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Todesdämmerung

Todesdämmerung

Titel: Todesdämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Blatt Papier und sagte: »Nach Angaben der Zulassungsstelle gehört der Liefewagen einer Druckerei, die sich Das Wahre Wort nennt.«
    Genaugenommen sah auch Charlie Harrison nicht wie ein Privatdetektiv aus. Sie hatte erwartet, daß er groß sein würde. Charlie war nicht so klein wie Henry Rankin, aber er war nur einen Meter fünfundsiebzig oder einen Meter achtundsiebzig groß. Sie hätte erwartet, daß ein Detektiv wie ein Kleiderschrank gebaut wäre und so aussah, als könnte er mit bloßen Händen eine Ziegelmauer durchbrechen. Charlie war schlank, und obwohl er den Eindruck machte, als würde er sich in einer handgreiflichen Auseinandersetzung durchsetzen können, würde er ganz bestimmt nie eine Mauer einreißen, ob nun aus Zie geln oder sonstigem Material. Sie erwartete von einem Detektiv, daß er wenigstens etwas gefährlich aussah, mit einem gewalttätigen Blick in den Augen und vielleicht einem schmallippigen, grausamen Mund. Charlie wirkte intelligent, fähig, effizient, aber nicht gefährlich. Er hatte ein unauffälliges, wenn auch durchaus gut geschnittenes Gesicht und dickes blondes, sorgfältig gekämmtes Haar. Das Beste an ihm waren die Augen, graugrün, klar, direkt; es waren warme, freundliche Augen, aber gewalttätig blickten sie nicht, wenigstens konnte sie das nicht feststellen.
    Aber obwohl weder Charlie noch Rankin wie Magnum oder Sam Spade oder Philip Marlowe aussahen, hatte Christine das Gefühl, daß sie richtig gewählt hatte. Charlie Harrison war freundlich und selbstbeherrscht und re dete nicht um die Dinge herum. Seine Bewegungen und alles, was er tat, wirkten ungewöhnlich knapp, und auch seine Gesten waren abgezirkelt und präzise. Er strahlte Kompetenz und Vertrauenswürdigkeit aus. Sie hatte den Eindruck, daß er alles, was er in die Hand nahm, gut machen würde. Er vermittelte ihr ein Gefühl der Sicherheit.
    Es gab nur wenige Menschen, die diese Wirkung auf sie hatten. Verdammt wenige. Ganz besonders Männer. Wenn sie sich in der Vergangenheit auf Männer verlassen hatte, hatten die selten, wenn überhaupt, ihr Vertrauen verdient. Aber der Instinkt sagte ihr, daß Charlie Harrison anders als die meisten anderen Männer war und daß sie es nicht bedauern würde, ihm zu vertrauen.
    Charlie blickte von dem Blatt auf, das Rankin ihm gegeben hatte. »Das Wahre Wort, hm? Haben wir darüber etwas in den Akten?«
    »Gar nichts.«
    Charlie sah Christine an. »Haben Sie je von ihnen gehört?«
    »Nein.«
    »Haben Sie jemals Prospekte oder Briefpapier oder so etwas für Ihren Feinschmeckerladen drucken lassen?«
    »Selbstverständlich. Aber das ist nicht die Druckerei, mit der wir arbeiten.«
    »Okay«, sagte Charlie, »wir müssen herausfinden, wem die Firma gehört, versuchen, eine Liste ihrer Angestellten zu bekommen, und eben alles überprüfen.«
    »Wird gemacht«, erklärte Henry Rankin.
    Zu Christine gewandt, meinte Charlie: »Es könnte sein, daß Sie mit Ihrer Mutter über diese Sache reden müssen, Mrs. Scavello.«
    »Das würde ich lieber nicht tun«, sagte sie. »Nur wenn es sich als unbedingt nötig erweist.«
    »Nun... in Ordnung. Aber es wird wahrscheinlich nötig werden. Im Augenblick können Sie zur Arbeit gehen. Wir werden eine Weile brauchen, um uns Einzelheiten zu beschaffen.«
    »Was ist mit Joey?«
    »Er kann heute nachmittag bei mir bleiben«, erklärte Charlie. »Ich möchte sehen, was geschieht, wenn Sie hier ohne den Jungen weggehen. Wird der Mann in dem Lieferwagen Ihnen folgen oder wird er warten, daß Joey herauskommt? Auf diese Weise erfahre ich, für wen von Ihnen er sich am meisten interessiert.«
    Er wird auf Joey warten, dachte Christine grimmig. Denn Joey ist es, den er töten will.
    Sherry Ordway, die Empfangssekretärin bei Klemet-Harrison, fragte sich, ob sie und Ted, ihr Mann, einen Fehler gemacht hatten. Vor sechs Jahren, nach drei Jahren Ehe, hatten sie beschlossen, daß sie in Wirklichkeit keine Kinder haben wollten, und Ted hatte eine Vasektomie an sich vornehmen lassen. Ohne Kinder konnten sie sich ein besseres Haus, bessere Möbel und einen schöneren Wagen leisten, konnten ungehindert reisen, und die Abende waren immer friedlich und eigneten sich perfekt dazu, sich mit einem Buch oder miteinander einzuigein. Die meisten ihrer Freunde waren mit Kindern belastet, und jedesmal wenn Sherry oder Ted sahen, wie das Kind von irgend jemandem unartig oder gar bösartig war, gratulierten sie sich gegenseitig zu ih rem klugen Entschluß. Sie genossen ihre

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