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Todesdämmerung

Todesdämmerung

Titel: Todesdämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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von dem Bündel ab, das an ihrem Rucksack hing, und machte daraus eine Leine, die dem Jungen zwei Meter Spielraum gab; dann band sie das eine Ende um ihre, das andere um Joeys Hüfte.
    Charlie sah sich mehrfach nervös um.
    Christine beunruhigte mehr die Tatsache, daß auch Chewbacca den Weg beobachtete, den sie gekommen wa ren. Er lag immer noch relativ ruhig auf dem Boden, aber seine Ohren hatten sich aufgerichtet, und er knurrte leise tief in seiner Kehle.
    Sie half Charlie und Joey ihre Skimasken anzulegen, weil sie sie jetzt brauchen würden, ob nun die Augenschlitze ih re Sicht behindern würden oder nicht. Sie setzte sich selbst die Maske auf, zog sich die Kapuze über und band die Schnur unter dem Kinn fest.
    Joey stand auf, ohne daß ihm das jemand zu sagen brauchte. Sie entschied, daß das ein gutes Zeichen war. Er schien immer noch verloren, losgelöst, ohne Interesse für das, was um ihn herum geschah. Aber er hatte wenigstens unbewußt erkannt, daß sie jetzt gehen mußten, und das bedeutete, daß er nicht völlig unerreichbar war.
    Chris tine half Charlie auf die Füße.
    Er sah schlimm aus.
    Dieser letzte Marsch zu den Höhlen würde für ihn die schiere Tortur sein. Aber sie hatten keine andere Wahl.
    Mit einer Hand an Charlies unverletztem Arm, bereit, ihn zu stützten, falls er das brauchte, durch die Leine mit Joey verbunden, führte sie sie auf die Wiese. Der Wind war wie ein wütendes Tier. Die Lufttemperatur betrug bestenfalls zehn Grad unter Null. Die Schneeflocken waren jetzt nicht länger Flocken; sie waren zu winzigen Kristallkugeln zusammengeschrumpft, die mit einem scharfen, tickenden Geräusch von Christines Thermokleidung abprallten. Wenn die Hölle nicht heiß, sondern kalt war, dann mußte sie etwa so sein.

65
    Asche und halbverbrannte schwarze Äste waren alles, was von dem Feuer übriggeblieben war, das noch vor kurzem neben dem Hirschwechsel gebrannt hatte. Kyle Barlowe trat nach den verkohlten Überresten, so daß sie auseinanderflogen.
    Er bückte sich unter den Felsüberhang und sah den zu rückgelassenen Rucksack. In einer Ecke der Felsnische lagen Papierfetzen, Verpackungsreste von Gazebinden.
    »Du hast recht gehabt«, meinte Burt Tully. »Der Mann ist verwundet.«
    »Und zwar so schwer, daß er seinen Rucksack nicht mehr tragen kann«, meinte Barlowe und wandte sich von dem lie gengebliebenen Rucksack ab.
    »Aber ich bin immer noch nicht sicher, ob wir die Verfolgung fortsetzen sollten, nur wir vier, meine ich«, sagte Tully. »Wir brauchen Verstärkung.«
    »Dafür ist keine Zeit«, widersprach Kyle Barlowe.
    »Aber er hat so viele von uns getötet.«
    »Fängst du jetzt an feige zu werden?«
    »Nein, nein«, wehrte Tully ab, aber sein Gesichtsausdruck strafte ihn Lügen.
    »Du bist jetzt ein Soldat«, sagte Barlowe. »Mit dem Schutz Gottes.«
    »Ich weiß. Es ist nur... dieser Typ... dieser Harrison... er ist verdammt gut.«
    »Aber jetzt, wo Denny ihn erwischt hat, nicht mehr ganz so gut.«
    »Aber er hat Denny erschossen! Er muß noch ganz schön auf Draht sein.«
    Kyle wurde ungeduldig. »Du hast doch die Stelle auf dem Weg gesehen, wo er gestürzt ist. Da war eine ganze Menge Blut.«
    »Aber Verstärkung...«
    »Vergiß es«, sagte Kyle und trat an ihm vorbei.
    Er hatte selbst seine Zweifel und fragte sich, ob er sich deshalb Burt gegenüber so sicher gab, um damit seine eigenen Zweifel zu verdrängen.
    Edna Vanoff und Mutter Grace warteten auf dem Weg.
    Die alte Frau sah nicht gut aus. Ihre Augen waren blutunterlaufen, tief eingesunken und von dem verquollenen Fleisch, das sie umgab, halb verdeckt. Sie stand mit hängenden Schultern da, nach vorne gebeugt, ein Bild der Erschöpfung.
    Barlowe war erstaunt darüber, daß sie so weit mitgekommen war. Er hatte gewollt, daß sie mit einer Wache in der Hütte blieb, aber sie hatte darauf bestanden, mit ihnen weiter in die Berge zu ziehen. Er wußte, daß sie eine vitale Frau mit beträchtlichem Stehvermögen war, trotzdem überraschte ihn, wie gut sie sich hielt. Gelegentlich mußten sie ihr in schwierigem Terrain helfen, und einmal hatte er sie sogar etwa dreißig Meter weit getragen, aber größtenteils schaffte sie es alleine.
    »Wie lange ist es her, daß sie diesen Ort verlassen haben?« fragte Grace, und ihre Stimme klang ebenso brüchig und blutlos, wie ihre Lippen waren.
    »Schwer zu sagen. Das Feuer ist kalt, aber bei diesem Wetter kühlt die Asche schnell ab.«
    Burt Tully sagte: »Wenn Harrison so schwer verletzt

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