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Todesdämmerung

Todesdämmerung

Titel: Todesdämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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flammte über den Himmel, und der Tag draußen schien zusammenzuzucken, als der mörderische Strom ihn durchfuhr. Dieser Blitz war noch schlimmer als alle anderen, und der darauffolgende Donner ließ nicht nur Fenster und Wände zittern, sondern schien sogar den Bo den zu schütteln, und Sandy spürte ihn sogar in seinen Zähnen.
    »Wau!« machte der Junge.
    »Honey, geh von der offenen Tür weg«, sagte Christine.
    Der Junge rührte sich nicht von der Stelle, und im nächsten Augenblick wurde seine Silhouette von einer Folge von Blitzen abgezeichnet, die viel heller und heftiger als alles bisher Dagewesene war, so blendend und erschütternd in ihrer Macht, daß sogar der Garagenhelfer erschrak und seinen Schraubenschlüssel fallenließ. Der Hund winselte, versuchte sich unter dem Werkzeugregal zu verstecken, und Christine hastete zu Joey, packte ihn und holte ihn von der offenen Tür weg.
    »Ah, Mama, das ist hübsch«, sagte er.
    Sandy versuchte sich auszumalen, wie es wäre, wieder jung zu sein, so jung, daß man noch nicht erfaßt hatte, wieviel es in dieser Welt zu fürchten gab, so jung, daß das Wort >Krebs< noch keine Definition hatte, so jung, daß man noch nicht richtig begriff, was der Tod eigentlich bedeutete. Wie es wohl sein mochte, wieder so jung zu sein, so jung, daß man vergnügt Blitze betrachten konnte, ohne zu ahnen, daß der Blitz auch seinen Weg zu einem selbst finden und in einem Zehntausendstel einer Sekunde einem das Gehirn zerkochen konnte? Sandy starrte Joey Scavello an und runzelte die Stirn. Er fühlte sich alt; er war erst zweiunddreißig, aber schrecklich alt.
    Was ihn störte, war, daß er sich nicht erinnern konnte, je so jung und frei von Furcht gewesen zu sein. Es hieß, daß Tiere ihr Leben ohne ein Gefühl der Sterblichkeit lebten, und es schien schrecklich ungerecht, daß die Menschen nicht denselben Luxus genossen. Menschliche Wesen konnten dem Wissen um den Tod nicht entrinnen; ob bewußt oder unbewußt, war dieses Wissen jede Stunde eines jeden Tages bei ihnen. Wenn Sandy mit dieser religiösen Fanatike rin, dieser Grace Spivey, hätte sprechen können, dann hätte er wissen wollen, wie sie solchen Glauben und solche Hin gabe für einen Gott aufbringen konnte, der menschliche Wesen schuf, nur um sie dann auf die eine oder andere schreckliche Art sterben zu lassen.
    Er seufzte. Er fing an, morbiden Gedanken nachzuhängen, und das paßte gar nicht zu ihm. Wenn das so weiterging, würde er vor dem Zubettgehen heute mehr als nur seine übliche Flasche Bier brauchen — vielleicht ein Dutzend Flaschen. Trotzdem würde er Grace Spivey diese Frage gerne stellen.

38
    Kurz vor Mittag traf Charlie in Laguna Beach ein, wo er Sandy, Max, Christine, Joey und den Hund in der Tankstelle vorfand.
    Joey rannte auf ihn zu, erreichte ihn vor der Garagentür und rief: »Hey, Charlie, Sie hätten sehen sollen, wie das Haus wumm gemacht hat, wie in einem Kriegsfilm oder so!«
    Charlie nahm ihn um die Hüften und hob ihn in die Höhe. »Ich hatte schon befürchtet, du würdest böse auf uns sein, weil wir das nicht verhindert haben. Ich dachte, du würdest jetzt wieder verlangen, daß Magnum engagiert wird.«
    »Aber nein«, sagte der Junge. »Ihre Leute waren klasse. Und woher hätten Sie auch wissen sollen, daß ein Kriegsfilm draus wird?«
    Ja, tatsächlich, wie hätte man das wissen sollen? Charlie trug Joey in den hinteren Teil der Werkstätte, wo die anderen zwischen den Ersatzteilen, Regalen und Reifenstapeln auf ihn warteten.
    Sandy hatte ihm gesagt, daß die Frau und der Junge okay waren, und er glaubte Sandy natürlich, aber trotzdem löste sich seine Besorgnis erst jetzt, wo er die beiden mit eigenen Augen sah. Die Welle der Erleichterung, die ihn durchflutete, war sicher körperlich spürbar, und es kam ihm wieder in den Sinn, wie wichtig diese beiden Menschen ihm doch in so kurzer Zeit geworden waren.
    Sie waren ein ziemlich jämmerlich aussehender Haufen, inzwischen zwar einigermaßen abgetrocknet, aber zerknittert und schmutzig, die Haare verklebt und verwildert. Max und Sandy wirkten zornig und gefährlich, die Art von Männern, die eine Bar allein schon dadurch ausräumten, daß sie sie betraten.
    Es war ein Tribut an Christines Schönheit und ein Hin weis darauf, wie wenig sie von Äußerlichkeiten abhing, daß sie jetzt fast genauso gut aussah wie mit frischem Make -up. Charlie erinnerte sich daran, was er empfunden hatte, als er sie gestern abend in der Küche von Miriam

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