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Todesengel (Gesamtausgabe)

Todesengel (Gesamtausgabe)

Titel: Todesengel (Gesamtausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H.L. WEEN
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Fragen an die Reihe kamen, zu einem Zeitpunkt, als die Aufmerksamkeit der meisten Journalisten schon spürbar nachgelassen hatte und so blieb bei den Medienvertretern der von ihm suggerierte Eindruck hängen, es handele sich beim Mord im Ruhwaldpark um die Tat eines Verrückten, dessen zufälliges Opfer Peter Engholm geworden sei. Die Polizei verfolge bereits eine heiße Spur und es sei für ihn nur eine Frage der Zeit, dass sie den Täter fasse und seiner gerechten Bestrafung zuführe.
    Die rotzfreche Anmerkung Meiers von der linksalternativen Tageszeitung, das Tragen von Reizwäsche sei in der Berliner Verwaltung seit dem Amtsantritt des schwulen Bürgermeisters wohl Ehrensache, hatte er mit der waghalsigen Behauptung gekontert, der irre Täter habe seinem Opfer die Dessous post mortem übergestreift, um sich sexuell zu stimulieren. Die meisten Reporter hatten diesen Unsinn zu seiner Überraschung widerspruchslos hingenommen und so konnte er davon ausgehen, dass die morgigen Zeitungsberichte ganz im Sinne der Justizsenatorin ausfallen würden, die ihn im Namen aller Regierungsmitglieder angefleht hatte, möglichst schnell Gras über die Sache wachsen zu lassen.
    Dass seine Gedanken trotzdem immer wieder abschweiften und er zu seinem Verdruss keinen vernünftigen Satz zustande brachte, lag an der möglichen Verbindung zwischen den Morden im Ruhwaldpark und im Hotel Astor. Sollte es sich bei diesen Bluttaten wirklich um Racheakte handeln und war das Motiv des Täters darin zu sehen, dass irgendwelche an Frauen verübte Straftaten gesühnt werden sollten, nähme die Wahrscheinlichkeit, dass sich Mirjam Berndt an die unselige Geschichte erinnerte, die er längst verdrängt hatte, mit jedem Tag zu.
    Er kannte die Oberkommissarin seit ihrer frühesten Kindheit, war seit ewigen Zeiten mit ihrem Vater befreundet und sogar Mirjams Taufpate, doch wagte er zu bezweifeln, dass es bei der Männerfreundschaft blieb, wenn Gunther Berndt von den Ereignissen vor 23 Jahren erfuhr. Die kleine Mirjam hatte sich damals wie eine Schneekönigin gefreut, als er ihren Eltern vorgeschlagen hatte, sich einen Sonntag lang um die 6-Jährige zu kümmern und ihre Begeisterung war noch größer geworden, als er ihr die exotischen Tiere im artenreichsten Zoo der Welt gezeigt hatte. Danach war er mit ihr in seine von den Eltern geerbte Villa gefahren und hatte sich nichts dabei gedacht, ihr die vielen großen und kleinen Zimmer des um 1900 errichteten Landhauses zu zeigen, doch dann war die Kleine auf dem Bett in seinem Schlafzimmer herum gehopst und er hatte sich nicht zurückhalten können. Wie weit er damals wirklich gegangen war, wusste er nicht mehr, aber er war damals so geschockt über seine bis dahin nur in ihm schlummernde Neigung und seinen Kontrollverlust gewesen, dass er seitdem jeder Situation aus dem Weg ging, die zu einer Wiederholung des Dramas führen könnte. An seiner fatalen Neigung, blutjunge Mädchen zu begehren, war wohl nichts zu ändern, es sei denn, mit Hilfe einer aufwändigen Therapie, aber er suchte sich seit der unrühmlichen Episode mit Mirjam seine Gespielinnen nur noch im Dirnenmilieu, unter mädchenhaft wirkenden Prostituierten, die für einen angemessenen Liebeslohn gern in Kinderkleidung schlüpften und beim Geschlechtsakt notfalls auch mit Puppen spielten. Für seine speziellen Zwecke hatte er einen fensterlosen Raum im Untergeschoss entsprechend seiner Fantasie ausgestattet, in dem die Objekte seiner Begierde nicht nur mit einer Rassel in der Hand oder einem Teddybären im Arm herumtollten, sondern ihm auch zu Willen waren, wenn er sich an ihrem neckischen Spiel lange genug erregt hatte. So gab es mit seinen fehlgeleiteten Trieben eigentlich keine Probleme, aber nichts würde so bleiben, wie es war, wenn sein Patenkind sich wie er an die intimen Minuten mit ihm erinnerte. Dann würde er von der Karriereleiter in die Tiefe stürzen wie einst Ikarus vom Himmel, auch wenn er strafrechtlich nach so langer Zeit nichts mehr zu befürchten hatte...

9.
    Die gerichtsmedizinische Untersuchung brachte Becker und seinen Kollegen nur wenige Erkenntnisse, die den Ermittlungen dienten. Sie wussten jetzt zwar, dass Engholm gefoltert und mit einem Instrument, wie es Internisten bei Untersuchungen des Enddarms benutzen, penetriert worden war, aber ob das Mordopfer sich zunächst im Einklang mit dem Täter befunden, es erst im Verlauf einvernehmlicher Sexualhandlungen zu den teuflischen Entgleisungen gekommen oder der hohe

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