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Todescode

Todescode

Titel: Todescode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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zerrissen, und im bleichen Mondlicht konnte Ben den blutüberströmten Rücken sehen. Der Typ griff nach hinten in die zerfetzte Masse und hob die Hand dann vors Gesicht. »Scheiße«, flüsterte er mit einem leicht verwunderten Tonfall und kippte nach vorn.
    Ben trat zu ihm, die Waffe weiter auf den am Boden liegenden Körper gerichtet. Er drehte ihn mit einem Fuß um und tastete am Hals nach dem Puls. Nichts. Er war tot.
    Er holte die Nachtsichtbrille, die er fallen gelassen hatte, und setzte sie wieder auf. Dann steckte er die Glock zurück ins Holster. Er ging zu dem Typen und zog ihm die Nachtsichtbrille vom noch immer verwunderten Gesicht. Helles, kurzgeschnittenes Haar, um die dreißig, vielleicht jünger. Das verriet ihm nichts. Immerhin war er taktisch gut gewesen, zumindest bis er Ben um die Ecke des Hauses herum gefolgt war. Aber das war entschuldbar – schließlich hatte er ja nicht wissen können, wie gut Ben sich hier auskannte. Und er war auch gut ausgerüstet. Der Taurus natürlich, und seine Nachtsichtbrille war eine Night Optics, wie die von Ben.
    Er ging neben dem Toten kurz in die Hocke, atmete schwer und versuchte, einen klaren Kopf zu bekommen und sich zu überlegen, was er machen sollte. Eine Reihe von Schnappschussbildern blitzten in seinem Kopf auf: Wie er mit seinem Dad Baseballwürfe übte. Wie er dem Hund eine Frisbeescheibe zuwarf. Wie Katie ihn lachend mit Barbecuesoße bekleckerte, nachdem er sie mit einer Wasserpistole nassgespritzt hatte. Er blickte hinunter auf den Toten und war einen Moment lang wie gelähmt durch den Zusammenprall von Vergangenheit und Gegenwart.
    Komm schon
, dachte er.
Konzentrier dich.
Drei Schüsse hatte er abgefeuert. Ganz schön laut. Aber die Grundstücke in Ladera waren groß, normalerweise abgetrennt durch Zäune und Bäume, die den Krach sicherlich ein wenig gedämpft hatten. Möglich, dass niemand wach geworden war. Möglich, dass jemand die Schüsse zwar gehört hatte, aber einfach davon ausging, dass sich schon ein anderer drum kümmern würde. Ebenso möglich, dass einer zum Telefon gegriffen und die Polizei verständigt hatte. Er musste hier weg.
    Er durchsuchte rasch die Taschen des Toten, rechnete aber nicht damit, irgendwas zu finden. Der hier war besser als die Russen. Er war ein Profi. Er würde keine Visitenkarte dabei haben.
    Eine Handvoll Ersatzpatronen für den Taurus. Nutzlos. Eine SureFire-E1E-Minilampe. Unbrauchbar. Und …
    Ein Autoschlüssel. Kein Anhänger von einer Mietwagenfirma oder ein anderes Erkennungsmerkmal, aber der Schlüssel war von einem Volvo. Er hatte auf dem Weg hierher in der Nähe ein paar Volvos parken sehen. Sehr wahrscheinlich gehörte einer davon seinem neuen toten Freund hier. Oder falls nicht, dann eben einer, der irgendwo im Umkreis von einer Meile um das Haus stand. Schließlich war der Typ nicht mit dem Fallschirm abgesprungen.
    Er schleifte die Leiche hinter den Whirlpool. Dann nahm er die Nachtsichtbrille und den Revolver des Toten – je weniger Spuren er zurückließ, desto besser –, kletterte über den Zaun und ging zurück zu seinem Wagen. Er fuhr mit ausgeschaltetem Licht los und machte es erst an, als er wieder auf dem Erica Way war. Er parkte ganz weit hinten auf dem Parkplatz des Ladera-Shopping-Center. Ladera hatte nur eine Ein- und eine Ausfahrt, und von seinem Standort aus konnte er beide im Auge behalten. Falls die Polizei kam, würde er einfach friedlich davonfahren.
    Er wartete, beobachtete und dachte nach. Sollte er den Typen liegen lassen oder wegschaffen? Beides barg Risiken. Wenn er ihn liegen ließ, würde es nicht lange dauern, bis irgendjemand die Leiche entdeckte. Und eine Leiche im Garten seines Bruders stellte eine zu enge Verbindung zu ihm selbst dar. Okay. Der Typ würde also eine letzte Spritztour unternehmen und irgendwo anders gefunden werden, falls überhaupt.
    Als nach einer halben Stunde keine Polizei aufgetaucht war, fuhr Ben zum Escanyo Way zurück und parkte an derselben Stelle wie zuvor. Er durchquerte den Garten, kletterte über den Zaun und ging zu dem Holzstapel. Er nahm die Plane, mit der das Holz abgedeckt gewesen war, legte den Toten darauf und schleifte ihn zurück zum Zaun. Die Plane war aus Plastik und ließ sich mühelos über das nasse Gras ziehen. Unten vor dem Zaun rollte er den Toten in die Plane, hievte sich das Paket auf die Schulter und bugsierte ihn unter vollem Körpereinsatz auf die andere Seite. Das letzte Stück bis zum Auto konnte er es wieder mit

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