Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todesengel: Roman (German Edition)

Todesengel: Roman (German Edition)

Titel: Todesengel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
Vom Netzwerk:
installierte und sich den Sitz einstellte, zog Ambick sein Notizbuch aus der Jacke, schrieb die Uhrzeit auf und legte es vor sich auf die Ablage im Armaturenbrett. »Ich will wissen, wie lange man von der Kaserne in die Stadt fährt«, erklärte er auf Ennos verwunderten Blick. »Beziehungsweise umgekehrt.«
    »Ach so«, sagte Enno und ließ den Motor an.
    Während er den Wagen hinaus in den zäh fließenden Verkehr lenkte, horchte Ambick in sich hinein. Er hatte schlechte Laune, das stimmte. Im Grunde, seit ihn Enno angerufen und ihm das mit Blier erzählt hatte. Ein KSK-Mann. So wenig, wie man über diese Bundeswehreinheit in der Öffentlichkeit wusste, war er damit quasi schon automatisch eine Art Sagengestalt.
    Na ja. Sie würden sehen.
    »KSK«, sagte Enno nach einer Weile. Alle Fahrspuren waren dicht, obwohl der Verkehr einigermaßen floss. »Ehrlich gesagt weiß ich nicht, was das bedeutet. Die Abkürzung für Kommando Spezialkräfte , okay. Aber was heißt das?«
    »Es gibt einen militärischen Fachbegriff, Kommandokampf«, erklärte Ambick. »Damit meint man handstreichartige Aktionen – wichtige Ziele im feindlichen Hinterland angreifen, Geiseln befreien, Terroristen fangen. Solche Dinge.«
    »Ich dachte, dafür gibt es die GSG 9? Mogadischu und so.«
    »Das ist eine Einheit der Bundespolizei. Die darf nicht Krieg führen. Das KSK schon.« Ambick massierte sich die Nasenwurzel. »Während des Völkermords in Ruanda 1994 hat man die Belgier um Hilfe bitten müssen, um deutsche Staatsbürger von dort zu evakuieren. Danach hat man sich gesagt, dass die Bundeswehr so etwas selber können sollte, und das KSK gegründet.«
    Enno blies die Backen auf. »Ich bin erschüttert über das Ausmaß deiner staatsbürgerlichen Bildung.«
    »Ach was. Einer aus dem Dorf, wo ich herkomme, ist zum KSK gegangen, deswegen habe ich das mitgekriegt.« Ambick sah hinaus, musterte die Reihe der Hochhäuser, die sie passierten. »Wir waren nicht so richtig befreundet. Man hat sich halt gekannt, miteinander geredet, und ich konnte ihn irgendwie leiden. Aber seit er da dabei ist … Da ist alles geheim, geheim, geheim. Er ist oft monatelang weg, und nicht mal seine Frau weiß immer, wo er steckt. Er erzählt nichts mehr über das, was er macht. Kein Wort. Gruselig.«
    »Glaubt man gar nicht, dass es im popeligen Deutschland so was gibt«, meinte Enno.
    Ambick nickte versonnen. »Der Verteidigungsminister damals hat gesagt, es gehöre zur grundlegenden Verantwortung eines Staates, imstande zu sein, seine Bürger im Notfall aus Gefahr für Leib und Leben zu retten. Auf dieses Ziel hin ist das KSK in gewisser Weise gegründet worden.«
    Enno stieß einen Pfiff aus. »Das würde ja passen.«
    »Eben.«
    Irgendwie hatte das mit seiner schlechten Laune zu tun. Ja, passen würde es. Aber für Ambicks Geschmack irgendwie zu gut.
    Sie erreichten den Truppenübungsplatz nach etwas mehr als einer Stunde Fahrt. Zu erkennen, dass sie militärisches Gelände betraten, hätte der entsprechenden Schilder nicht bedurft, das sah man von Weitem: Ein endloser Drahtzaun mit Stacheldrahtkrone, der von irgendwoher kam und nach irgendwohin führte und die Welt in zwei Hälften zu teilen schien. Eine Zufahrt mit einem klotzigen Wachgebäude und einem massiven Schlagbaum. Ein weitläufiger Parkplatz davor, voller Autos in allen Farben und trotzdem irgendwie grau wirkend.
    »Parkplatz für Übende Truppe«, las Enno das Schild laut ab.
    »Es ist bestimmt okay, wenn wir uns kurz dazustellen«, meinte Ambick.
    Als sie ausstiegen, sah er hinter den Fenstern der Wache drei Gesichter, die sie beobachteten. Ansonsten rührte sich nichts, während sie auf das Gebäude zugingen.
    »Guten Tag«, sagte Ambick, als sie vor dem Zugang ankamen, und legte seinen Dienstausweis in die Mulde vor der Glasscheibe. »Ich bin Kriminalhauptkommissar Ambick, das ist mein Kollege, Kriminaloberkommissar Enrique Kader. Bei Ihnen befindet sich ein Feldwebel Ulrich Blier, dem wir im Rahmen einer Ermittlung gern ein paar Fragen stellen würden.«
    Täuschte er sich, oder wurden die Mienen plötzlich eisig? »Bitte warten Sie«, sagte der Soldat hinter der Scheibe. Dann schaltete er das Mikrofon ab und begann, mit den anderen zu reden, ohne dass man hier draußen etwas davon mitbekam.
    Nach einer Weile fragte er noch einmal nach: »Der Name war Blier?«
    »Ja«, sagte Ambick. »Ulrich Blier.«
    »Danke.« Es knackte wieder in den Lautsprechern, und die Pantomime ging weiter. Einer

Weitere Kostenlose Bücher