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Todescode

Todescode

Titel: Todescode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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das Risiko, entdeckt zu werden, besteht sogar frühmorgens und spätabends. Der Parkplatz bietet sich daher am ehesten für eine Falle an. Schön, es gibt mehrere Ein- und Ausgänge. Aber das Problem löst die Zielperson vermutlich selbst, weil sie immer denselben benutzt. Ja, ich würde mich für den Parkplatz entscheiden.«
    Sie gingen im Todesstern eine Treppe hoch. Ben sagte: »Sag in deinem Büro kein Wort, bis ich dir signalisiere, dass es sicher ist.«
    »Sicher?«
    »Halt einfach den Mund.«
    Sie gingen den langen, mit grünem Teppichboden ausgelegten Korridor entlang. In Osbornes Büro brannte Licht, und als sie vorbeikamen, warf Alex einen Blick hinein. Verdammt, Osborne saß an seinem Schreibtisch. Er blickte auf, als er Schritte hörte.
    »Alex!«, rief Osborne. »Ich hab gar nicht mit Ihnen gerechnet. Schon wieder auf dem Damm?«
    »Äh, so einigermaßen«, sagte Alex. »Was machen Sie denn schon so früh hier? Zurück aus Thailand?«
    »Ich bin immer so früh hier«, sagte Osborne. Er deutete auf Ben. »Und das ist …«
    »Mein Bruder, Ben.«
    Osborne stand auf und kam in seinem langsamen Cowboystiefelgang herübergeschlendert. »Hi, Ben. Ich wusste gar nicht, dass Alex einen Bruder hat.« Er streckte ihm die Hand hin. Ben wartete eine lange Sekunde, dann schüttelte er sie.
    »Ich bin nur noch selten in Kalifornien«, sagte Ben.
    »Ach ja? Wo wohnen Sie denn?«
    »Ich bin freiwilliger Entwicklungshelfer bei den Missionaries of Africa.«
    Osborne blickte verblüfft. Alex dachte:
Ich glaub, ich spinne!
    »Afrika«, sagte Osborne. »Hmm.«
    »Ja, wir kümmern uns um Nahrung, Kleidung, Häuser, sauberes Wasser, Medizin, Seelsorge, Ausbildung …«
    Osborne sah so verdattert aus, wie Alex ihn noch nie gesehen hatte. »Alle Achtung«, sagte er.
    Ben lächelte. »›Lasset die Kindlein zu mir kommen … denn solcher ist das Reich Gottes.‹ Matthäus, 19:14. Finden Sie nicht auch?«
    »Kinder sind das Wichtigste überhaupt«, sagte Osborne. »Tja, dann will ich Sie mal nicht länger aufhalten.« Er setzte ein mattes Lächeln auf und kehrte zurück an seinen Schreibtisch.
    Alex und Ben gingen weiter den Flur hinunter. Alex kochte. Was zum Teufel sollte das denn? Osborne würde denken, Alex hätte einen religiösen Fanatiker zum Bruder. Er wollte irgendwas sagen, doch sie waren fast schon bei seinem Büro, und Ben hatte ihm eingeschärft, den Mund zu halten.
    Sie gingen hinein. Ben hob einen Finger vor die Lippen, deutete dann auf die Tür und machte eine Handbewegung, als würde er einen Schlüssel umdrehen. Genau. Alex schloss die Tür und verriegelte sie. Ben stellte seine Tasche auf Alex’ Schreibtisch und holte etwas hervor, das aussah wie ein Miniradio. Er stöpselte das Kabel eines Metallstabes darin ein und ging dann im Büro umher, wobei er mit dem Stab mal hierhin, mal dorthin zeigte. Alex begriff sofort:
Verdammt, er sucht nach Wanzen.
    Nach ein paar Minuten richtete Alex seine Aufmerksamkeit auf Alex’ Telefon. Er kontrollierte den Hörer, die Schnur und das Gerät selbst.
    Ben stellte den Detektor auf Alex’ Schreibtisch. Er blickte einen Moment zum Fenster hinaus, schloss dann die Jalousien. »Dein Büro ist sauber«, sagte er.
    Alex sah, dass an dem Detektor noch immer ein rotes Lämpchen leuchtete. »Lässt du das Ding an?«, fragte Alex.
    »Falls hier eine Wanze versteckt ist, die vorhin abgeschaltet war und später aktiviert wird.«
    »Du glaubst ernsthaft, mein Büro könnte abgehört werden?«
    Ben zuckte die Achseln. »Vergiss nicht, alles, was wir machen, gehört zu unserem Gedankenspiel.«
    »Hast du diese Ausrüstung immer dabei?«
    »Worauf willst du hinaus?«
    Alex schüttelte den Kopf. »Ich … ich frag mich bloß, wie du so leben kannst.«
    »Wenn ich nicht so leben würde, wäre ich tot.«
    »Ich meine, das muss doch zermürbend sein.«
    »Das kommt dir nur so vor, weil du nicht weißt, worauf du achten musst. Du hast keine Filter.«
    »Wonach hast du gerade Ausschau gehalten, als du aus dem Fenster gesehen hast?«
    »Nach einer Stelle, wo jemand einen Laser aufgebaut haben könnte, um Gespräche von der Fensterscheibe abzulesen.«
    »Du machst Witze. So was geht?«
    »Es ist nicht leicht, aber es ist machbar. Besser, wir gehen kein unnötiges Risiko ein.«
    Alex setzte sich in seinen Schreibtischstuhl, froh, dass Ben ihn noch nicht mit Beschlag belegt hatte. Wenn er nicht mit seiner Ausrüstung gespielt hätte, säße er wahrscheinlich schon drin. »Wieso hast du Osborne den

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