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Todesdämmerung

Todesdämmerung

Titel: Todesdämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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regneten immer noch lautlos auf sie und den Garten rings um sie herunter. Dann kehrte langsam ihr Gehör zurück, und in dem Augenblick prallte der Toaster, mit dem sie gerade noch Frühstück gemacht hatte, neben ihr ins Gras und hüpfte klirrend ein Stück davon, als wäre er ein Lebewesen, das sein Kabel wie einen Schwanz hinter sich herzog. Ein ungeheuer schwerer Gegenstand, vielleicht ein Dachbalken oder ein größeres Stück Mauerwerk, schmetterte in das Dach des drei Meter langen tunnelähnlichen Spaliers und brachte es zum Einsturz. Die Wand, an der sie lehnte, sackte nach innen, eine Flut von Bougainvillea hüllte sie ein, und erst jetzt wurde ihr bewußt, wie nahe sie dem Tod gewesen war.
    »Joey!« schrie sie.
    Er gab keine Antwort.
    Sie stieß sich von den Überresten des Spaliers ab, richtete sich auf Händen und Knien auf, taumelte, stand auf, schwankte.
    »Joey!«
    Keine Antwort.
    Übelriechender Rauch wälzte sich von dem demolierten Haus über den Rasen heran; zusammen mit den Nebelschwaden und dem vom Wind gepeitschten Regen reduzierte das die Sicht auf wenige Meter. Sie konnte ihren Jungen nicht sehen und wußte nicht, wo sie ihn suchen sollte, also strebte sie blindlings nach links, hatte Atemschwierig keiten wegen des beißenden Rauches und der Panik, die sie erfaßt hatte und die ihre Brust wie ein Schraubstock zusammenquetschte. Sie stieß auf die verbrannte, zerdrückte Tür des Kühlschrankes, zwängte sich zwischen zwei Orangenbäumchen durch, von denen eines in ein Bettlaken verwikkelt war, und trat über die Hintertür des Hauses, die zehn Meter von ihrem ehemaligen Türstock entfernt flach auf dem Gras lag. Sie sah Max Steck. Er lebte, versuchte sich aus den Dornenranken einiger Rosenbüsche zu befreien, zwischen die ihn die Explosion geschleudert hatte. Sie eilte an ihm vorbei, rief immer noch nach Joey, bekam immer noch keine Antwort. Und dann fiel ihr Blick inmitten all der Trümmer auf ein seltsam beunruhigendes Objekt. Es war Joeys ET-Puppe, eines seiner Lieblingsspielzeuge, das im Haus zurückgeblieben war. Die Explosion hatte der Puppe beide Beine und einen Arm abgerissen. Ihr Gesicht war verbrannt, ihr runder kleiner Bauch aufgefetzt, so daß die Füllung herausquoll. Es war nur eine Puppe, aber irgendwie schien sie ihr wie ein Vorbote des Todes, eine Warnung vor dem, was sie finden würde, wenn sie Joey schließlich entdeckte. Sie fing zu rennen an, den Zaun nicht aus den Augen lassend, rannte im Kreis über das Grundstück, suchte verzweifelt nach ihrem Junge, stolperte, stürzte, rappelte sich wieder auf, betete darum, ihn unversehrt und lebend zu finden.
    »Joey!«
    Nichts.
    »Joey!«
    Nichts.
    Der Rauch brannte ihr in den Augen. Das Sehen bereitete ihr Schwierigkeiten.
    »]oooeeeeey!«
    Und dann entdeckte sie ihn. Er lag ganz hinten auf dem Grundstück in der Nähe der Tür, die zu der Nebenstraße führte, das Gesicht nach unten, reglos im regenfeuchten Gras. Chewbacca stand über ihm, leckte ihm den Hals, versuchte ihm eine Reaktion zu entlocken, aber der Junge reagierte nicht, konnte nicht reagieren, lag einfach da, reglos, so völlig reglos.

36
    Sie kniete nieder und schob den Hund weg.
    Sie legte die Hände auf Joeys Schultern.
    Einen Augenblick lang hatte sie Angst, ihn herumzudre hen, Angst, sein Gesicht könnte eingedrückt oder seine Augen von irgendeinem scharfen Trümmerstück verletzt sein.
    Schluchzend und hustend, während von den brennenden Ruinen hinter ihnen weitere Rauchschwaden herhüberquollen, rollte sie ihn schließlich vorsichtig auf den Rücken. Sein Gesicht war unversehrt. Da waren Erdklumpen, Schmutz, aber keine Platz- oder Schnittwunden, und der Regen wusch den Schmutz schnell weg. Sie konnte kein Blut entdecken. Gott sei Dank.
    Seine Lider flatterten. Öffneten sich. Seine Augen wirkten glasig.
    Er war nur bewußtlos gewesen.
    Die Erleichterung, die durch sie wallte, war so heftig, daß sie das Gefühl hatte, sie schwebe ein paar Zentimeter über dem Boden.
    Sie hielt ihn an sich gedrückt, und als seine Augen schließlich wieder klar wurden und sie ihm drei Finger vor das Gesicht hielt und ihn fragte, wie viele Finger er sehe, um daraus zu erkennen, ob er eine Gehirnerschütterung hatte, blinzelte er, sah sie verwirrt an.
    »Wie viele Finger, Honey?« wiederholte sie.
    Er gab ein paar keuchende Laute von sich, bis er den Rauch aus der Lunge hatte, und sagte dann: »Drei. Drei Finger.«
    »Und wie viele jetzt?«
    »Zwei.«
    Max Steck hatte sich

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