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Todeseis

Todeseis

Titel: Todeseis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernward Schneider
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Tonfall, dass ihm selbst der Gedanke kam, eine Instanz in seinem Inneren könnte sich sonst womöglich anders entscheiden.
    Murdoch zuckte gleichgültig die Achseln und gab Befehl, das Boot abzufieren und hinunterzulassen.
    Raubold wandte sich zu Carran herum.
    »Kommen Sie«, sagte er. »Wir müssen endlich Colonel Astor finden.«
    Das grässliche Fauchen der Überdruckventile hörte plötzlich auf. Der Dampf war abgeblasen, die Stille köstlich und doch fast erschreckend. Sie war auch nur von kurzer Dauer; denn mit einem heftigen Zischen stieg nun eine Notrakete auf, erleuchtete das Vorderdeck, tausend Augen blickten ihr nach. Sie flog hoch, immer höher, sie explodierte mit einem weißen Sternenregen, der langsam niederging und verlosch. Dann kam die nächste Rakete und erhellte für einen Augenblick die bleichen Gesichter, die vier schwarzen Türme und das Gewirr der Kräne, Boote und Seile, an denen das Leben der Insassen hing, während die Titanic Zentimeter um Zentimeter tiefer sank. »Raketen!«, kam es von zahlreichen Lippen. Jedermann wusste auch ohne Erklärung, was Raketen auf See bedeuteten, wusste, dass es der Ruf nach Hilfe war.
    »Da kann wohl kein Zweifel mehr bestehen, dass dieses Schiff ein Problem hat«, sagte jemand neben ihnen, und als Carran und Raubold zur Seite blickten, erkannten sie den Immobilientycoon Garfield, von dem sie beide durch Gladys wussten, dass er Teilnehmer an Astors Séance gewesen war.
    »Sie haben vor zwei Stunden mit Mrs. Appleton getanzt«, sagte Raubold. »Wissen Sie, wohin sie gegangen ist? Wir suchen verzweifelt nach ihr.«
    Garfield hob verwundert die Brauen.
    »Oh, nein, ich hätte sie zwar gern begleitet, aber sie ließ es nicht zu.«
    »Ist sie allein gewesen, als sie ging?«
    »Für mich sah es so aus.«
    »Was heißt das? Mit wem war sie zuletzt zusammen?«
    Garfield blickte dem Reporter direkt ins Gesicht.
    »Na, mit Ihnen – und mit mir. Wir haben beide mit ihr getanzt.«
    »Das meine ich nicht. War noch jemand bei ihr? Ich meine, ganz zuletzt?«
    »Ganz zuletzt? Hm! Zuletzt sprach sie mit Mr. Boyes, dem Steward, aber nur kurz, und etwas später verließ sie allein den Salon. Danach habe ich sie nicht mehr gesehen.«
    »Mr. Boyes?«, sagte Raubold nachdenklich. »Ist dieser Steward hier irgendwo an Deck? Wo finden wir den Mann?«
    Garfield zuckte die Achseln.
    »Das kann ich Ihnen nicht sagen. Aber wenn er mir begegnen sollte, werde ich ihn nach Mrs. Appleton fragen. In ihrer Kabine ist die schöne Lady nicht?«
    »Leider nicht. Noch eine andere Frage: Ist Ihnen Colonel Astor begegnet?«
    »Der ist hier ganz in der Nähe und treibt Sport«, sagte Garfield.
    »Sport?«
    »Ja, dort vorn im Turnsaal«, sagte Garfield und deutete in Richtung der Deckaufbauten.
    »Kommen Sie, Raubold, nichts wie hin!«, sagte Carran. »Vielen Dank, Mr. Garfield. Und falls Sie Gladys Appleton begegnen sollten, richten Sie ihr bitte aus, dass wir nach ihr suchen.«
    »Werde ich machen«, erwiderte Garfield. »Angenehme Nacht noch, die Herren! Wir sehen uns spätestens morgen beim Frühstück.«
    »Ach, Mr. Garfield«, sagte Raubold noch im Weggehen. »Da vorn fiert gerade ein Rettungsboot ab. Eben waren noch ein paar Plätze frei. Officer Murdoch lässt auch Männer ins Boot. Wenn Sie sich beeilen, nimmt man Sie vielleicht noch mit.«
    »Oh, danke für den Tipp«, sagte Garfield. »Ich werde mich sofort darum kümmern. Wenn wir uns morgen wiedersehen, gebe ich einen aus.«
    Bei dem auf Backbord gelegenen Eingang der großen Freitreppe, die zur ersten Klasse führte, hatte sich die aus acht Musikern bestehende Band des Schiffes auf dem Bootsdeck postiert und begann nun, Ragtimestücke zu spielen. Die Musiker sahen ein bisschen bunt aus, einige hatten blaue Uniformmäntel an, andere weiße Jacketts – aber mit ihrer Musik war alles in Ordnung.
    Raubold und Carran erreichten die hell erleuchtete Turnhalle, die an das Bootsdeck grenzte, und schon erblickten sie Mr. und Mrs. Astor, die Seite an Seite auf zwei bewegungslosen mechanischen Pferden saßen. Sie hatten ihre Schwimmwesten angelegt, und Astor hatte eine dritte Schwimmweste auf dem Schoß, die er gerade mit einem Messer aufschlitzte; wahrscheinlich wollte er seiner Frau zeigen, was sich darin befand.
    Dieser Snob, dachte Raubold, dieser unmögliche Kerl; irgendjemandem wird diese Weste vielleicht noch fehlen, aber dafür, so etwas zu erkennen, waren die Hirne dieser selbsternannten Aristokraten nicht ausgelegt.
    »Mr. Astor, wir

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