn bereits am Gang, ehe er sein Gesicht sah. Es war der Gang eines Ringers, leicht o-beinig, aber vor allen Dingen souverän und entspannt – die Art von Gang, wie man ihn bei Leuten sieht, die nicht nur denken, ihnen gehört die Welt, sondern vermutlich auch recht damit haben. Alex war immer neidisch auf diesen Gang gewesen. Als sie Kinder waren, hatte er heimlich versucht, ihn nachzumachen.
    Er stand auf und überlegte, was er sagen sollte, doch das Einzige, was ihm über die Lippen kam war: »Ben.«
    Ben trug Jeans, Stiefel, ein dunkles Hemd, eine Wolljacke. Eine Ledertasche hing über seine Schulter. Sein Bruder schien kaum gealtert zu sein. Er hatte noch immer die athletische Figur und diese Ausstrahlung, als wäre er auf alles gefasst und es sollte ihm bloß keiner in die Quere kommen. Sein Haar war länger, und er hatte einen Dreitagebart; das war neu. Er sah sich im Restaurant um, als würde er

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