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Todesengel: Roman (German Edition)

Todesengel: Roman (German Edition)

Titel: Todesengel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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abspielte.
    Neci? Konnte das wahr sein? Er trat näher, schaute genauer hin. Eindeutig. Da saß Professor Markus Neci auf einem Stuhl, hatte eine Frau auf dem Schoß sitzen und eine seiner Pranken in ihrer Bluse!
    Und es war nicht irgendeine Frau, sondern Diana Fröse, die Produzentin seiner Sendung.
    Ingo torkelte einen Schritt zurück, wäre um ein Haar gestolpert. Scheiße, was lief da?
    Nichts wie weg, war sein erster Gedanke. Konnte ihm doch egal sein, mit wem es Melanies Macker sonst noch trieb …
    Aber er blieb trotzdem stehen, lauschte dem gurrenden Lachen der Produzentin, verfolgte durch den dünnen, hellen Schlitz, wie Neci ihre Brust massierte und an ihrem Hals herumzüngelte. So also machte das ein Mann von Welt.
    Und er war keiner. Das war das Problem. Er war bloß ein kleiner, armseliger Streber, der versuchte, es richtig zu machen. Während andere sich einen Dreck darum scherten, was richtig war, sondern einfach wussten, was sie wollten, taten, wonach ihnen war, und damit durchkamen.
    War vielleicht eine Gelegenheit, ein bisschen Anschauungsmaterial zu sichern. Ingo zog sein Handy aus der Tasche, schaltete die Videokamera ein. Wenn man schon mal kostenlosen Unterricht bekam. Er trat leise an die Tür, schob die Seite mit der Linse behutsam durch den Schlitz, hielt das Gerät so ruhig wie möglich. Auf dem Bildschirm ließ sich verfolgen, wie die Frau Produzentin dem Herrn Soziologieprofessor den Hosenschlitz öffnete und hineinfasste. Und wie der Herr Professor wollüstig lächelte dabei.
    Schritte im Gang. Hastig zog Ingo das Telefon wieder zurück, schob es ein, machte, dass er davonkam.
    Auf der Toilette sagte er sich, dass das eine blöde Idee gewesen war. Er sah sich das Video an. Der Fröse baumelte eine Brust aus der Bluse: Okay, das lohnte sich vielleicht auf einem großen Bildschirm genauer anzuschauen, ehe er die Datei löschte.
    Abends, als endlich alle Berichte geschrieben waren, blieb Ambick noch eine Weile sitzen, die Arme auf dem Tisch aufgestützt, das Gesicht in den Händen verborgen, und genoss es, dass es einfach nur still war. Draußen auf dem Gang surrte ein Kopierer, irgendwo weit weg klingelte ein Telefon vergebens, ansonsten herrschte Ruhe, war es fast friedlich.
    Zeit, nach Hause zu gehen. Und sei es nur, weil diese verdammte Deckenlampe immer noch kaputt war und in ihm Mordgelüste am Hausmeister wachrief.
    Es klopfte. Vorbei mit dem Frieden. »Ja?«
    Ein junger Polizist vom Bereitschaftsdienst, den er nicht kannte, streckte den Kopf herein. »Herr Ambick? Da ist jemand, der Sie sprechen will.«
    »Wer?«
    »Ein Bernd Pochardt. Sagt, er sei einbestellt. Wartet schon zwei Stunden; wir dachten, Sie sind noch außer Haus.«
    Pochardt? Ach so. Einer der Täter im Fall Holi. Enno hatte erwähnt, dass er den Mann betrunken angetroffen und vorgeladen hatte. »Und wie sind Sie auf die Idee gekommen, nachzusehen, ob ich da bin?«
    »Ähm …«, machte der Polizist verlegen.
    »Schon gut. Soll reinkommen.« Er hatte nicht die geringste Lust dazu.
    Der Mann, der kurz darauf durch die Tür seines Büros trat, roch nach Bier und Zigarettenrauch, obwohl er sich sichtlich Mühe gegeben hatte, ordentlich auszusehen. Es hatte nur nicht viel genützt. Wenn die abgeschabten Sachen, die er trug, seine besten Stücke waren, dann wollte Ambick nicht wissen, wie der Rest seiner Garderobe aussah.
    »Na endlich«, grollte Pochardt und setzte sich unwillig auf den Stuhl, den Ambick ihm mit einer Handbewegung anbot. »Ich dacht schon, wie viel Zeit stehlt ihr mir denn noch hier?«
    Wofür hätten Sie die Zeit denn ansonsten verwendet? Die Frage lag Ambick auf der Zunge, aber stattdessen sagte er: »Es geht um den Fall Holi.«
    »Hä?« Das löste offenbar nichts bei ihm aus.
    »Florian Holi. Überallbrücke. Fünfzehn Jahre her.«
    »Ach so.« Er zog den Kopf zwischen die Schultern. »Das war ich nicht. Das war der Brodde. Der zugetreten hat. Brodowski. Ein brutaler Kerl ist das gewesen.«
    »Wie praktisch, dass er tot ist und nicht widersprechen kann, hmm?«
    »Ich hab meine Strafe abgesessen«, erwiderte Pochardt bockig. »Sie können mir gar nix mehr.«
    »Will ich auch nicht.« Ambick schlug seinen Notizblock auf. »Was mich interessiert, ist, ob jemand Sie in jüngster Zeit deswegen bedroht hat. Ob man Ihnen Rache angekündigt hat oder dergleichen.«
    »Hä?« Das schien sein Aufnahmevermögen zu übersteigen.
    »Hat Sie in den letzten Wochen irgendjemand aufgesucht und auf den Vorfall damals

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