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Todesdämmerung

Todesdämmerung

Titel: Todesdämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Freeway und schlug die nördliche Richtung ein. Sah in den Rückspiegel, sah den anderen Wagen noch nicht, bemerkte, daß er den Atem anhielt.
    Sie protestierte: »Aber Sie wußten doch nicht, daß Sie so viel Ärger bekommen würden, so viele Schwierigkeiten.«
    »Na, sicher wußte ich das«, sagte er. »Dabei lebe ich richtig auf.«
    »Natürlich tun Sie das.«
    »Fragen Sie Joey. Der weiß über uns Privatdetektive Bescheid. Er weiß, daß wir die Gefahr lieben.«
    »Das tun die wirklich, Mama«, sagte der Junge. »Sie lieben die Gefahr.«
    Charlie sah wieder in den Rückspiegel. Kein anderer Wagen war hinter ihnen, sie wurden nicht verfolgt.
    Sie fuhren in nördliche Richtung in die Nacht hinein, und nach einer Weile fing es wieder heftig an zu regnen, und da war auch Nebel. Hier und da vermittelte der Regen, der die Landschaft und die Straße vor ihnen verdunkelte, den Ein druck, als führen sie gar nicht durch die wirkliche Welt, sondern durch irgendein verwunschenes, substanzloses Reich der Geister und Träume.

40
    Kyle Barlowes Wohnung in Santa Ana war seinen Dimensionen gemäß eingerichtet. Es gab geräumige Sessel, ein großes, aus einzelnen Teilen zusammengesetztes Sofa mit einem tiefen Sitz, massive Beistelltische und einen solide gebauten Kaffeetisch, auf den man die Füße legen konnte, ohne Sorge haben zu müssen, daß Ding würde zusammenbre chen. Er hatte lange in zahllosen Gebrauchtmöbelläden gesucht, ehe er den runden Tisch für die Eßnische gefunden hatte. Es war ein einfacher und schon ein wenig zerkratzter Tisch, vielleicht nicht besonders ansehnlich, aber dafür war er ein wenig höher als die meisten Eßtische und verschaffte ihm so den Freiraum für die Beine, den er brauchte. Im Badezimmer stand eine uralte, sehr große Wanne auf Füßen, und im Schlafzimmer hatte er eine große Kommode, die er für sechsundvierzig Kröten erstanden hatte, und ein extra großes Bett mit einer nach Maß angefertigten extralangen Matratze, in das er gerade paßte. Das war der einzige Ort auf der ganzen Welt, an dem er sich uneingeschränkt behaglich fühlte.
    Aber nicht heute abend.
    Er konnte sich nicht behaglich fühlen, solange der Antichrist noch am Leben war. Er konnte sich nicht entspannen, wo er doch wußte, daß im Laufe der letzten zwölf Stunden zwei Attentatsversuche fehlgeschlagen waren.
    Er ging aus der kleinen Küche ins Wohnzimmer, ins Schlafzimmer, wieder zurück ins Wohnzimmer und sah zum Fenster hinaus. Die Straße wurde von kränklich wirkenden, gelblichen Straßenlaternen und rotem, blauem, rosafarbenem und purpurfarbenem Neon auf gespenstische Art beleuchtet, wobei die Farben alle ineinanderrannen und die echten Farben eines jeden Gegenstandes veränderten und den Schatten ausgefranste Ecken verliehen. Vorüberfahrende Autos sprühten phosphoreszierende Wasserkaskaden auf, die wie Straß aufs Pflaster zurückspritzten. Der vom Himmel fallende Regen wirkte silbern und geschmolzen, obwohl die Nacht alles andere als heiß war.
    Er versuchte sich durch Fernsehen abzulenken, aber auch das wollte nicht klappen.
    Er konnte nicht still sitzenbleiben. Er setzte sich, stand gleich wieder auf, nahm auf einem anderen Sessel Platz, stand wieder auf, ging ins Schlafzimmer, streckte sich auf dem Bett aus, hörte ein seltsames Geräusch am Fenster, stand auf, um nachzusehen, stellte fest, daß das Geräusch nur vom Regenwasser stammte, das durch die Dachrinne nach unten gurgelte, kehrte wieder zum Bett zurück, beschloß, daß er sich eigentlich nicht hinlegen wollte, kehrte wieder ins Wohnzimmer zurück.
    Der Antichrist lebte noch.
    Aber das war nicht das einzige, das ihn nervös machte. Er versuchte sich einzureden, daß da sonst nichts war, das ihn beunruhigte, versuchte so zu tun, als machte er sich nur um den Scavello-Jungen Sorgen, aber schließlich mußte er sich selbst eingestehen, daß da noch etwas anderes war, was an ihm nagte.
    Die alte Not. Sie ließ ihn nicht los. Die Not. Er wollte...
    Nein!
    Was er wollte, war unwichtig. Er konnte es nicht haben. Er durfte der Not nicht nachgeben. Er wagte es nicht.
    Er fiel mitten im Wohnzimmer auf die Knie und betete zu Gott, er möge ihm helfen, der Schwäche in ihm zu widerstehen. Er betete inbrünstig, betete mit aller Kraft, mit aller Hingabe, derer er fähig war, betete mit solch zähneknirschender Eindringlichkeit, daß ihm der Schweiß ausbrach.
    Trotzdem spürte er den alten widerwärtigen, abscheulichen Drang, jemandem wehzutun, ihn zu

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