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Todeseis

Todeseis

Titel: Todeseis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernward Schneider
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letzten Satz hatte sie leise und mehr zu sich selbst als zu ihrem Gegenüber gesagt.
    »Es ist denkbar, dass daher sein Interesse an Ihnen rührt. Es bedeutet aber nicht zwingend, dass er um Phils Schicksal weiß oder derjenige ist, der Sie angegriffen hat. Bei Astor geht es mir wie Ihnen: Es fällt mir schwer zu glauben, dass er über Leichen geht. Es könnte dennoch eine Verbindung zwischen Astor und Phils Mördern geben, deren wahren Charakter Astor selbst nicht durchschaut.«
    »Ich werde das Gefühl nicht los, dass es jemand von den Teilnehmern der Séance war, der mich angegriffen hat«, sagte Gladys.
    »Wer, sagten Sie, gehörte noch alles zu den Gästen?«
    Gladys ging noch einmal die Gäste der Reihe nach durch. »Madeleine – nein, ausgeschlossen«, sagte sie. »Garfield? Ja, vielleicht! Mr. Stead – unwahrscheinlich. Der Reeder Barrett – auch unwahrscheinlich. Obwohl er so etwas wie ein Spion ist. Falls Sie auf der Suche nach Spionen sind – hier haben Sie einen. Barrett ist offenbar im Auftrag des deutschen Kaisers an Bord gekommen, der ein noch besseres Schiff als die Titanic bauen will.«
    »Ich kenne Barrett – er ist auch eine von den zwielichtigen Figuren, die sich auf dem Schiff herumtreiben.«
    »Sie scheinen sich wirklich gut auszukennen«, sagte Gladys mit einem leichten Unterton von Spott. »Woher wissen Sie von ihm?«
    »Es ist Teil meines Auftrags, die wichtigsten Passagiere der ersten Klasse zu kennen. Er gehört zu ihnen, das ist alles. Dass er etwas mit Astors Geschäften zu tun hat, ist aber wenig wahrscheinlich.«
    »So gesehen kommt fast jeder in Betracht!«, sagte Gladys. »Diese Leute in der ersten Klasse sind praktisch alle in irgendwelche lukrativen Geschäfte verstrickt.«
    »Wohl wahr.« Roger Carran rieb sich die Stirn. »Was denken Sie: Könnte eine Frau der gestrige Angreifer gewesen sein?«
    Gladys überlegte.
    »Diese Victoria Hoyt wirkt sehr männlich, ausgeschlossen ist es nicht! Sowohl sie als auch Faussett sind mir am meisten verdächtig. Von Anfang an waren diese beiden darauf aus, mir Angst zu machen. Zu diesem Zweck haben sie auch diese Geistererscheinung inszeniert. Gut, dass ich ihnen nicht auf den Leim gegangen bin, sondern die Gesellschaft verlassen habe. Nachdem ich weg bin, ist mir einer der beiden gefolgt. So muss es gewesen sein.«
    »Dann kann es kaum anders sein, als dass diese Frau oder ihr Herr und Meister Verbindung zu Phils Mördern haben oder sogar zu dieser Bande gehören.«
    Gladys nickte. »Sie haben mich ein Stück weit überzeugt.«
    »Ich vermute Folgendes: Faussett und Miss Hoyt wurden beauftragt, Ihnen das Leben schwer zu machen. Das bedeutet, dass man Ihnen Angst einjagen will – vielleicht auch Schlimmeres.«
    »Und Astor? Was hat er damit zu tun?«
    »Astor steht mit den Mördern Ihres Geliebten in einer geschäftlichen Beziehung. Phil Ryland musste vielleicht deshalb sterben, weil er diese Beziehung gestört hat.«
    Gladys nickte. »Das ist denkbar. Jago bezeichnete Phil als Verräter.«
    »Sehen Sie! Wir kommen der Sache näher. Faussett hat diese Geisterbeschwörung inszeniert und durch Vermittlung von Astor Ihre Einladung zu der Veranstaltung bewerkstelligt. Mit der Beschwörung des Geistes Ihres ermordeten Geliebten wollte er Sie ursprünglich vielleicht nur warnen. Als Sie dann aber die Séance verlassen haben, ist er wütend geworden und hat beschlossen, Sie zu töten. Dem Urteil seiner eigenen Frau zufolge, ist er fähig, einen Mord zu begehen, auch wenn er sicher nicht Jack the Ripper ist.«
    »Wer weiß! Vielleicht ist diese Laura Faussett gar nicht so verrückt, wie es scheint. Wenn jemand behauptet, er wüsste, wer Jack the Ripper ist, hält man ihn immer für komplett verrückt, selbst dann, wenn er die Wahrheit sagt.«
    »Faussett wäre nur ein weiterer in einer ganzen Reihe von Verdächtigen, denen man zutraut, dass sie Jack the Ripper sind. Es braucht nicht Jack the Ripper, um in Faussett einen gefährlichen Menschen zu sehen.«
    »Ich frage mich, weshalb er nicht gleich oben auf dem Deck über mich hergefallen ist, da war ich viel weniger geschützt als im Gang bei den Kabinen. Als ich auf ihn zuging, wich er vor mir zurück.«
    »Ihre Reaktion mag ihn verunsichert haben, oder sein Entschluss, Ihnen etwas Ernsthaftes anzutun, stand zu diesem Zeitpunkt noch nicht wirklich fest. Er könnte aber auch den Gedanken gehabt haben, sie irgendwohin zu locken, vielleicht in seine Kabine.«
    »Sie meinen, er hätte mich bis zur

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