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Todesdämmerung

Todesdämmerung

Titel: Todesdämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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gebeugt, gegen den Wind, und so konnte sie ihr Gleichgewicht nicht mehr rechtzeitig finden. Einen lauten Schrei ausstoßend, den der Wind zu einem leisen Ruf dämpfte, sank sie bis über den Kopf in den Schnee, traf in zweieinhalb Metern Tiefe auf den Grund, sackte in sich zusammen, wobei sich ihr Rucksack schmerzhaft unter ihr verkeilte.
    Sie blickte nach oben, sah, wie der Schnee über ihr das Loch füllte, das sie beim Fallen aufgerissen hatte.
    Sie würde lebend begraben werden.
    Sie hatte Zeitungsberichte von Arbeitern gelesen, die le bend begraben wurden, die in eingebrochenen Gräben, nicht tiefer als dieser hier, erstickt oder erdrückt worden waren. Aber Schnee war nicht so schwer wie Sand oder Kies, und deshalb würde sie nicht erdrückt werden; sie würde sich den Weg freigraben können, und selbst wenn sie es nicht nach draußen schaffte, würde sie immer noch unter dem Schnee atmen können, denn er war nicht so kompakt und erstickend wie Erde. Aber diese Erkenntnis milderte ihre Panik nicht.
    Sie richtete sich ruckartig auf, nur einen Augenblick, nachdem sie auf dem Boden aufgeprallt war, und dies, obwohl ein stechender Schmerz durch ihr Bein schoß, suchte mit beiden Händen verzweifelt nach irgend etwas, woran sie sich festhalten konnte, fand aber nichts. Nur Schnee. Weicher, nachgiebiger Schnee, ohne jede Substanz.
    Sie schrie immer noch. Ein Klumpen Schnee fiel in ihren offenen Mund, erstickte den Schrei. Immer noch fiel von allen Seiten Schnee auf sie, bis zu ihren Schultern, ihrem Kinn. Sie fuhr fort, den Schnee von ihrem Kopf wegzuschieben, verzweifelt darum bemüht, Gesicht und Arme freizuhalten, aber er schloß sich schneller, als sie ihn wegschaufeln konnte.
    Über ihr erschien Charlies Gesicht. Er lag auf dem Boden, lehnte sich über den Rand des Abgrundes, blickte zu ihr hinunter. Er schrie irgend etwas, aber sie konnte nicht verstehen, was er sagte.
    Sie schlug nach dem Schnee, aber er lastete auf ihr, eine immer größer werdende Kaskade, die rings um sie herabfiel, bis schließlich ihre schmerzenden Arme buchstäblich an ihre Seiten gepreßt waren. Und da kam immer noch Schnee, wieder bis zu ihrem Kinn, dem Mund. Sie preßte die Lippen zusammen, schloß die Augen, war sicher, daß sie ganz untergehen würde, daß der Schnee ihren Kopf bedecken würde, daß Charlie es nie schaffen würde, sie herauszuholen, daß dies ihr Grab sein würde. Aber dann hörte der Schnee auf zu fallen, ehe ihre Nase zugedeckt wurde.
    Sie schlug die Augen auf, blickte vom Grunde eines weiten Trichters nach oben, zu Charlie. Die Schneemauern waren jetzt zum Stillstand gekommen, aber sie konnten jeden Augenblick erzittern und weiterstürzen, sie zudecken.
    Sie war völlig erstarrt, hatte Angst, sich zu bewegen, atmete schwer.
    Joey. Was war mit Joey?
    Sie hatte die Leine in dem Augenblick losgelassen, als sie gespürt hatte, daß sie in das Loch fiel. Sie hoffte, daß Charlie Joey aufgehalten hatte, ehe auch der über den Abgrund gestürzt war. In seinem tranceartigen Zustand würde der Junge nicht notwendigerweise stehengeblieben sein, nur weil sie versunken war. Wenn er in die Wehe gefallen war, würden sie ihn wahrscheinlich nie finden. Der Schnee würde sich über ihm geschlossen haben, und sie würden ihn nicht finden können, nicht, wenn der Wind so heulte, nicht, wenn schon ein halber Meter Schnee seine Rufe ersticken würde.
    Sie hätte nie geglaubt, daß ihr Herz so schnell oder so wild schlagen könnte, ohne zu zerplatzen.
    Über ihr griff Charlie mit seinem unverletzten Arm nach unten, die Hand geöffnet, machte mit den Fingern eine Jetzt-komm-zu-mir-Geste.
    Wenn sie die Arme von dem Schnee befreite, der sie jetzt an ihre Seiten preßte, konnte sie ihn packen und mit seiner Hilfe versuchen, sich aus dem Loch herauszuarbeiten. Aber indem sie ihre Arme befreite, würde sie möglicherweise eine weitere Lawine auslösen, die dann ihren Kopf mit einem halben Meter Schnee bedecken würde. Sie mußte vorsichtig sein, sich langsam und bedächtig bewegen.
    Sie verdrehte den rechten Arm unter dem Schnee, drehte ihn vor und zurück, preßte den Schnee zusammen, erzeugte eine Höhlung, drehte dann die Handfläche nach oben und kratzte mit den Fingern an dem weißen Zeug, lockerte es, ließ es in die Höhlung an ihrem Arm rutschen und grub so in wenigen Sekunden einen Tunnel, der bis zur Oberflä che reichte. Sie schlängelte den Arm durch den Tunnel, und da tauchte er auf, von den Fingerspitzen bis zum Ellbogen

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