Todesdrang: Thriller (German Edition)
haben, alle intakt waren.«
Dieser verdammte Bastard , dachte Dirk und musste sich zusammenreißen, um seine Wut zu verbergen. Dafür wirst du bezahlen!
»Es könnte aber an einem unsachgemäßen Reifenwechsel liegen«, erklärte Becker weiter. »Es kommt durchaus vor, dass man dabei vergisst, die Radmuttern nachzuziehen, sodass sie sich beim Fahren mit der Zeit lockern. Allerdings ist mir kein Fall bekannt, bei dem sich der Reifen komplett vom Fahrwerk gelöst hat. Meist fällt den Leuten bereits vorher eine Unwucht beim Fahren auf.«
Ich bring dich um! Dirks Hände verkrampften sich. Ich werde dir jeden Knochen einzeln brechen, bis du um Gnade winselst …
»Herr Bukowski?«
»Was? Ach so, ja. Ich wechsle die Reifen immer selbst.«
Der Kommissar nickte nachdenklich und warf seinem Kollegen einen Blick zu. »Benutzen Sie dafür Ihr eigenes Werkzeug?«
»Ein Radkreuz aus dem Baumarkt.«
»Verstehe. Und wann genau haben Sie zum letzten Mal die Reifen gewechselt?«
Dirk überlegte einen Moment. »Im November vergangenen Jahres. Worauf wollen Sie eigentlich hinaus?«
Kommissar König schaltete sich in das Gespräch ein. »Solche Radkreuze, vor allem die Billigmodelle, sind oftmals nicht sehr passgenau. Vielleicht ist Ihnen ja bei der Montage ein Fehler …«
»Mir ist kein Fehler unterlaufen«, schnaufte Dirk aufgebracht. »Er war es!«
»Er?« Becker schien nicht im Mindesten von Dirks Aussage überrascht zu sein. »Sie meinen, derjenige, der Sie bedroht hat?«
»Woher wissen Sie …?«
»Uns liegt der Bericht des Kollegen Friedrich vor, der den Vorfall von Samstagabend dokumentiert hat«, erläuterte Becker. »Das ist der eigentliche Grund, weshalb wir Sie aufsuchen. Die Vermutung liegt nahe, dass eins mit dem anderen zusammenhängen könnte.«
Dirk erhob sich von dem Sessel. »Ach, jetzt interessiert ihr euch plötzlich für diesen Vorfall. Jetzt, wo mein Sohn tot ist!«
»Wir können verstehen, dass Sie aufgebracht sind …«
»Gar nichts verstehen Sie!«, schrie Dirk. »Seit Tagen werde ich von jemandem bedroht, und die Polizei hat sich bis jetzt einen Dreck dafür interessiert!«
Nun stand auch Becker auf und hob beschwichtigend die Hände. »Jetzt beruhigen Sie sich erst einmal.«
»Beruhigen?«, erwiderte Dirk. »Ich soll mich beruhigen?« Seine Knie begannen zu zittern, weshalb er sich zurück in den Sessel sinken ließ. »Mein Sohn könnte vielleicht noch am Leben sein, wenn Sie Ihren Job gemacht hätten. Und meine Frau würde nicht schwerverletzt im Koma liegen, wenn die Polizei uns ernst genommen hätte. Ausgerechnet Sie sagen mir, ich soll mich beruhigen?« Seine Stimme überschlug sich. »Meinetwegen könnt ihr zur Hölle fahren«, sagte er, während seine Gefühle ihn überrollten und ihm Tränen in die Augen schossen. In diesem Moment war sein Stolz so bedeutungslos wie ein Traum, den man nach dem Erwachen vergessen hatte.
Einige Sekunden lang herrschte Schweigen.
»Ich denke, ich hole Ihnen am besten ein Glas Wasser«, sagte Kommissar König und erhob sich.
Dirk fasste sich allmählich wieder. Als er realisierte, dass Beckers Kollege auf dem Weg in die Küche war, richtete er sich schlagartig auf. »Das ist nicht nötig«, rief er. Sein Tonfall klang eine Spur zu bestimmt. »Es geht schon wieder, danke.«
Kurz vor dem Zugang zur Küche blieb König stehen und machte kehrt. »Wie Sie meinen.«
»Wann haben diese Drohungen begonnen?«, fragte Becker.
Dirk atmete tief durch und wischte sich die Feuchtigkeit von den Wangen. »Am Samstagmorgen«, sagte er. Er räusperte sich, bevor er weitersprach. »Ein Obdachloser stand vor meiner Tür und hat mir eine Nachricht übergeben.«
»Ein Obdachloser?«
»Ja. Er gab vor, von jemandem dafür bezahlt worden zu sein.«
»Wie sah der Mann aus?«
»Ziemlich verwahrlost«, erwiderte Dirk. »Er trug einen verschlissenen, olivgrünen Parka und braune Stiefel. Von seinem Gesicht konnte ich nicht allzu viel erkennen. Er hatte einen Vollbart und war voller Dreck. Aber seine Augen wirkten jünger als der Rest seiner Erscheinung.«
»Sie sprachen von einer Nachricht?«
Dirk nickte. »Er übergab mir einen Umschlag mit einem Zettel. Darauf stand, ich solle mir diesen Penner genau ansehen, denn er würde meine Zukunft widerspiegeln.«
»Haben Sie diesen Zettel noch?«
Dirk schüttelte den Kopf. »Ich habe ihn im Ofen verbrannt. Ich dachte, ich könnte die Geschichte auf diese Weise beenden, verstehen Sie?«
Becker stieß seufzend Luft aus.
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