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Todesdämmerung

Todesdämmerung

Titel: Todesdämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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nicht zurück, hielt sich dicht an die anderen. Der Hund trottete stumm hinter seinem Herrchen her, den Kopf gesenkt, die Augen nach unten gerichtet.
    Charlie rechnete damit, Rufe von hinten zu hören. Minute um Minute wuchs in ihm die Überzeugung, daß gleich Schüsse fallen würden.
    Aber nur Schnee fiel, der Wind pfiff, die Bäume ächzten und raschelten, und Spiveys Leute erschienen nicht. Er mußte ihnen mit seinem letzten Überfall verdammte Angst eingejagt haben. Sie mußten wenigstens eine halbe Stunde dort geblieben sein, wo er sie verlassen hatte, es nicht gewagt haben, aus ihren Verstecken herauszukriechen; und als sie sich schließlich wieder in Bewegung gesetzt hatten, mußten sie mit größter Vorsicht zu dem Kamm vorgerückt sein.
    Zu hoffen, daß sie aufgegeben hätten und umgekehrt wä ren, war zuviel verlangt. Sie würden nie aufgeben. Soviel hatte er über sie gelernt. Denton Boothe, sein fetter Freund, der Psychologe, hatte recht gehabt. Nur der Tod würde die se Art von Fanatikern aufhalten.
    Als der Hirschwechsel die unteren Teile des Tales erreichte, wurde er immer weitläufiger. Sie würden nicht so schnell nach unten kommen, wie sie das erwartet hatten.
    In den ersten zwanzig Minuten brauchte Charlie nicht viel Hilfe. Das Terrain war größtenteils leicht begehbar. Einige Male mußte er sich an einem Baum festhalten oder sich auf einen Felsbrocken stützen, um das Gleichgewicht zu halten, und zweimal, als der Boden sich zu steil neigte, stützte er sich auf Christine, aber er hing nicht dauernd an ihr. Tatsächlich kam er sogar wesentlich besser voran, als er es zu Anfang für möglich gehalten hätte.
    Obwohl das Tylenol und der Puder die Schmerzen in seiner Schulter und seinem Arm gelindert hatten, tat es immer noch ziemlich weh. Tatsächlich war der Schmerz trotz der Drogen so intensiv, daß er erwartet hätte, er würde ihn bewegungsunfähig machen; aber er stellte fest, daß seine Fähigkeit, Schmerz zu ertragen, wesentlich größer war, als er das für möglich gehalten hätte. Er fing an, sich damit abzufinden, biß die Zähne zusammen und grub damit dauernde Furchen der Pein in sein Gesicht, aber er hielt durch.
    Nach zwanzig Minuten freilich begannen seine Kräfte zu schwinden, und er brauchte jetzt öfter Christines Hilfe. Sie erreichten die Talsohle nach fünfundzwanzig Minuten, und dies war der Augenblick, wo er wieder anfing, etwas schwin delig zu werden. Fünf Minuten später, als sie den Rand einer breiten Wiese erreichten, mußte er, solange sie noch im Schutz der Bäume waren, stehenbleiben und ausruhen. Er setzte sich unter eine Fichte und lehnte sich an den Stamm.
    Joey saß neben ihm, sagte aber nichts, schien nicht einmal seine Anwesenheit zur Kenntnis zu nehmen. Charlie war zu müde, um den Versuch zu machen, dem Jungen ein Wort oder ein Lächeln zu entlocken.
    Chewbacca leckte sich die Pfoten. Sie bluteten ein wenig. Christine setzte sich ebenfalls und holte die Karte heraus, die Charlie gestern auf dem Tisch in der Hütte ausgearbeitet hatte, als er darauf bestanden hatte, ihnen zu zeigen, wie sie aus den Bergen herauskommen würden, falls Spiveys Leute auftauchten. Herrgott, wie unwahrscheinlich das damals, doch erschienen war — und wie schrecklich unvermeidlich es jetzt war!
    Christine mußte die Karte mehrfach zusammenfalten, um sie möglichst klein zu halten, während sie sie studierte, weil immer wieder der Wind von der Wiese herauffegte und zwischen den Bäumen durchpeitschte, tief in den dichten Wald hineingriff und alles rüttelte, was ihm in den Weg kam.
    Jenseits der schützenden Mauer des Waldes wütete ein heftiger Blizzard über der Talsohle. Der Wind kam aus dem Südwesten, brüllte wie ein Expreßzug von einem Ende des Tales zum anderen, trieb mächtige Schneeschwaden vor sich her. Der Schnee war so dick, daß man die meiste Zeit nur ein paar Meter weit über die Wiese sehen konnte, wo die Welt in einer undurchdringlichen weißen Mauer zu enden schien. Aber gelegentlich legte sich der Wind für ein paar Sekunden oder wechselte kurz die Richtung, und die undurchsichtigen Schneevorhänge flatterten und öffneten sich im gleichen Augenblick, und dann konnte man in der Ferne sehen, wie sich weitere Bäume auf der anderen Seite der Wiese zusammendrängten, und dann die andere Wand des ziemlich schmalen Tales und dahinter einen weiteren, weit entfernten Grat, wo Eis und Felsgestein selbst in dem düsteren, sonnenlosen Licht wie Chrom blitzten.
    Der Karte

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