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Todescode

Todescode

Titel: Todescode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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unternehmen. Aber vielleicht ja doch, je nachdem, wie gut sie zahlenmäßig noch aufgestellt waren, nachdem sie zwei Leute am Four Seasons verloren hatten. Wenn sie keine weiteren Hinweise hatten, könnten sie sich an die einzigen Informationen halten, die sie hatten: Büroadresse am Tag, Privatadresse in der Nacht. Er betrachtete die Situation von ihrer Warte aus, wer immer sie auch waren. Sie würden wissen, dass die Zielperson sich höchstwahrscheinlich nicht noch einmal blicken ließ, aber es war auch nicht ganz ausgeschlossen. Alex war Zivilist. Es würde ihm schwerfallen, aus den Mustern und Gewohnheiten seines Alltags auszubrechen. Er würde außerdem die Augen vor der Wahrheit verschließen. Irgendwann würden die beiden Faktoren zusammenkommen – er würde irgendwas, das er zu Hause gelassen hatte, dringend brauchen, ein kurzes Verdrängen der Realität, und dann würde die Zielperson womöglich an einem bekannten Knotenpunkt auftauchen. Ben hatte das schon erlebt, und er war zur Stelle gewesen, um es auszunutzen.
    Am Four Seasons hatte er gesehen, dass sich die Zielsetzung ihrer Operation verändert hatte. Es ging nicht mehr darum, Alex zuerst in die Mangel zu nehmen, sondern ihn direkt zu eliminieren. Dementsprechend lautete die Frage: Bei dem, was du über Alex weißt – wo würdest du dich bei ihm zu Hause auf die Lauer legen?
    Die Antwort war leicht. Das Haus und die frei stehende Garage bildeten ein L am Ende der Einfahrt, getrennt durch ein Holztor, das in den Garten führte. Hinter dem Tor. Das wäre ein ideales Versteck mit guter Sicht auf die Einfahrt. Wenn Alex nach Hause kommt, spielt es keine Rolle, ob er in der Einfahrt parkt oder in die Garage fährt. Du brauchst nur aus deinem Versteck hervorzukommen, ihm mit einer schallgedämpften Pistole das Gehirn wegzublasen und zurück zu deinem Fahrzeug zu gehen, das du irgendwo in einer stillen Seitenstraße abgestellt hast. Danke für die gute Zusammenarbeit, der Nächste bitte.
    Falls sich irgendjemand dort postiert hatte, würde er sich in erster Linie auf die Einfahrt konzentrieren und weniger auf die Straße dahinter. Er würde nicht an den Garten denken. Er würde nicht auf die Idee kommen, dass sich vielleicht jemand in der Gegend auskannte und dies nutzen würde. Jemand, der, sagen wir, den Garten und den Nachbargarten dahinter jeden Tag als Abkürzung auf dem Weg zur Schule und zurück benutzt hatte.
    Er fuhr an der Ausfahrt Portola Valley-Alpine Road von der I-280 ab und folgte der Alpine in südlicher Richtung, vorbei an den niedrigen Holzgebäuden des Ladera-Shopping-Centers, wo seine Mom immer Lebensmittel eingekauft und sein Dad das Auto gewaschen, betankt und den Reifendruck geprüft hatte. Sein Elternhaus – Alex’ Haus – lag in einer Sackgasse namens Corona Way, einer von vielen ähnlichen kleinen Straßen in einem Viertel, wo es etliche weitläufige Häuser und große, hügelige Anwesen gab. Er bog nach rechts auf den La Mesa Drive, dann nach links auf den Erica Way, und er spürte beklommen, wie selbstverständlich die Strecke, wie vertraut die Gegend war.
    Auf den baumgesäumten Straßen parkten einige Autos, Lexus, Mercedes und Volvos, die aussahen, als würden sie genau dorthin gehören. Er rollte langsam an ihnen vorbei und warf einen Blick ins Innere. Sie waren alle leer, die Windschutzscheiben und Kühlerhauben mit Nachttau bedeckt.
    Er fuhr rechts ran und schaltete die Scheinwerfer aus, öffnete dann seine Ledertasche und holte eine Nachtsichtbrille hervor: Night Optics USA D-321G-A, rund sechs Riesen das Stück, wenn man sie außerhalb des Militärs auftreiben konnte. Außerdem war sie klein und leicht, also genau das Richtige für unterm Weihnachtsbaum. Er setzte das Gerät auf und schaltete es ein, und mit einem Mal sah er die Welt um sich herum scharf und grün. Es konnte losgehen.
    Er fuhr nach links auf den Escanyo Way, eine Sackgasse, die etwa parallel zum Corona verlief und von ihm durch zwei gewundene Häuserreihen und Gärten und einem Dickicht aus Bäumen getrennt war. Auf der Straße stand kein einziges Auto, und es gab keine Laternen. Er parkte neben einer Reihe Redwoodbäume zwischen zwei Häusern – von den Levins und den Andrews, wie er sich erinnerte, falls sie noch hier wohnten. Alex hatte mit ihren Kindern hier Verstecken gespielt. Er stellte den Schalter vom Deckenlicht auf Aus, stieg aus dem Wagen und drückte die Tür leise zu.
    Die Luft war feuchtkalt und roch nach Nadelbäumen und Torfmoos. Er

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