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Todeseis

Todeseis

Titel: Todeseis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernward Schneider
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in Erscheinung treten durfte, sollte Phil Ryland unser Strohmann sein. Aber Phil hat uns in die Suppe gespuckt und damit sein eigenes Todesurteil gefällt.«
    »Das verstehe ich nicht. Was heißt: Er hat euch in die Suppe gespuckt? Wenn er nicht mitmachen wollte, hättet ihr doch einen anderen Strohmann nehmen können.«
    »Ryland wollte unser Ziel – die deutsche Vorherrschaft über den Atlantik – an Astor verraten, indem er Astor dazu bringen wollte, das Geschäft nicht mit uns, sondern mit ihm zu machen. Deshalb wollte er sich mit Astor an Bord der Titanic treffen, um ihm seine Pläne zu unterbreiten, wie man die Deutschen ausschalten könnte. Das durften wir uns nicht gefallen lassen und haben den Verräter liquidiert. Ich bin an Bord der Titanic gegangen, um unsere Sache zu retten. Meine Gespräche mit Colonel Astor sind sehr positiv verlaufen.«
    »Wenn Mr. Astor Ihr Partner ist, holen Sie ihn bitte hierher«, rief Gladys verzweifelt. »Er wird nicht dulden, dass mir etwas geschieht.«
    »Astors Meinung spielt überhaupt keine Rolle. Mich interessiert nur sein Geld. Er ist mit mir ins Geschäft gekommen, weil er für sich selbst die Vorherrschaft auf dem Atlantik haben will. Aber die Verbindung, die er mit uns eingegangen ist, wird nicht den Amerikanern, sondern den Deutschen die Oberhoheit auf dem Nordatlantik bringen. Sobald er seine Schuldigkeit getan hat, wird er gehen. Der Mann ist ein auslaufendes Modell. Er hat es nur noch nicht begriffen, dass eine neue Zeit begonnen hat, die nicht mehr die seine ist.«
    »Mir ist das alles ganz egal!«, entgegnete Gladys. »Ich habe mit diesen Geschäften nichts zu tun, und es kümmert mich nicht, wer die Vorherrschaft auf dem Atlantik hat. Sie brauchen keine Angst vor mir als Zeugin zu haben. Ich weiß von nichts. Lassen Sie mich gehen! Ich weiß ja nicht einmal, wer Sie sind. Mit Nevil kann ich mich wieder vertragen.«
    »Du musst mich für ziemlich töricht halten, Schöne. Aber genug geredet, geh an die Arbeit, Nevil. Es gilt nun, was wir zu tun haben, hinter uns zu bringen.«
    Gladys hätte schreien mögen, weil ihr nun klar war, dass es kein Argument gab, das geeignet wäre, ihre Peiniger von ihrem schändlichen Vorhaben abzubringen. Ein Irrer, dachte sie beim Anblick der schwarz umrandeten Augen, ein größenwahnsinniger Psychopath. Geldgier und Wahnsinn, die schlimmste Kombination.
    Nevil hatte ein Messer in der Rechten und ergriff mit der anderen Hand den Ausschnitt ihres Kleides. Er setzte gerade an, um den Träger zwischen ihrem Hals und ihrer Schulter durchzuschneiden, als es plötzlich einen dumpfen Schlag gab, der von irgendwo aus dem Schiff herüberdrang, ein merkwürdiges Geräusch, das sich nicht verlässlich orten ließ. Dem Schlag folgte ein reißendes, schneidendes Geräusch, das ein paar Momente lang anhielt, fünf, acht oder zehn Sekunden, und dann war es vorbei.
    »Was war das?«, fragte Nevil und zog das Messer zurück, ohne den Träger des Kleides durchschnitten zu haben.
    Gladys empfand das Geräusch als ungewöhnlich, und ihren beiden Peinigern schien es nicht anders zu gehen, denn sie sahen einander verblüfft an.
    »Eine Welle«, sagte der Maskierte, »das Schiff muss von einer großen Welle getroffen worden sein.«
    »Es hörte sich eher an, als sei dem Schiff etwas in die Quere gekommen«, sagte Nevil. »Als ob draußen am Schiffskörper etwas entlanggeschrammt ist.«
    »Vielleicht ein Eisberg«, sagte Gladys. Ganz sicher war es ein Eisberg gewesen, dachte sie bei sich.
    »Ein Eisberg?«, sagte der Maskierte. »Der Gedanke ist gar nicht so abwegig, Schöne. Nun, horcht, die Maschinen laufen weiter, es scheint also nichts weiter passiert zu sein.« Er spitzte die Ohren, als erwarte er ein neuerliches Scharren oder etwas Ähnliches, doch ein weiteres Geräusch war nicht zu vernehmen.
    »Okay, mach weiter«, sagte er zu Nevil, der noch immer die Ohren gespitzt hatte und in das Schiff hineinlauschte.
    »Warten wir noch ein wenig«, erwiderte Nevil.
    Gladys schien es, als wäre das Vibrieren der Motoren schwächer geworden. Offenbar hatte die Titanic ihre Geschwindigkeit gemindert und fuhr nur noch mit halber Kraft durch den Ozean.
    »Es war wohl nichts von Bedeutung«, sagte der Maskierte, während das schwache Vibrieren andauerte.
    In diesem Augenblick stoppten die Maschinen, und mit einem Mal war es schlagartig still. Das knarrende Holz, der ferne Rhythmus der Maschinen, und alle anderen vertrauten Geräusche, die das Schiff bei der

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