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Todeseis

Todeseis

Titel: Todeseis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernward Schneider
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Stunden.«
    Raubold wurde blass.
    »Ich muss unverzüglich Gladys finden«, sagte Carran. »Es gibt Menschen auf diesem Schiff, die ihr Übles wollen. Man könnte ihr etwas angetan haben, und ich bin in großer Sorge. Es ist höchste Eile geboten. Ich bin entschlossen, ihre Kabinentür aufzubrechen. Helfen Sie mir dabei?«
    Raubold, dem der Schreck für eine Weile die Sprache verschlagen hatte, fand wieder Worte.
    »Ich begleite Sie«, sagte er leise. »Natürlich werde ich Ihnen helfen.«
    Er zog die Richtigkeit der Schlussfolgerung des Schiffserbauers Andrews nicht einen Moment in Zweifel. In aller Schnelle hatte er eins und eins zusammengezählt und die Zeichen und Hinweise an Deck in ihrer einzig möglichen Konsequenz gedeutet.
    Der Betrieb an Deck nahm zu. Nach der Aufforderung an die Passagiere, Schwimmwesten anzulegen und sich aufs Bootsdeck zu begeben, hatte ein Strom von Menschen eingesetzt, der sich über die Treppen bis zu sieben Stockwerke hoch in die kalte Nacht hinaus auf das Dach des schwimmenden Hotels schob. Ein paar Frauen und Kinder, denen sie begegneten, weinten, doch niemand stolperte, niemand rannte, von Panik war keine Spur.
    Sie erreichten die Kabine von Gladys auf dem C-Deck und klopften laut an der Tür, aber jede Antwort von innen blieb aus. Carran rüttelte an der Klinke. Die Tür war verschlossen wie zuvor.
    »Gibt es nicht einen Steward, der einen Hauptschlüssel besitzt?«, fragte Raubold.
    »Was ist, wenn der Schlüssel von innen steckt? Wir haben keine Zeit, nach dem Steward zu suchen.«
    Er trat ein paar Schritte zurück und warf sich vehement gegen die Tür. Durch den heftigen Aufprall barst das Holz.
    »Sie haben recht!«, sagte Raubold. »Es ist nicht die Zeit, falsche Rücksichten zu nehmen.« Nun nahm er selbst Anlauf und warf sich mit aller Kraft gegen das Holz, und dieses Mal gab die Tür vollständig nach.
    Sie blickten sich in der Kabine um, sahen das Bett aus echtem Messing, es war leer – die Laken waren noch zerwühlt. Da war der Marmortisch, das Rosshaarsofa, die Klingelknöpfe und die elektrischen Armaturen; Carran trat zur Seite und riss ein paar Schranktüren auf, er wusste selbst nicht, was oder wen er dahinter vermutete, aber es war alles vergeblich, Gladys war weder in der Suite noch in dem angrenzenden Bad zu finden. Gladys, liebe Gladys, dachte Carran verzweifelt. Wo bist du? Was haben sie mit dir gemacht?
    »Verdammt! Wo sollen wir denn nach ihr suchen?«, sagte Raubold laut.
    »Bei den Teilnehmern der Séance«, antwortete Carran.
    »Die Séance?« Raubold blickte ihn verwundert an. »Ja, sie hat mir davon erzählt und mir die Leute genannt, die daran teilgenommen haben, ich erinnere mich. Die Séance fand doch in der Kabine der Astors statt?«
    »Es waren neun Teilnehmer«, sagte Carran und zählte nach kurzem Überlegen die Namen auf. »Einer von den anderen acht muss wissen, wo sie ist.«
    »Sind Sie davon überzeugt?«
    »Ja, ich bin mir fast sicher. Die Teilnehmer dieser Runde stehen auf eine schwer durchschaubare Weise miteinander in Verbindung – ausgenommen Gladys. Sie wurde vorgestern von einem Unbekannten überfallen, und es deutete alles darauf hin, dass einer der Teilnehmer der Séance der Verantwortliche war – und dieser Unbekannte ist es, nach dem wir suchen müssen.«
    »Ich weiß, wo sich die Kabine der Astors befindet«, sagte Raubold.
    Sie wollten die Kabine von Gladys schon wieder verlassen, da hielt Carran nochmals inne und trat zu dem Schrank, in dem sich die Reisekoffer befanden. Er öffnete die Schranktür, nahm den Koffer von Phil Ryland heraus, öffnete ihn und drehte ihn um, sodass er dessen gesamten Inhalt auf den Boden schütten konnte. In aller Eile durchwühlte er die Kleidungsstücke und den sonstigen Inhalt, fand aber nichts, was sein Interesse erregte. Er warf den Koffer ein Stück hoch in die Luft, fing ihn wieder auf und tastete ihn ab. Der Koffer schien leer zu sein, aber vielleicht war das eine Täuschung. Er nahm ein Taschenmesser aus seiner Gesäßtasche und zerschnitt das Leder. Nichts! Er betrachtete den Boden des Koffers. Der untere Lederbezug war sehr stabil. Er riss daran und bemerkte, dass irgendetwas nicht stimmte. Er setzte das Messer an, und endlich gelang es ihm tiefer zu dringen. Tatsächlich, der Boden enthielt ein Geheimfach. Ein brauner Umschlag fiel heraus. Er hob ihn vom Boden auf, öffnete ihn und entfaltete das Schriftstück, das er enthielt. Er überflog die Zeilen und wurde blass.
    »Es ist

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