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Todesengel (Gesamtausgabe)

Todesengel (Gesamtausgabe)

Titel: Todesengel (Gesamtausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H.L. WEEN
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beschwerte er sich, „ich gebe ja zu, dass ich einige Vorurteile habe, aber ich bin doch noch lernfähig! Wenn es einen Psychologen gäbe, der ein vernünftiges Täterprofil erstellen könnte, wäre ich der Letzte, der sich weigern würde, ihn hinzuzuziehen! Ich kenne aber keinen…“
    „Ich schon!“, meinte die Staatsanwältin und kam dann auf eine Schulfreundin zu sprechen. Katharina Pinkmann, so heiße die Psychologin, habe nach ihrem Studium zunächst in der Forschung gearbeitet und sei dann zum BKA gegangen, wo sie sich in relativ kurzer Zeit einen Namen als Profilerin gemacht habe. Sie habe vorsichtshalber schon in Wiesbaden angerufen und wisse von ihrer Freundin, dass sie der Berliner Polizei bei der Aufklärung der Mordserie gern helfen würde.
    Frankenstein lobte seine Gefährtin für ihre Initiative und hätte die BKA-Mitarbeiterin am liebsten sofort nach Rügen beordert, während Becker sich übergangen fühlte und entsprechend reagierte.
    „Das habt Ihr doch längst ausgetüftelt!“, behauptete er allen Ernstes und schmollte wie ein kleines Kind, wurde zu seiner Überraschung von der Oberkommissarin unterstützt, die dem Erstellen von Täterprofilen sonst größte Bedeutung beimaß und er fragte sich, welche Gründe für ihren unerwarteten Stimmungsumschwung maßgeblich waren. Auf die Idee, warum sie ihm wirklich beistand, wäre er aber nie und nimmer gekommen.
    Frankenstein schüttelte über den Starrsinn seiner Mitarbeiter den Kopf, wollte von ihnen wissen, aus welchen sachlichen Gründen sie sich gegen die Einschaltung der Profilerin wehrten und sprach, als sie nur mit den Schultern zuckten, ein Machtwort. Er werde am Samstagmorgen mit dem Landeskriminaldirektor telefonieren, um mit ihm die Formalitäten zu besprechen und dafür sorgen, dass die Freundin der Staatsanwältin zu Beginn der übernächsten Woche in Berlin ihre Arbeit aufnehme.
    „In Gottes Namen!“, meinte Becker, der sich mit der neuen Situation langsam auszusöhnen begann und auch Mirjam gab ihren Widerstand jetzt auf, sah sie doch ein, dass sie den Hauptstrom der Ermittlungen nicht länger in ihrem Sinne umlenken konnte und stattdessen ihre Verhinderungsstrategie den veränderten Verhältnissen anpassen musste...

25.
    Am nächsten Montag fuhren die Berliner in die Hauptstadt zurück und schwelgten, jeder für sich, in Erinnerungen. Sie hatten nach dem Anruf Frankensteins bei von Meierberg am Sonnabend noch eine Weile mit fachsimpeln verbracht und sich dann von Becker, der Rügen wie seine Westentasche kannte, die Sehenswürdigkeiten der Insel zeigen lassen, vom Jagdschloss Granitz über die von Caspar David Friedrich mit Farbe auf Leinen gebannten Kreidefelsen bis zur Bäderarchitektur von Binz, Göhren und Sellin.
    An den Abenden hatten sie mit Hansen am Kamin zusammengesessen und bei einem steifen Grog dem Seemannsgarn des Alten gelauscht, darüber jedes Zeitgefühl verloren und erst weit nach Mitternacht ins Bett gefunden. Achtzig Kilometer vor Berlin steckte Gunda Mohr plötzlich ihren Kopf nach vorn und sprach Becker an, der das Lenkrad auf halber Strecke an Mirjam übergeben hatte und sich wohlig auf dem Beifahrersitz räkelte:„Ich hätte fast vergessen, dass du dich in der nächsten Woche um Katharina kümmern musst!“
    Der Hauptkommissar drehte sich zur Staatsanwältin um und sah sie erstaunt an: „Wie komme ich denn zu dieser Ehre?“
    „Ich muss“, erläuterte Mohr die Situation, „am Sonntag für fünf Tage nach Baden-Baden zu einem Juristenkongress! Wendelin hat zwar nichts dagegen, dass Kathi während ihres Berlinaufenthaltes in seiner, äh, unserer Wohnung unterkommt, muss sich aber in der nächsten Woche einem kleinen Eingriff unterziehen…“
    „Was, was für ein Eingriff?“, stammelte der zu Tode erschrockene Hauptkommissar und Frankenstein, der sich über die Operation bisher standhaft ausgeschwiegen hatte, versuchte ihn zu beruhigen:
    „Eine Kleinigkeit! Nur eine Kleinigkeit! Ich leide schon lange an chronischer Nasennebenhöhlenentzündung und die Chirurgen in der Charité haben jetzt ein Verfahren entwickelt, mit dem sie der Sache ein für allemal ein Ende machen können. Das dauert keine zwanzig Minuten und drei Tage später bin ich schon wieder aus dem Krankenhaus heraus!“
    „Wenigstens nichts Lebensgefährliches!“, meinte, sichtlich erleichtert, der Hauptkommissar und die Staatsanwältin ergriff wieder das Wort:
    „Für die Unterkunft von Kathi ist also gesorgt, aber sie möchte

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