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Todeseis

Todeseis

Titel: Todeseis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernward Schneider
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vermissen Mrs. Appleton«, sagte Carran, nachdem er sich und seinen Begleiter mit knappen Worten vorgestellt hatte, wobei er nicht unerwähnt ließ, dass er für die Versicherung der Titanic tätig war, »und wir befürchten, dass sie in großer Gefahr ist.«
    »Sind wir das nicht alle?«, gab Astor gleichmütig zurück.
    »Mrs. Appleton ist es in besonderer Weise«, erwiderte Carran. »Jemand an Bord will sie töten. Dieser Jemand hat vorgestern Abend vermutlich an Ihrer Séance teilgenommen, denn unmittelbar danach ereignete sich der erste Mordanschlag auf sie.«
    Madeleine Astor legte erschrocken die Hand an den Mund. »Davon hat Mrs. Appleton mir überhaupt nichts erzählt.«
    »Gladys hat die Bedrohung selbst nicht ernst genug genommen«, gab Carran zurück, »aber das könnte sich inzwischen gerächt haben.« Er blickte Astor scharf in die Augen. »Einer der Teilnehmer der vorgestrigen Séance ist Ihr Geschäftspartner, Mr. Astor, und ich glaube, dass es Mrs. Appleton helfen würde, wenn Sie mir seinen Namen nennen!«
    Astors hochmütiger Gesichtsausdruck veränderte sich nicht.
    »Meine Geschäfte sind streng geheim«, sagte er schließlich. »Mit einem Anschlag auf Mrs. Appleton hat mein Geschäftspartner selbstverständlich nichts zu tun. Ich mache keine Geschäfte mit Mördern.«
    »Sie sind ein Narr«, sagte Carran kalt. »Sollten Sie diese Nacht gesund überstehen, werden Sie wahrscheinlich das nächste Opfer Ihres Geschäftspartners sein.«
    Astors Gesicht verlor seine Fassung.
    »Was unterstehen Sie sich zu behaupten. Wer sind Sie überhaupt, Sie …!«
    Madeleine Astor fiel ihrem Gatten ins Wort.
    »Mr. Carran arbeitet für eine Versicherung, wie er uns eingangs sagte. Er ist in Sorge um eine junge Dame. Wir sollten ihn zunächst einmal zu Ende anhören.«
    Carran nahm das Dokument aus der Tasche.
    »Kennen Sie diesen Brief?«
    Astor warf einen Blick darauf, dann begann er zu lachen.
    »Wissen Sie nicht, wie das ist, wenn man Geschäfte macht, bei denen viel Geld zu verdienen ist?« Er schlug sich zweimal mit der Hand gegen die Stirn und gab selbst die Antwort. »Sofort stehen die Neider auf der Matte und erheben unsinnige Beschuldigungen gegen ihre Konkurrenten, und das alles aus dem einzigen Grund, weil sie selbst das lukrative Geschäft machen wollen. Wenn Sie weiter nichts in der Hand haben, Carran – darüber kann ich nur laut lachen!«
    »Haben Sie Ihrem Geschäftspartner diesen Brief gezeigt?«
    Astor schüttelte den Kopf.
    »Nein, sicher nicht.«
    »Oder mit ihm darüber gesprochen?«
    »Ach was.«
    »Oder korrespondiert?«
    »Korrespondiert?«
    »Ja, korrespondiert!«
    Astor wurde unsicher.
    »Ich weiß das nicht mehr! Woran soll ich mich denn erinnern! Und was spielt es überhaupt für eine Rolle?«
    »Der Konkurrent, der diesen Brief geschrieben hat, wurde umgebracht.«
    »Aber doch nicht wegen dieses Geschäfts! Was meinen Sie wohl, was geschehen würde, wenn jeder Geschäftsmann seinen Konkurrenten umbringen würde – was meinen Sie, wie viele Morde wir dann hätten? Ach was, so ein Unsinn! Es gibt überhaupt keinen Grund für meinen Partner, seinen Konkurrenten umzubringen, nur weil dieser ins Geschäft mit mir kommen will.«
    »Dieser Konkurrent hatte eine Passage auf der Titanic gebucht – eigens, weil er mit Ihnen sprechen wollte. Möglicherweise hatte er auch eigene geschäftliche Interessen im Sinne, aber er hätte Ihnen auch das eine oder andere über Ihren neuen Partner erzählt, und danach hätten Sie wahrscheinlich noch einmal darüber nachgedacht, ob Sie in ihm wirklich den rechten Partner für Ihr Geschäft gefunden haben.«
    »Worauf wollen Sie hinaus?«
    »Ihr Geschäftspartner hätte Sie schneller wieder aus diesem Geschäft geworfen, als Sie es sich vorstellen können,  aber natürlich erst, nachdem er Ihr Geld bekommen hat.«
    »Das hätte ich zu verhindern gewusst.«
    »Das glaube ich nicht. Anders als Sie geht dieser Mensch nämlich über Leichen. Deshalb hat es ihm nicht gereicht, Ihren Konkurrenten Phil Ryland liquidieren zu lassen, sondern er plant, auch Gladys Appleton, Rylands Geliebte und Zeugin des Mordes an Ryland, zu töten. Und es sieht ganz danach aus, als sei er in dieser Nacht zur Tat geschritten.«
    Colonel Astor sagte eine Weile nichts. Immerhin schien er mit sich zu ringen. Den Namen eines Geschäftspartners zu nennen, bevor die Verbindung bekannt war, bedeutete ihm anscheinend die Verletzung eines Sakrilegs. Er schüttelte den Kopf und blickte zu

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