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Todesdämmerung

Todesdämmerung

Titel: Todesdämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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fand.
    Christine fühlte sich sicher. Behaglich.

53
    Als Grace Spivey, Barlowe und die acht anderen eintrafen, war das Geschäft mit den Motorschlitten in South Lake Tahoe gerade im Begriff zu schließen. Sie waren ein Stück weiter oben an der Straße ausgestiegen und hatten sich dort alle Skianzüge und sonstige Thermokleidung gekauft. Dann hatten sie sich umgezogen und sahen jetzt aus, als gehörten sie nach Tahoe. Zur großen Überraschung und Freude des Eigentümers von Mountain Country Sportmobile — einem etwas behäbig wirkenden Mann, der sich Orley Treat nannte und sagte, seine Freunde würden ihn >Skip< nennen — kauften sie vier Schneemobile und zwei Anhänger, um sie damit zu befördern.
    Kyle Barlowe und ein Kirchenmitglied namens George Westvec übernahmen den größten Teil der Verhandlung, weil Westvec so etwas wie ein Experte für Schneemobile war und Barlowe über die Fähigkeit verfügte, bei jedem Einkauf den bestmöglichen Preis herauszuschlagen. Seine hünenhafte Größe, sein beängstigendes Äußeres und eine Aura von Gewalttätigkeit verliehen ihm natürlich bei jeder Verhandlung einen Vorteil: aber es war nicht etwa so, daß sich sein Verhandlungsgeschick auf Einschüchterung beschränkte. Er besaß darüberhinaus die angeborene Fähig keit, in seinem Gegenüber Stärken, Schwächen, Grenzen und Absichten zu ahnen. Das war eine Eigenschaft, die er an sich selbst erst entdeckt hatte, nachdem Grace ihn von einem Leben des Selbsthasses und asozialen Verhaltens bekehrt hatte, und das war eine Entdeckung, die ebenso erfreulich wie überraschend war. Er stand für immer in Mutter Grace' Schuld, nicht nur weil sie seine Seele gerettet hatte, sondern weil sie ihm auch die Möglichkeit gegeben hatte, Talente zu entdecken und zu vertiefen, die er ohne sie nie in sich geahnt hätte.
    Orley Treat, der viel zu kräftig gebaut war, um einen so kindischen Spitznamen wie >Skip< zu besitzen, versuchte die ganze Zeit über herauszufinden, wer sie eigentlich wa ren. Er stellte Grace und Barlowe und den anderen immer wieder Fragen etwa in der Art, ob sie irgendeinem Club angehörten oder miteinander verwandt wären.
    Barlowe war sich jedoch bewußt, daß die Polizei immer noch daran interessiert war, mit Grace über gewisse Vorgänge der letzten Zeit in Orange County zu sprechen, und daher besorgt, einer ihrer Jünger könnte versehentlich Treat gegenüber zuviel sagen. Deshalb schickte er alle außer George Westvec hinaus, um die naheliegenden Motels an der Hauptstraße abzusuchen und eines zu finden, das genügend freie Zimmer für sie alle hatte.
    Als sie mit Bündeln von Bargeld für die Motorschlitten bezahlten, starrte Treat ihr Geld ungläubig an. Barlowe entdeckte Habgier in den Augen des Mannes und nahm an, daß Treat bereits überlegt hatte, wie er seine Bücher frisieren und das Bargeld vor der Steuerbehörde verheimlichen konnte. Obwohl ihn fast schmerzhafte Neugierde quälte, hörte er doch auf, ihnen Fragen zu stellen, weil er Angst hatte, das könne am Ende den Handel noch zum Platzen bringen.
    Die weißen Ford-Lieferwagen besaßen keine Anhängerkupplungen, aber Treat erklärte, er könne die notwendigen Schweißarbeiten in der Nacht erledigen lassen. »Sie sind morgen früh fertig, sagen wir um zehn.«
    »Früher«, sagte Grace. »Viel früher. Wir wollen gleich bei Tagesanbruch ans Nordufer.«
    Treat lächelte, deutete auf die Fenster seines Ausstellungsraumes und den Schneesturm draußen im Schein der Parkplatzbeleuchtung. »Der Wetterbericht sagt etwa einen halben Meter Schnee voraus. Das Sturmtief wird sich bis vier oder fünf Uhr morgen früh halten; also werden die Stra ßen ans Nordufer frühestens um zehn oder elf gepflügt sein. Es hat gar keinen Sinn, wenn Sie früher abfahren.«
    Grace erklärte bestimmt: »Wenn die Anhängerkupplungen und die Schlitten bis halb fünf Uhr früh nicht fertig sind, ist das Geschäft hinfällig.«
    Barlowe wußte, daß sie bluffte, weil sie keine andere Chance hatten, die Maschinen zu beschaffen. Aber dem gequälten Gesichtsausdruck Treats nach zu schließen, nahm er ihre Drohung ernst.
    »Hören Sie, Skip«, meinte Barlowe, »das muß doch in ein paar Stunden erledigt sein. Wir bezahlen auch dafür, wenn es noch heute nacht erledigt wird.«
    »Aber ich muß noch die Schlitten herrichten.«
    »Dann richten Sie sie eben her.«
    »Aber ich wollte doch gerade schließen, als Sie...«
    »Dann bleiben Sie eben noch ein paar Stunden da«, sagte Barlowe.

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