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Todesengel (Gesamtausgabe)

Todesengel (Gesamtausgabe)

Titel: Todesengel (Gesamtausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H.L. WEEN
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eifrig mitschreibenden Oberstaatsanwalt, ob er jetzt zu einem Resümee kommen und Arbeitsaufträge verteilen dürfe oder ob noch etwas offen geblieben sei. Sauerbrei überlegte kurz und wollte dann von den Kriminaltechnikern wissen, ob es wirklich kein weiteres Beweismaterial vom Tatort gebe. Hautpartikel unter den Fingernägeln des Toten vielleicht, den einen oder anderen Schuhabdruck, Kleidungstücke oder sonstige Utensilien. Franz waren die Ausführungen des Juristen äußerst peinlich und er bekam seinen Mund nicht mehr auf, sodass Gudrun Enz für ihn einsprang, noch einmal bedauerte, dass keine auf den oder die Täter hinweisenden Spuren gesichert werden konnten und die Schuld an allem den Spaziergängern gab, die dem Finder der Leiche zu Hilfe gekommen waren...
    Sauerbreis Gesicht hatte sich während der Rede immer mehr verfinstert und so wunderte sich niemand in der Runde darüber, dass er anschließend vor Wut im Gesicht rot anlief und die Kriminaltechniker als Dilettanten und Taugenichtse beschimpfte.
    „Noch so eine Panne“, drohte er am Ende seiner Philippika, „und Sie können sich auf ein Disziplinarverfahren gefasst machen! So viel Schlamperei erfüllt ja beinahe den Tatbestand der Strafvereitelung im Amt!“ Rums, das saß, dachte sich Becker und war froh, dass der giftige Sauerbrei ihm die Drecksarbeit abgenommen hatte. Denn dass die Kriminaltechniker einen Anschiss verdient hatten, war klar und wenn er in der Runde der Ranghöchste gewesen wäre, hätte er den Part des Wüterichs übernehmen müssen, eine Rolle, die er, wenn nötig, nicht schlecht ausfüllte, weil eine fatale Neigung zum Jähzorn in ihm genetisch angelegt war und er sich nicht sonderlich anstrengen musste, um einen Mitarbeiter lautstark zusammenzustauchen. Dass ihn die meisten Kollegen dennoch mochten, lag daran, dass er sich anschließend immer schnell beruhigte und nicht nachtragend war, sich im Gegenteil ausnahmslos vor seine Leute stellte, wenn sie einen Fehler machten und deshalb in die Kritik außen Stehender gerieten.
    Der Hauptkommissar fragte den Oberstaatsanwalt, ob er jetzt zum weiteren Vorgehen bei den Ermittlungen kommen dürfe, wartete die Antwort erst gar nicht ab und meinte, die Kriminaltechniker sollten sich noch einmal in der Umgebung des Tatorts umsehen, Mustafa Fati, ein in Istanbul geborener Kriminalassistent von 27 Jahren, zusammen mit Oberkommissar Scharf die Herbergen rund um den Spandauer Damm aufsuchen, um den Hinweisen auf Engholms angeblichen Bekannten nachzugehen und die übrigen Ermittler, soweit noch nicht geschehen, ihre Kontakte zur Schwulenszene der Hauptstadt nutzen, sich insbesondere im Strichermilieu am Bahnhof Zoologischer Garten umhören. Er selbst wolle die für den Mordfall Otto Berger zuständigen Kollegen im Hamburger LKA kontaktieren und auf diese Weise möglichst viel über die Umstände des Gemetzels an der Alster herausfinden.
    Vor allem interessiere ihn das dem Geschäftsmann seinerzeit verabreichte Gift und deshalb solle der Gerichtsmediziner bei den Laboruntersuchungen besonders auf fremde Substanzen in Engholm Blut und Organen achten. Frankenstein nickte anerkennend, als Becker seine Ausführungen beendet hatte und bat den Oberstaatsanwalt, sich jetzt zur Pressekonferenz zu äußern. Sauerbrei, der auf seinen zweiten Auftritt ungeduldig gewartet hatte, setzte sich in Positur und verteilte die Rollen für die Zusammenkunft mit den Medienvertretern so, dass er ohne jeden Zweifel im Mittelpunkt des Geschehens stehen würde. Frankenstein, Becker und Gerstenmaier sollten ihn zwar begleiten und neben ihm auf dem Podium Platz nehmen, ansonsten aber nur in Erscheinung treten, wenn er sie ausdrücklich darum bat.
    „Soweit alles klar?“, fragte er schließlich in die Runde, erhob sich, als niemand widersprach und forderte Frankenstein und Becker im Gehen auf, die nächste Lagebesprechung am nächsten Tag um 10 Uhr anzuberaumen. Bis dahin wolle er deutliche Fortschritte bei den Ermittlungsarbeiten sehen, um dem Landeskriminaldirektor etwas Brauchbares vorzeigen zu können...

8.
    Sauerbrei saß in seinem häuslichen Arbeitszimmer schon zwei Stunden über dem ersten Kapitel seines neuen Romans, brachte aber trotz aller Mühe nichts Vernünftiges zustande.
    Eigentlich hätte er mit dem zu Ende gehenden Tag zufrieden sein können, war die Pressekonferenz doch ganz nach seinen Wünschen verlaufen. Mit großem Geschick hatte er dafür gesorgt, dass die ewigen Querulanten erst spät mit ihren

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