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Todesdämmerung

Todesdämmerung

Titel: Todesdämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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inzwischen aus den Rosenranken befreit und war neben sie getreten.
    »Weißt du, wer ich bin?« fragte Christine Joey.
    Er schien verwirrt, nicht weil es ihm Schwierigkeiten bereitete, die richtige Antwort zu geben, sondern weil er sich nicht vorstellen konnte, weshalb sie ihn so etwas fragte. »Du bist Mama«, sagte er.
    »Und wie heißt du?«
    »Kennst du meinen Namen nicht?«
    »Ich will wissen, ob du ihn kennst«, sagte sie.
    »Na klar, kenn' ich ihn«, sagte er. »Joey. Joseph. Joseph Anthony Scavello.«
    Keine Gehirnerschütterung.
    Erleichtert preßte sie ihn an sich.
    Sandy Breckenstein kauerte neben ihnen, hustete, quälte den Rauch aus seinen Lungen. Er hatte eine Rißwunde an der Stirn über dem linken Auge, und eine Ge sichtshälfte war blutverschmiert, aber er war nicht ernsthaft verletzt.
    »Kann man den Jungen bewegen?« fragte Breckenstein.
    »Der ist okay«, erklärte Max Steck.
    »Dann laß uns hier verschwinden. Vielleicht kommen die nachsehen, ob uns der Sprengstoff erledigt hat.«
    Max entriegelte das Tor, schob es auf.
    Chewbacca schoß nach draußen auf die Seitenstraße, und die anderen folgten ihm.
    Es war eine schmale Gasse, zu beiden Seiten von den Hin terhöfen der Häuser gesäumt, von einigen Garagen und einer Anzahl Abfalltonnen, die darauf warteten, geleert zu werden. Es gab keine Rinnsteine oder Gullys, und das Was ser strömte über die ganze Breite der einspurigen Straße, schoß auf die Sturmkanäle unten am Hügel zu.
    Während die vier mitten in dem seichten Strom dahin platschten und sich zu entscheiden versuchten, welche Richtung sie einschlagen sollten, öffnete sich zwei Grundstücke weiter oben eine Tür, und ein hochgewachsener Mann in einem gelben Regencape mit Kapuze kam aus seinem Grundstück. Selbst in dem Regen und dem nebligen Zwielicht konnte Christine erkennen, daß er eine Waffe trug.
    Max riß den Revolver hoch, packte ihn mit beiden Händen und schrie: »Fallenlassen!« Aber der Fremde eröffnete das Feuer.
    Max feuerte ebenfalls, drei Schüsse schnell hintereinander, und er war ein viel besserer Schütze als sein Gegner. Der Angreifer wurde am Bein getroffen und stürzte, während noch das Echo der Schüsse von der Hügelflanke widerhallte. Er rollte über den Boden, und sein gelber Regenmantel flatterte wie die Flügel eines riesigen grellbunten Vogels. Er kollidierte mit zwei Abfalltonnen, warf sie um, verschwand halb unter einem Berg Abfall. Die Pistole entglitt seiner Hand, klapperte über den Asphalt.
    Sie warteten nicht einmal ab, ob der Mann tot oder lebendig war. Möglicherweise waren noch weitere Zwielichter unterwegs.
    »Verschwinden wir aus dieser Gegend«, sagte Max ein dringlich. »Sehen wir zu, daß wir ein Telefon finden, und holen wir Verstärkung.«
    Geführt von Sandy und Chewbacca und mit Max als Nachhut, rannten sie den Hügel hinunter, immer wieder auf dem glatten Asphalt ausrutschend, stürzten aber nicht.
    Christine sah sich ein paarmal um.
    Der Verwundete war nicht mehr aufgestanden.
    Niemand verfolgte sie.
    Noch nicht.
    An der ersten Ecke bogen sie nach rechts, rannten über eine Straße, die quer zum Abhang verlief, vorbei an einem verblüfften Postboten, der ihnen aus dem Wege sprang. Ein wütender Wind erhob sich, als wollte er sie verfolgen. Während sie flohen, schüttelten sich die windzerzausten Bäume rings um sie, die brüchigen Äste von Palmen klapperten laut, und eine leere Coladose schepperte hinter ihnen her.
    Nach zwei Straßen bogen sie erneut ab, diesmal in eine steil nach unten führende Straße. Bäume bildeten mit weit ausladenden Ästen eine Art Tunnel und machten den sonnenlosen Tag noch dunkler.
    Der Atem brannte in Christines Kehle. Ihre Augen schmerzten immer noch von dem Rauch, der jetzt weit hinter ihnen lag, und ihr Herz schlug so heftig und schnell, daß ihr die Brust wehtat. Sie wußte nicht, wie lange sie dieses Tempo noch würde durchhalten können. Nicht lange.
    Es erstaunte sie, daß Joeys kleine Beine es so gut schafften. Sie brauchten auf den Jungen nicht groß Rücksicht zu nehmen; er hielt gut mit.
    Ein Wagen kam den Hügel herauf, und seine langen Scheinwerferbalken durchschnitten den dünner werdenden Nebel und die tiefen Schatten, die die mächtigen Bäume warfen.
    Christine war plötzlich sicher, daß hinter diesen Scheinwerfern Grace Spiveys Leute waren. Sie packte Joey an der Schulter und schob ihn in eine andere Richtung.
    Sandy rief ihr zu, sie solle bei ihm bleiben, und Max schrie etwas, das

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