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Todesdämmerung

Todesdämmerung

Titel: Todesdämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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nachgedacht hatte. Wenn ihn jemand letzte Woche gefragt hätte, ob er an so etwas wie Bestimmung oder Vorsehung glaubte, hätte er das wahrscheinlich verneint. Jetzt hingegen schien es ihm eine einfache, natürliche und unwiderlegbare Wahrheit, daß alle Männer und Frauen eine Bestimmung zu erfüllen hatten und daß die seine bei dieser Frau und diesem Kind lag.
    Sie zogen die schweren Vorhänge am Fenster vor und lie ßen eine Lampe brennen, über die sie ein Handtuch legten, um das Licht zu dämpfen. Joey schlief ein, während sie das Handtuch über den Lampenschirm legten. Chewbacca hatte sich ebenfalls auf dem Bett eingerollt. Christine bedeutete dem Hund mit einer Handbewegung, daß er das nicht dürfe, aber der starrte sie nur mit traurigen Augen an. Charlie flü sterte, daß Chewbacca bleiben sollte, und schließlich schlichen er und Christine auf Zehenspitzen aus dem Zimmer und ließen die Tür ein paar Zentimeter weit offenstehen.
    Während sie die Treppe hinuntergingen, sah sie sich ein paarmal um, als überlege sie, ob sie ihren Jungen wirklich alleine lassen durfte, aber Charlie hielt ihren Arm und lenkte sie zum Tisch. Sie setzten sich und tranken Kaffee und re deten, während der Wind in den Schindeln stöhnte und körnige Schneeflocken gegen die Fenster pochten.
    Charlie sagte: »Sobald dieser Sturm vorbei ist und die Straßen wieder offen sind, möchte ich zum Markt hinunterfahren, von dort aus Henry Rankin anrufen und sehen, was im Gange ist. Ich werde mindestens alle zwei Tage hinfahren, vielleicht sogar jeden Tag. Und wenn ich nicht da bin, denke ich, daß Sie und Joey in den Batteriekeller unter der Windmühle gehen sollten.«
    »Nein«, sagte sie schnell, »wenn Sie hinunterfahren, kommen wir mit.«
    »Wenn das jeden Tag geschehen muß, wird das recht langweilig.«
    »Das werde ich überstehen.«
    »Aber Joey vielleicht nicht.«
    »Wir werden nicht alleine hierbleiben«, sagte sie hartnäckig.
    »Aber wenn die Polizei uns sucht, sind wir als Gruppe auffälliger, und man kann uns leichter...«
    »Wir gehen überallhin mit«, sagte sie. »Bitte. Bitte.«
    Er nickte. »Also schön.«
    Er holte eine Landkarte, die er in dem Sportgeschäft in Sacramento gekauft hatte, breitete sie auf dem Tisch aus und zeigte ihr ihren Fluchtweg durch die Hintertür, den sie benutzen würden, falls Spiveys Leute entgegen aller Wahrscheinlichkeit auftauchten — und falls dann noch genug Zeit zur Flucht war. Sie würden weiter den Berg hinaufgehen, bis zum nächsten Kamm, dort nach Osten in das Tal einbie gen, das dort lag, den Fluß in der Talsenke finden und ihm in südlicher Richtung folgen. Das Ganze war ein Marsch von sechs bis acht Kilometern, der ihnen freilich in der schneebedeckten Wildnis wie hundert Kilometer vorkommen würde. Aber es würde überall gute Markierungspunkte geben und daher wenig Gefahr, sich zu verlaufen, wenn sie über eine Landkarte und einen Kompaß verfügten.
    Allmählich entfernte sich ihr Gespräch von Grace Spivey, und sie begannen über sich zu reden, die Vergangenheit des anderen gegenseitig zu erforschen, das, was er mochte und nicht mochte, seine Hoffnungen, seine Träume. Nach einer Weile verließen sie den Eßtisch, schalteten die Beleuchtung ab und setzten sich auf das große Sofa vor dem offenen Ka min, dessen flackerndes Feuer die Schatten im Schach hielt. Ihre Unterhaltung wurde intimer, weniger Worte sagten jetzt mehr, und schließlich reichte selbst das Schweigen aus, um sich zu verstehen.
    Charlie konnte sich nicht mehr erinnern, wann sie sich das erste Mal geküßt hatten; ihm wurde nur plötzlich klar, daß sie sich schon eine ganze Weile mit zunehmender Glut berührt und geküßt hatten, und dann lag eine Hand auf ih rer Brust, und er konnte ihre steifen Brustwarzen durch ihre Bluse spüren, ganz heiß auf seiner Handfläche. Ihre Zunge bewegte sich in seinem Mund, und sie war auch sehr heiß, und ihre Lippen brannten. Als seine Fingerspitzen ihr Ge sicht berührten, war der Kontakt so elektrisierend, daß es schien, als müßten Funken sprühen. Er hatte noch nie eine Frau so begehrt oder gebraucht, wie er jetzt Christine begehrte; und danach zu schließen, wie sie sich an ihn drängte, ihre Muskeln sich spannten, kam die Leidenschaft, die sie empfand, der seinen gleich. Er wußte, daß sie sich trotz ihrer Lage und der Tatsache zum Trotz, daß das Schicksal ihnen nicht gerade ein ideales Liebesnest beschert hatte, in dieser Nacht lieben würden. Es war

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