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Todesengel (Gesamtausgabe)

Todesengel (Gesamtausgabe)

Titel: Todesengel (Gesamtausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H.L. WEEN
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Rest seines Lebens in einem Pflegeheim zu verbringen? Aber das war die Zukunft und jetzt galt es, der Gegenwart so viel Positives wie möglich abzugewinnen, die Tage auf der Ostseeinsel zu genießen und vielleicht sogar den Kollegen von der Sonderkommission seine neue Liebe vorzustellen...
    Kurz nach dem Fahrerwechsel, die Berliner befanden sich mittlerweile auf der Bundesstraße nach Stralsund, brach endlich die Wolkendecke auf und die ersten Sonnenstrahlen des Tages führten dazu, dass sich die Stimmung im Wagen aufhellte und die Staatsanwältin sogar herumzualbern begann. In der Folge fachsimpelten die Kollegen sogar schon über die mysteriöse Mordserie und so war es nicht weiter verwunderlich, dass sie sich nach der Ankunft im Fischerdorf nicht lange mit dem Mittagessen im einzigen Speiserestaurant weit und breit aufhielten, sondern sich auf den mit viel Liebe ausgebauten und eingerichteten Dachboden des Hauses von Hansen zurückzogen. Bald waren sie mittendrin im Diskurs um denkbare Motive und Täter und vergaßen im mitunter sehr hitzigen Streit alles um sich herum, ließen sich nicht einmal vom Verzehr einer Fischsuppe, die ihnen der Hausherr in den frühen Abendstunden servierte, sonderlich ablenken und bildeten schließlich zwei Fraktionen, von denen die aus Becker und Mohr bestehende der Komplotttheorie anhing, die andere einer von Frankenstein im Laufe des Nachmittags entwickelten These, nach der die drei toten Männer Opfer ritueller Morde geworden sein könnten.
    Irgendwann schlug die Staatsanwältin den Kriminalbeamten vor, die erhitzten Köpfe bei einem Spaziergang abzukühlen, bekam für ihre Idee viel Applaus und keine Stunde später erreichten die Berliner, auf halber Länge der Landzunge, die am Fischerdorf ihren Anfang nahm und sich, an den engsten Stellen weniger als zweihundert Meter breit, ins offene Meer hinein schlängelte, einen von Becker auf der Hinfahrt gepriesenen Aussichtspunkt, von dem sie einen fantastischen Blick über die von beiden Seiten anbrandende Ostsee hatten. Minutenlang genossen sie das Spiel der Möwen, die um sie herum kreisten und ließen sich von der Faszination der sich im Wasser spiegelnden Abendsonne anstecken, eher sie wieder Augen füreinander hatten und unwillkürlich zu lachen anfingen.
    Sowohl Frankenstein und Mohr als auch Becker und Berndt hielten Händchen wie frisch verliebte Paare und der Kriminaloberrat meinte, dass die Zeit für ein Geständnis gekommen war: „Habt Ihr ein Problem mit uns?“, fragte er die beiden Mitarbeiter und gab der Staatsanwältin einen herzhaften Kuss, der mindestens Becker völlig aus der Fassung brachte.
    Ob er lebensmüde sei, wollte er von seinem Chef wissen, immerhin lege er sich, wenn er mit Gunda Mohr flirte, mit einem Amateurboxer an, abgesehen davon, dass seine langjährige Freundin Helga Senkbein in Berlin auf ihn warte.
    „Ach weißt du“, beruhigte Frankenstein ihn, „um den Faustkämpfer musst du dir keine Gedanken machen, als ich ihn dir gegenüber erwähnt habe, sprach ich von mir und das nicht zu Unrecht, war ich doch 1981 DDR-Vizemeister im Halbschwergewicht! Und was Helga angeht, irrst du dich auch, die hat mir vor vier Monaten den Laufpass gegeben…“
    „Das ist ein Ding!“, entfuhr es dem sichtlich erleichterten Hauptkommissar und er küsste aus einer spontanen Eingebung heraus seine Begleiterin, ehe er wie die anderen Inselbesucher wieder den Sonnenuntergang über dem Meer bestaunte.
    „Wollen wir noch einmal auf die Mordserie zu sprechen kommen?“, fragte die Staatsanwältin schließlich und Becker antwortete nach kurzer Bedenkzeit für alle Kollegen: „Deswegen sind wir hier! Ich muss aber zugeben, dass mich die frische Luft bisher nicht sonderlich beflügelt hat, in meinem Kopf sieht es genauso trostlos aus wie vorher!“
    Gunda Mohr musterte die Gesichter der anderen, sah viel Resignation in ihnen und meinte: „Dann weiß ich auch nicht weiter, es sei denn…“
    „Es sei denn, was?“, hakte Becker nach.
    „Es sei denn, du vergisst deine Vorurteile gegen Psychologen!“
    Alle, die mit dem Hauptkommissar schon länger zu tun hatten, wussten natürlich, dass er sich eher die Karten legen lassen als einen von ihm so genannten Psychofatzke um Rat fragen würde, aber dass die fesche Staatsanwältin, die er in Berlin höchstens ein Dutzend Mal zu Gesicht bekommen hatte, ihm seine Ressentiments auf den Kopf zusagte, erschütterte ihn in den Grundfesten.
    „Starrt mich doch nicht so an“,

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