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Todesdämmerung

Todesdämmerung

Titel: Todesdämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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geparkt hätte, wäre Grace jetzt hinter einem anderen kleinen Jungen her und nicht hinter Joey.«
    Christine wußte, daß er vermutlich recht hatte, aber der Gedanke machte sie dennoch benommen. Das war eine dumme, grausame, bösartige Art von Geistesgestörtheit. Was war das für eine Welt, in der sie lebten, wenn ein unschuldiger Einkaufsbummel im Shoppingcenter einen zu einem Kandidaten für den Märtyrertod machte?
    »Aber wie können wir sie stoppen?« fragte Christine.
    »Wenn sie tatsächlich gewalttätig wird, lenken wir die Ge walt ab. Und wenn wir das nicht können, dann... nun, dann blasen wir ihre Leute weg, ehe sie an Joey herankönnen. Die legale Verantwortlichkeit steht außer Frage. Sie haben uns dafür engagiert, um Sie zu schützen, und damit sind wir ganz legal befugt, auch Gewalt anzuwenden, wenn sich das als notwendig und unvermeidbar erweisen sollte, um unsere Pflicht zu erfüllen.«
    »Nein. Ich meine, wie bringen wir sie dazu, es sich anders zu überlegen? Wie bringen wir sie zu der Einsicht, daß Joey bloß ein kleiner Junge ist? Wie bringen wir sie dazu, uns in Frieden zu lassen?«
    »Ich weiß nicht. Ich könnte mir vorstellen, daß eine Fanatikerin wie sie so stur ist, wie nur gerade ein Mensch sein kann. Ich glaube nicht, daß es einfach wäre, sie in irgendeiner Sache umzustimmen, geschweige denn in etwas, das ihr so wichtig ist wie das.«
    »Aber Sie sagten, daß sie tausend Anhänger hat.«
    »Vielleicht sind es inzwischen sogar ein paar mehr geworden.«
    »Wenn sie sie der Reihe nach auf Joey ansetzt, können wir sie nicht alle töten. Über kurz oder lang wird jemand unsere Abwehr durchdringen.«
    »Ich werde nicht zulassen, daß sich das in die Länge zieht«, versicherte er ihr. »Ich werde denen nicht viele Chancen geben, Joey weh zu tun. Ich werde Grace dazu bringen, daß sie es sich anders überlegt, daß sie Sie in Ruhe läßt, daß sie verschwindet.«
    »Wie?«
    »Das weiß ich noch nicht.«
    Ein Bild von der Megäre auf dem Parkplatz baute sich vor Christines innerem Auge auf — das windzerzauste Haar, die vortretenden Augen, die mit Fusseln und Essensresten besudelten Kleider —, und sie spürte, wie die Verzweiflung nach ihr griff. »Es gibt keine Möglichkeit, sie umzustimmen.«
    »Doch, die gibt es«, beharrte Charlie. »Und ich werde sie finden.«
    »Sie wird nie Ruhe geben.«
    »Ich bin morgen früh mit einem ausgezeichneten Psychologen verabredet, Dr. Denton Boothe. Er interessiert sich ganz speziell für Kultpsychologie. Ich werde diesen Fall mit ihm diskutieren, ihm das Profil von Grace geben, das wir uns besorgt haben, und ihn bitten, mit uns zusammenzuarbeiten, um ihre schwache Stelle zu finden.«
    Christine sah in dieser Vorgehensweise keine große Chance. Aber die sah sie in keiner Vorgehensweise.
    Charlie griff nach ihrer Hand, während der Wagen durch die Dunkelheit jagte. »Ich werde Sie nicht im Stich lassen.«
    Aber sie fragte sich zum erstenmal, ob seine Ve rsprechungen nicht nur leere Worte waren.

21
    Im Obergeschoß des leeren Hauses standen O'Hara und Baumberg am Fenster des großen Elternschlafzimmers.
    Sie spürten immer noch die drohende Präsenz einer bösen Wesenheit, die sie beobachtete. Sie versuchten es zu ignorieren, klammerten sich an ihren Glauben und ihre feste Entschlossenheit, den Auftrag zu erfüllen, den Mutter Grace ihnen gegeben hatte.
    Draußen lag der Garten in schwarzer Dunkelheit da, gepeitscht von einem aufkommenden Wind. Von hier oben konnten sie in das Schwimmbad sehen. Da war kein Tier, das sich in dieser Betonhöhle niederkauerte. Nicht jetzt. Jetzt war es bei ihnen im Haus.
    Hinter dem Grundstück gab es eine weitere Rasenfläche und ein weiteres Haus, ein ausgedehntes einstöckiges Haus im Ranch-Stil mit einem eigenen Schwimmbad. Im Pool war Wasser, das von unten her beleuchtet war, ein schimmern des, blaugrünes, nierenförmiges Juwel.
    O'Hara hatte ein Nachtglas aus der Flugtasche zu seinen Füßen genommen. Das Glas nutzte das vorhandene Restlicht und zeigte ein verstärktes Bild einer dunklen Landschaft. Durch die Okulare konnte er sämtliche Grundstücke einsehen, die an die Rückseite der entlang dieser Straße verlaufenden Gärten stießen. Jene Häuser liefen vorne auf eine andere Straße hinaus, die parallel zu dieser verlief.
    »Wo ist denn das Scavello -Grundstück?« fragte Baumberg.
    O'Hara wandte sich langsam nach rechts und blickte weiter nach Norden. »Nicht das Haus hinter diesem hier. Das nächste, das

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