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Todesengel: Roman (German Edition)

Todesengel: Roman (German Edition)

Titel: Todesengel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Wenn er gewollt hätte, hätte er sie längst besuchen können. Nein, sie würde zu ihm gelangen, ihn regelrecht stellen müssen … ehe es weitergehen konnte.
    Bloß wie?
    Victoria lachte auf, als ihr einfiel, wie sie es machen musste. Es war so einfach!
    Sie eilte an ihren Computer, kramte, während der Internetbrowser startete, die Mappe mit den Passwörtern, PIN-Codes und TAN-Listen aus dem Geheimfach ihres Schreibtisches und begann zu tippen.
    Am frühen Nachmittag, kurz bevor Ambick sich wieder davonmachen konnte, erwischte ihn der Staatsanwalt doch noch. Kam ohne anzuklopfen in sein Büro, das Handy am Ohr.
    »Ach, bei der?«, rief er gerade. »Die kein Telefon hat? Okay. Komische Freundinnen hast du, ganz ehrlich. Das heißt, ich kann dich überhaupt nicht erreichen? Nein, aber für alle Fälle … Verstehe. Na gut. Dann bis morgen.«
    Ortheil klappte das Gerät zusammen. »Meine Frau«, sagte er zu Ambick. »Besucht heute Abend eine Freundin, die allein in einem Haus am Waldrand lebt, ohne Telefon, ohne Mobilempfang … Unglaublich, oder? Heutzutage.«
    »Klingt idyllisch.«
    »Klingt wie der Schauplatz eines Verbrechens, das nur noch nicht stattgefunden hat, wenn Sie mich fragen.« Ortheil ließ sein Handy in der Tasche seines dezent gestreiften Anzuges – Krawatte moosgrün mit gelben Tupfen – verschwinden. »Womit wir beim Thema sind. Ich gehe heute Abend ebenfalls aus, in den Ratskeller, Herrenabend. Dort treffe ich aller Voraussicht nach Dr. Korbner. Und es würde mich wundern, wenn er mich nicht nach Fortschritten in Sachen Racheengel löchert. Was soll ich ihm erzählen? Sagen Sie es mir.«
    Ambick lehnte sich zurück. Das war genau die Art politisch motivierten Gedrängels, das er nicht ausstehen konnte. »Sagen Sie ihm, dass wir Hinweisen aus der Bevölkerung nachgehen.«
    »Tun Sie das?«
    »Ja.«
    »Und mit welchem Erfolg?«
    »Bis jetzt ohne.«
    Der Staatsanwalt fuhr sich über die wieder einmal beeindruckend zurechtgeföhnte Mähne. »Mit anderen Worten, der Racheengel ist weiterhin ein Phantom, die Zahl der Prügeleien nimmt stetig zu und wir stochern im Nebel.«
    »Das«, sagte Ambick ungerührt, »beschreibt die Situation ziemlich zutreffend.« Konnte ihm doch egal sein, wenn Ortheil vor seinen Skatbrüdern aus den oberen Etagen der Stadt schlecht dastand. So lief das in der Polizeiarbeit eben. Was dieser Dr. Korbner – so etwas wie der Spin Doktor des Oberbürgermeisters – natürlich auch wusste. Es gefiel ihm bloß nicht.
    »Ich würde ihm gerne etwas anderes sagen können«, meinte Ortheil.
    »Ich würde Ihnen auch gerne etwas anderes sagen«, erwiderte Ambick. »Aber es ist nun mal, wie es ist.«
    »Was sind das für Hinweise?«
    Ambick erwog, sich in Allgemeinplätze zu flüchten, solange der anonyme Hinweis nichts Handfestes erbracht hatte. Aber dann erzählte er dem Staatsanwalt doch, welcher Spur sie nachgingen.
    »Ein Pfarrer, eine Übersetzerin, die ihr Haus nicht verlässt, ein Chemiker, der in den USA lebt, und ein Soldat, der Ausgangssperre hat? Das nennen Sie eine Spur?« Ortheil zog einen Stuhl heran und ließ sich darauffallen, ein Bild der Erschütterung bietend. »Und was ist mit den Tätern von damals?«
    »Ein Toter, ein Säufer und einer, der die Kurve gekriegt zu haben scheint.«
    »Resozialisierung«, übersetzte der Staatsanwalt. »Hört man gerne. Aber ich sehe noch keine Verbindung zu unserem Fall.«
    »Ich auch nicht«, gestand Ambick. »Vielleicht, nachdem ich mit den beiden noch lebenden Tätern von damals gesprochen habe.«
    Es war der dicke Labortechniker, der ihm den Tag rettete. Genau in dem Moment, in dem Lorenz Ortheil zu einer Standpauke anhob, platzte Kerner zur Tür herein und rief: »Herr Ambick! Hier sind Sie!«
    Ambick hob die Augenbrauen. Dies war sein Büro, wo sollte er sonst sein, wenn er im Haus war? »Was gibt es?«
    »Die Namensliste, die Sie mir gegeben haben«, keuchte der Labortechniker. »Die war der Treffer.«
    »Inwiefern?«
    Kerner musste erst tief durchatmen, ehe er antworten konnte, war noch ganz aus der Puste. »Wir haben eine Patentschrift ausfindig gemacht. Für eine Kunstfaser mit genau den Eigenschaften, die das Objekt vom Stuttgarter Platz hat: leuchtet unter angelegter Spannung, verlängert sich –«
    »Ja, schon verstanden«, unterbrach Ambick ungeduldig. »Und weiter?«
    »Als Antragsteller eingetragen sind ein gewisser Sidney J. Westham – und ein Alexander Wenger.«

27
»Was hat das zu bedeuten?«
Die Frage stellten

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