Todesdrang: Thriller (German Edition)
dafür ist?«
»Ja!«
»Können Sie uns wenigstens einen Grund dafür nennen, weshalb Sie dieser Jemand bedroht?«
»Das habe ich doch schon alles Ihrem Kollegen zu Protokoll gegeben«, sagte Dirk. »Nein, ich habe absolut keine Ahnung, weshalb jemand so etwas tun sollte.«
Becker nickte verhalten. »Wie Sie meinen«, sagte er. »Das reicht uns fürs Erste. Wir wollen Sie nicht länger aufhalten.« Er reichte Dirk seine Karte. »Sie können mich jederzeit erreichen, falls Ihnen doch noch etwas einfällt. Wir melden uns, sobald sich etwas Neues ergibt.«
Dirk nickte, ohne den Blick zu heben. »Und bitte verzeihen Sie, wenn ich … Ich weiß, Sie tun nur Ihre Arbeit.«
»Schon gut«, sagte Becker. »Ich selbst habe zwar keine Kinder, aber ich kann mir ungefähr vorstellen, wie Ihnen zumute ist.«
Dirk lächelte traurig. Dann begleitete er die beiden Männer zur Tür.
Durch das Küchenfenster beobachtete er, wie die Kriminalbeamten sich unterhielten, bevor sie in ihr Auto stiegen und rückwärts aus der Zufahrt fuhren. Erleichtert atmete er auf. Zumindest hatte er nun etwas Zeit gewonnen.
Sein Blick schwenkte auf das Tablett, auf dem der Kopf von Christian Kuhn unter einem Küchentuch lag. Er musste ihn entsorgen, so viel war Dirk klar. Aber zunächst einmal galt es zu klären, ob nicht noch weitere Leichenteile auf seinem Grundstück deponiert worden waren.
Mit dem Schlüsselbund in seiner Linken rannte er nach draußen in den Hof.
Der Flachbau der Garage wirkte düster und bedrohlich auf ihn. Er steckte den Schlüssel in die Vorrichtung des Garagenöffners, sah sich kurz um und drehte ihn langsam im Schloss. Das Rolltor fuhr nach oben und gab mehr und mehr die Sicht in das Innere frei.
Zunächst schien alles an seinem gewohnten Platz zu sein. Die Regale mit den Farbdosen, Reinigungs- und Schmiermitteln wirkten aufgeräumt. Auch seine Werkzeugkiste fand er da vor, wo er sie zuletzt abgestellt hatte. Dann entdeckte er die leere Wandhalterung neben den Regalen – die Kettensäge war weg.
Auch sein Schutzanzug, seine Arbeitsstiefel und sein Helm fehlten.
Noch im selben Moment, in dem er sich die Frage stellte, wie das möglich war, wusste er bereits die Antwort darauf:
Die Fernbedienung!
Der Kerl musste sie aus seinem Auto gestohlen haben. Sehr vorausschauend, das muss man dir lassen , dachte Dirk. Hattest du von Anfang an vor, jemandem den Kopf abzusägen, oder war das ein spontaner Einfall?
Dirk untersuchte jeden Winkel der Garage, spähte sogar unter die Regale und in den Hohlraum der gestapelten Sommerreifen, nur um sicherzugehen, dass nicht doch irgendwo Teile von Kuhns Leiche versteckt waren. Er fand nichts, war sich jedoch nicht sicher, ob er darüber erleichtert sein sollte. Würde er vielleicht demnächst im Garten über einen Arm stolpern, hinter einem Strauch einen halb verwesten Fuß entdecken?
Ich beobachte dich!
Noch nie in seinem Leben war Dirk sich so ausgeliefert vorgekommen. Er fühlte sich, als würde er an Fäden hängen, an denen jemand anderer zog. Wenn es ihm nicht schnellstmöglich gelang, diese Fäden zu durchtrennen, würden sie sich schon bald um seinen Hals legen und ihm die Luft abschnüren. Er brauchte einen Plan, wollte er nicht daran ersticken.
Er lief zurück ins Haus, um den Autoschlüssel zu holen. Anschließend überwand er sich dazu, das Paket wieder zu verschließen. Das Küchentuch verbrannte er im Kaminofen.
Er fühlte sich müde, doch an Schlaf war jetzt nicht zu denken. Er nahm die Schachtel mit den Anzündhölzern, zog Mantel und Schal über und steckte die Streichhölzer in die Manteltasche. Dann ging er zurück in die Küche, öffnete eine der Schubladen und zog ein knapp dreißig Zentimeter langes Fleischermesser daraus hervor. Einige Sekunden lang betrachtete er die Klinge, in der sich matt das graue Tageslicht brach. Er stellte sich vor, wie es sich wohl anfühlen würde, sie in das Fleisch seines Widersachers zu treiben – wieder und wieder – und sich dabei an seinen Schmerzensschreien zu erfreuen. Dann steckte er das Messer ein, klemmte sich das Paket unter den Arm und eilte nach draußen.
Er wendete den Wagen im Hof und fuhr mit dem Heck voran in die Garage. Das Paket hatte er im Kofferraum deponiert. Außerdem lud er eine Spitzhacke, einen Spaten, eine wetterfeste Taschenlampe und einen fast vollen Kanister mit Rasenmäherbenzin ein. Zur Sicherheit ließ er seinen Blick noch einmal über die Regale gleiten. Er hatte alles, was er brauchte. Also
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