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Todeseis

Todeseis

Titel: Todeseis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernward Schneider
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Bewusstlosigkeit gewürgt, um mich in seine Kabine zu schleppen und mich dann so zu traktieren, wie es Jack the Ripper früher mit seinen Opfern tat?«
    Carran zuckte mit den Achseln.
    »Wie auch immer – so ein Verrückter handelt nicht in jeder Situation rational.«
    Gladys sah Roger zart an.
    »Werden Sie mich vor diesem Menschen beschützen?«
    »Ich werde auf Sie aufpassen«, gab Carran zurück. »Und als Erstes werde ich diesen Faussett zur Rede stellen.«
    »Er wird alles abstreiten.«
    Carran blickte auf seine Armbanduhr und erhob sich von seinem Platz.
    »Am besten, ich gehe gleich durch die Gesellschaftsräume und Salons. Mag sein, dass ich ihn irgendwo entdecke. Der Zeitpunkt ist günstig.«
    Sie sah zu ihm auf.
    »Nein, bleiben Sie heute Abend bei mir, Mr. Carran! Damit helfen Sie mir mehr, als wenn Sie sich jetzt auf die Suche nach diesem Faussett begeben. Das hat bis morgen Zeit.«
    Er sah sie an, und sein Blick begann, sie zu durchbohren.
    »Ich tue es für Sie, Gladys«, sagte er. »Damit er gewarnt ist! Der Mann muss mich kennenlernen, und zwar so schnell wie möglich!«
    »Ja, aber nicht heute Abend.«
    »Was erwarten Sie von mir, Mrs. Appleton?«
    »Ich –«, sie biss sich auf die Lippen, »– was ich von Ihnen erwarte? Wie können Sie das fragen? Verstehen Sie denn nicht, dass ich mir wünsche, dass Sie – dass Sie nahe bei mir sind …«
    Roger Carran sah sie lange an.
    »Warum werde ich das Gefühl nicht los, dass Sie mir etwas verschweigen, Mrs. Appleton?«
    Einen Moment lang war sie verwirrt. Hatte dieser Mann Anlass, ihr zu misstrauen? Sicher hatte sie sich ihm noch nicht rückhaltlos offenbart, aber konnte sie das tun, wenn sie seine Rolle nicht durchschaute? Und was befürchtete er? Hatte er Angst, dass sie ihn benutzte und ein falsches Spiel mit ihm trieb?
    »Alles, was ich Ihnen von mir erzählte, ist die reine Wahrheit, Mr. Carran.«
    »Haben Sie mir wirklich nichts verschwiegen, Mrs. Appleton?«, fragte er. »Ich bin ein Freund klarer Worte: Sie waren die Geliebte eines Londoner Verbrechers. Dessen Mörder sind hinter Ihnen her! Die Leute – Faussett und seine Begleitung – halten Sie für eine Prostituierte, und Sie sind wohl auch etwas in dieser Art, wenn auch eine Frau von besonderem Format.«
    Sie sprang auf.
    »Wer sind denn Sie? Ein Detektiv? Ein Spion? Welche Absichten hegen Sie in Wahrheit gegen mich? Sind Sie denn wirklich auf meiner Seite? Glauben Sie, dass Sie etwas Besseres sind als ich? Haben Sie etwa keine Geheimnisse, die Sie vor mir verbergen!«
    »Beruhigen Sie sich, Mrs. Appleton – ich bin ganz gewiss auf Ihrer Seite! Zweifeln Sie bitte nicht an mir! Sie müssen mir vertrauen!«
    »Ach, wirklich?«, rief sie. »Warum behandeln Sie mich dann so unverschämt und nennen mich eine Prostituierte? Hören Sie, Herr Offizier: Es war mir nicht in die Wiege gelegt, eine monogame Frau zu sein, aber sobald ich den Richtigen gefunden habe, bin ich ihm treu. Die Welt, in die ich hineingeboren wurde, war eine der weniger vornehmen Gegenden von London. Ich musste das Beste daraus machen und nutzte die Talente, die der liebe Gott mir gab. Es ist nichts Schimpfliches daran! Ich bin eine ehrenwerte Frau!«
    »Es tut mir leid«, sagte Carran. »Ich bitte Sie nur darum, dass Sie mir ehrlich sagen, was Sie von mir wollen.«
    »Was ich von Ihnen will …« Sie trat einen Schritt auf ihn zu. »Ach verdammt, können Sie sich das denn nicht denken!« In einer spontanen Reaktion riss sie sich einen Träger ihres Kleides von der Schulter. »Ich will, dass Sie mir das Kleid vom Leib streifen – ich trage nichts darunter – und dann – dann werfen Sie mich dort drüben auf das Bett – oder hier auf den Boden – und machen Liebe mit mir!«
    Carran machte große Augen und dann eine hilflose Gebärde mit den Händen, als ob er um Worte rang, aber keine finden konnte. Es war offensichtlich, dass ihre Direktheit ihm für den Moment die Sprache verschlagen hatte, als hätte sein britisches Offiziersohr solche Töne noch nicht gehört.
    »Mrs. Appleton, Mrs. Appleton …«, stammelte er schließlich und holte tief Luft, als wolle er noch etwas hinzufügen, aber indem er mit einem Seufzer ausatmete, brach er ab, »… aber ja, Mrs. Appleton, aber ja – ich will Sie doch auch!«
    Gladys musste plötzlich lachen. Es amüsierte sie zu sehen, wie schnell ihre vehemente Reaktion die noble Fassade des ehemaligen Offiziers Seiner Majestät zum Einsturz brachte.
    »Worauf warten Sie dann noch, Mr.

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