Todesdrang: Thriller (German Edition)
nervös über die Stirn. »Hören Sie, mein Sohn ist gestern ums Leben gekommen …«
»Und genau deswegen würden wir uns gerne mit Ihnen unterhalten«, unterbrach ihn Becker. »Der Unfall Ihrer Frau wirft einige Fragen auf, die wir gerne mit ihrer Hilfe klären würden.«
Unschlüssig betrachtete er die beiden Kommissare. Wie konnte er sie bloß loswerden, ohne Verdacht zu erwecken? Dirk glaubte in ihren Augen zu erkennen, dass es hier um mehr als nur ein paar Fragen ging. Aber einen Durchsuchungsbefehl hatten sie sicher nicht dabei. Er musste sie also nicht ins Haus lassen. Aber was, wenn dieser Irre sie bereits auf seine Fährte gelenkt hatte? Wie würde er wohl dastehen, wenn er jetzt nicht kooperierte? Andererseits würde sich seine Situation kaum verbessern, wenn die Polizei die Überreste von Christian Kuhn in seiner Küche entdeckte. Dieser Umstand dürfte weitaus schwieriger zu erklären sein als seine Weigerung, sie ins Haus zu bitten. Wie auch immer, er musste eine Entscheidung treffen, und zwar schnell. Vielleicht sollte er einfach aufgeben, die Beamten hereinbitten, ihnen den Inhalt des Pakets zeigen und die Wahrheit sagen. Schließlich hatte er nichts verbrochen. Er war lediglich der Spielball eines sadistischen Killers, der ihn zur Zielscheibe seines Hasses gemacht hatte. Allerdings hatte er sein Netz aus Intrigen und Mord so dicht um Dirk herum gespannt, dass es vermutlich mehr als nur anwaltliche Hilfe brauchte, um sich halbwegs unbeschadet daraus zu befreien. Seinen Job wäre er dann wahrscheinlich los. Konnte er das wirklich riskieren? Er musste sich doch um Anke kümmern, wenn sie aus dem Koma erwachte. Und dann kam ihm noch eine Frage in den Sinn, die ihm das Adrenalin durch den Körper jagte: Wenn der Kopf von Christian Kuhn in seiner Küche lag, wo zur Hölle befand sich dann der Rest von ihm?
Unweigerlich schwenkte sein Blick auf die Garage.
»Herr Bukowski?«
Die Stimme Kommissar Beckers erreichte ihn wie ein Echo aus einer fernen Welt. »Also gut«, erwiderte er zaghaft, »kommen Sie rein.«
Dirk kehrte den Beamten den Rücken zu und ging, am kläffenden Cookie vorbei, den Flur entlang in Richtung Küche. Der Hund hielt die beiden Männer, die sich zu ihm herabbeugten und ihn streichelten, lange genug in Schach, dass Dirk Zeit hatte, das Küchentuch über Kuhns Kopf zu legen und das Paket mit dem Tablett unter die Spüle zu stellen, wo es von außen nur schwer einzusehen war. Ein wenig erleichtert trat Dirk zurück in den Flur, wo die beiden Männer Cookie den Nacken kraulten. »Kann ich Ihnen vielleicht etwas zu trinken anbieten?«
»Nein, danke«, sagte Becker. »Wir werden Sie nicht lange aufhalten.«
Dirk nickte und führte sie an der Küche vorbei ins Wohnzimmer. »Tut mir leid wegen Cookie«, sagte er und deutete auf die Jacke des Kommissars, die voller Hundehaare war, »aber Fremden gegenüber ist er immer ein wenig misstrauisch.«
»Schon gut«, meinte Becker. »Ich habe selbst eine Katze. Mit ihr verhält es sich ähnlich. Sie kann sehr eigenwillig sein.«
Die beiden Kommissare standen vor der Couch, auf der Dirks schwarzer Wollmantel lag.
»Warten Sie«, sagte Dirk, nahm den Mantel übereifrig auf und legte ihn über einen der Stühle am Esstisch. »So, bitte sehr.«
»Sagten Sie nicht, Sie hätten Ihren Mantel noch im Auto?«
Dirk betrachtete Becker einige Sekunden lang. »Ich besitze mehrere davon.«
Erneut warfen die Beamten sich einen skeptischen Blick zu, bevor sie sich setzten.
Dirk verzog die Lippen zu einem gequälten Lächeln und nahm im Sessel gegenüber Platz. Er spürte kalten Schweiß auf seiner Stirn, was ihn zusätzlich beunruhigte, da ihm klar war, dass Polizisten darauf trainiert waren, auf solche Anzeichen von Nervosität zu achten. »Sie sagten, es ginge um den Unfall meiner Frau?«
»Ja«, antwortete Becker und sah auf Bukowskis rechten Fuß, der unruhig auf und ab wippte. »Die Ermittlungen haben ergeben, dass sich das linke Vorderrad am Wagen Ihrer Frau während der Fahrt gelöst hat.« Er machte eine kurze Pause, in der er Dirks Reaktion auf diese Nachricht abzuwarten schien. Als diese nur aus Schweigen bestand, fuhr er fort. »Haben Sie vielleicht eine Erklärung dafür, wie das geschehen konnte?«
Dirk sah den Kommissar ausdruckslos an. »Wie meinen Sie das?«
Becker beugte sich vor. »Es ist sehr ungewöhnlich, dass sich alle vier Bolzen eines Rades gleichzeitig lösen. Zumal die Radmuttern des Wagens, die wir am Straßenrand gefunden
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