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Todesengel: Roman (German Edition)

Todesengel: Roman (German Edition)

Titel: Todesengel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Route endete an einer Kreuzung, von der aus ein nicht mehr geteerter Weg zwischen Dornbüschen und Gestrüpp verschwand. In etwa hundert Meter Entfernung schimmerte ein weißer Klotz durch das Gebüsch, ein Lagerhaus, Hangar oder dergleichen ohne weitere Beschriftung.
    »Laufkundschaft haben die jedenfalls keine«, meinte Enno.
    »Gefällt mir gar nicht«, ließ sich Ortheil vernehmen.
    »Schau mal, ob die dort im Telefonbuch stehen«, sagte Ambick.
    Flink war Enno mit den Fingern, das musste ihm der Neid lassen. Das Dumme war nur, dass er es ein bisschen zu sehr genoss. Ein Polizist, der lieber am Computer ermittelte statt draußen in der Wirklichkeit, würde es nicht weit bringen.
    »Wohnen beide auch in ihrer Firma, wie’s aussieht«, stellte Enno fest. »Wie es sich gehört für aufstrebende Start-up -Unternehmer.«
    Ambick rieb sich die Schläfe, versuchte nachzudenken. Er war erleichtert, dass sich der anonyme Hinweis nicht als Windei entpuppt hatte – das musste er Johannes Barth unbedingt zurückmelden, fiel ihm ein –, aber er hatte trotzdem Kopfweh, sehnte sich danach, aus dem Büro an die frische Luft zu kommen. Es war das Mittagessen; das lag ihm schwer im Magen.
    »Hypothese«, verkündete Ortheil. »Wenger arbeitet jemandem hier in Deutschland zu. Einem alten Freund vielleicht. Und da haben Sie gar nicht so unrecht, diesen Blier zu verdächtigen. Soldat, KSK – der hätte auf jeden Fall die nötige Ausbildung.«
    »Aber er hat auch Ausgangssperre«, sagte Enno.
    »Angeblich«, ergänzte Ambick, dem gerade ganz ähnliche Gedanken wie dem Staatsanwalt durch den Kopf gingen. »Wir sollten ihn noch einmal befragen. Persönlich.« Er sah Ortheil an. »Ich weiß bloß nicht, wie das juristisch gelagert ist. Untersteht Blier in so einem Fall der Militärgerichtsbarkeit? Brauchen wir einen Gerichtsbeschluss, um ihn laden zu können?«
    »Ich mache mich kundig«, versprach Ortheil. »Kontaktieren Sie einstweilen Wiesbaden. Das BKA soll die amerikanische Polizei um Amtshilfe ersuchen.«
    »Amtshilfe? Aus den USA? Das kann dauern«, gab Ambick zu bedenken, der Lust gehabt hätte, selber in die USA zu fliegen. Er war einmal für Ermittlungen nach Stockholm gereist und ein andermal nach Istanbul; beide Male hatte er als aufregende Abenteuer in Erinnerung.
    Ortheil konsultierte wieder seine Armbanduhr. »In Texas kurz nach sieben, in Washington kurz nach acht … Wenn die beim BKA schnell genug schalten, können die Amerikaner Wenger noch heute vernehmen, spätestens morgen. Das heißt, wir kriegen den Bericht auf jeden Fall vor dem Wochenende.« Er blickte auf, fixierte Ambick. »Ich rufe in Berlin an. Ich kenne im Außenministerium jemanden, dessen Schwager ein hohes Tier beim FBI ist. Der kann dafür sorgen, dass das Ersuchen nirgends hängen bleibt.«
    »Okay«, sagte Ambick und dachte: Schade.
    Nachdem das Amtshilfeersuchen unterwegs war und die zuständige Dame in Wiesbaden umgehende Bearbeitung zugesichert hatte, verließ Ambick das Kommissariat nahezu fluchtartig. Frische Luft! Tageslicht! Und irgendwas, das ihn auf andere Gedanken brachte. Das war es, was er jetzt brauchte.
    Er beschloss, einen der drei Täter von damals aufzusuchen, Lutz Rehmers, der zu sieben Jahren Gefängnis verurteilt worden war. Fünf davon hatte er abgesessen. Laut Gewerbeamt betrieb er heute einen Reparier-Service in Bockenfelde. Das war ein Ladengeschäft mit staubigen Scheiben, zu dessen Eingangstür man von der Straße aus zwei Stufen hinabsteigen musste und das selber entschieden reparaturbedürftig aussah. Eine Glocke schepperte, als Ambick die Türe öffnete. Er blieb erst einmal stehen, um sich an das Halbdunkel zu gewöhnen.
    Innen war der Laden größer, als man von außen gedacht hätte. Überall standen Regale mit Geräten aller Art: Toaster, Staubsauger, Fernseher, Computer, Heizlüfter, Bügeleisen, Radios, Kassettenrekorder, Telefone und vieles mehr. Eine Treppe ging hinab in eine benachbarte, noch tiefer gelegene Werkstatt, auf deren Boden ein kleines Mädchen in einem roten Anorak saß und hingebungsvoll einer Puppe die Haare bürstete. Sie sah nicht auf. Hinter einer Holztheke hockte ein Mann mit einer dünnrandigen Kassenbrille und grauen Locken, der mit irgendwelchem Papierkram beschäftigt war. Er sah auf, schob die heruntergerutschte Brille wieder hoch und fragte: »Sie wünschen?«
    »Ich suche Herrn Rehmers«, sagte Ambick.
    »Das bin ich.«
    Ambick zückte seinen Ausweis, legte ihn auf die Theke.

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