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Todesengel (Gesamtausgabe)

Todesengel (Gesamtausgabe)

Titel: Todesengel (Gesamtausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H.L. WEEN
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überworfen und bummele Überstunden ab, um später neue Aufgaben in einer Polizeiwache am östlichen Stadtrand zu übernehmen. Außerdem halte er es für denkbar, dass sich die Mörderinnen nach ihren Lebensumständen erkundigten, sie vielleicht sogar besuchten, um sich nicht zu gefährden und das sah die Oberkommissarin letztlich ein, auch wenn es jetzt für sie galt, einige Vorkehrungen zu treffen, bevor sie im Internet zu surfen anfing und dann nicht mal aufs Klo gehen konnte, ohne den neugierigen Blicken irgendwelcher Polizeispitzel ausgesetzt zu sein...

47.
    Becker verfolgte Mirjams zunächst ergebnislose Bemühungen, zu den Tatverdächtigen Kontakt aufzunehmen, von seinem Büro aus und wirkte sehr enttäuscht, als er nach den ersten Tagen in einer Lagebesprechung ein ernüchterndes Fazit zog.
    Insgeheim hatte er wie die Kollegen gehofft, dass die vermeintlichen Mörderinnen schnell nach dem ausgelegten Köder schnappen würden, doch dachten die Frauen gar nicht daran, Mirjam ohne Weiteres in ihren Chatraum zu lassen und so durfte sie sich, wann immer sie das Portal aufrief, zwar am professionell gestalteten Internetauftritt der Jungfräulichen Rache erfreuen, blieb aber außen vor, wenn andere Besucherinnen sich über Gott und die Welt austauschten.
    „Das wird nichts mehr!“, unkte Thomas Scharf, als er sich am späten Mittwochabend von Becker verabschiedete, doch öffnete sich wenig später für Mirjam endlich der Chatraum und die wenigen im LKA verbliebenen Kriminalbeamten starrten gebannt auf ihre Monitore, als die Oberkommissarin und die Betreiberinnen des Internetportals erste Nachrichten austauschten:
    „Wer bist du?“
    „Eine Frau, die sich auf der Suche nach Gerechtigkeit befindet!“
    „Und was willst du?“
    „Mitteilen, wie es mir geht!“
    „Und wie geht es dir?“
    „Warum fragst du so?“
    „Weil du seit Tagen versuchst, in unseren Chatraum zu kommen!“
    „Das stimmt!“
    „Siehst du, wir müssen vorsichtig sein! Aber wir wollen dir gern helfen!“
    „Ihr wollt mir wirklich helfen?“
    „Wir haben kein anderes Ziel!“
    „Und wie könnte diese Hilfe aussehen?“
    „Das kommt darauf an!“
    „Wie?“
    „Wir richten uns danach, was du willst! Vielleicht möchtest du dich nur erleichtern, aber einige Frauen und Mädchen wollen natürlich mehr…“
    „Was denn?“
    „Die brauchen psychologische Beratung und derlei Zeug!“
    „Das könnt ihr auch?“
    „Und ob!“
    „Und wenn Ihr nicht weiterwisst?“
    „Dann vermitteln wir unsere Klientinnen an andere Expertinnen! Aber wir sind fast immer selbst in der Lage, was zu tun!“
    „Was denn?“
    „Du bist ziemlich neugierig!“
    „Sicher!“
    „Du brauchst aber Geduld, sehr viel Geduld…“
    „O Gott!“
    „Was kann er dafür? Meinst du, dass er seine Augen überall hat?“
    „Na ja…“
    „Vergiss es! Außerdem ist er ein Mann…“
    „Was meinst du damit?“
    „Er könnte vielleicht für seine Geschlechtsgenossen Verständnis haben…“
    „Das hältst du für möglich?“
    „Alles ist möglich!“
    „Wie heißt du eigentlich?“
    „Und du?“
    „Nenn mich einfach Mathilde!“
    „Warum nicht Mirjam? Das klingt doch viel hübscher!“
    „Du kennst meinen Namen? Wie hast du den herausbekommen?“
    „Das verrate ich dir vielleicht später…“
    „Und wer bist du?“
    „Vielleicht Kassandra, wer weiß! Aber du darfst mich Debbie nennen!“
    „Danke, Debbie!“
    „Schon gut! Wann wirst du dich wieder melden?“
    „Muss ich jetzt schon aufhören?“
    „Na hör mal! Es ist gleich zwölf und ich muss sehr früh aus den Federn!“
    „Ich leider nicht…“
    „Arbeitslos?“
    „nicht wirklich, aber mein Chef hat mich aus seinem Kommissariat rausgeekelt und jetzt sitze ich zuhause herum…“
    „Du bist Polizistin?“
    „Ist das schlimm?“
    „Nicht unbedingt, wir kämpfen letztlich alle an einer Front!“
    „Kämpfen?“
    „Ob du einen Schwerverbrecher fangen oder ein missbrauchtes Mädchen aufrichten willst, ist letztlich einerlei! Aber jetzt ist es wirklich genug! Melde dich morgen Abend nach 22 Uhr wieder! Gute Nacht, Mirjam!“
    „Gute Nacht, Debbie!“
    Becker wollte vor Freude in die Luft springen, ließ es wegen seines lädierten Knies aber sein und genehmigte sich dafür einen doppelten Cognac, den er sich, wie er fand, redlich verdient hatte. Wenn ihn sein Gefühl nicht täuschte, hatte Mirjam das Tor zur Hölle einen Spalt weit geöffnet und dafür gesorgt, dass die Jagdsaison bald beginnen

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