Todesengel: Roman (German Edition)
es sein, dass es da gebrannt hat? Am Unabhängigkeitstag?«
»Ja, hey! Stimmt. Irgendwo da in der Nähe.«
»Am vierten Juli.«
»Yep. Mitten rein ins Fest. Irgendeine alte Fabrikhalle, die abgefackelt ist.« Ricky grinste. »Elliot hat gleich angefangen, wegen Verdachts auf Versicherungsbetrug zu ermitteln, bis er festgestellt hat, das Ding war gar nicht versichert.«
Baderas nickte. »Genau. Das war der Fall.«
»Mann, war der sauer.«
»Kein Wunder, wie alle nur gelacht haben.«
»Ich könnt heute noch lachen, wenn ich an sein Gesicht denke.«
Als sie einige Minuten später vor einem Tor aus rostigem Drahtgitter hielten, pfiff Ricky Thal durch die Zähne und sagte: »Ist ja interessant. Das war nicht irgendwo in der Nähe. Das war genau hier .«
Hinter ein paar Büschen ragten verkohlte Holzbalken in den Himmel, an manchen davon hingen noch verfärbte Wellblechstücke. Es musste ein ziemlich großes Gebäude gewesen sein, vor dem Feuer.
»Hallo?«, rief Ricky über den Zaun. »Ist jemand da?«
Keine Reaktion.
»Wir gehen rein«, entschied Baderas.
Das Tor war nur eingehängt und mit einem Stück gebogenen Drahtes gesichert. Er nestelte ihn weg und stellte das Gitter zur Seite.
Sie umrundeten die Büsche und entdeckten dahinter einen Wohnwagen, den man von der Straße aus nicht gesehen hatte, ein betagtes Modell mit erblindenden Scheiben. Die Tür stand offen, davor ein Klapptisch, auf diesem eine geöffnete, zur Hälfte geleerte Colaflasche. Daneben lag eine dickrandige Brille.
»Hallo?«, rief Ricky. Als sich nichts rührte, trat er an den Wohnwagen und hämmerte dagegen. »Jemand zu Hause?«
Jetzt hörte man Geräusche aus dem Innern des Caravans. Ein Stöhnen, ein Rascheln, dann schwere Schritte.
»San Antonio Police Department«, sagte Javier laut und deutlich und legte dabei die Hand an seine Dienstpistole.
Ein dumpfer Schlag war zu hören, gefolgt von einem jammernden: »Shit!« Endlich kam in der Tür jemand zum Vorschein: ein pummeliger Mann Anfang dreißig, in Shorts und einem verwaschenen Garfield -T-Shirt, mit verschlafenem Gesicht und völlig verwuschelten, hellbraunen Haaren. Er hatte die Hände erhoben und sagte blinzelnd: »Ich hab geschlafen.«
Sie präsentierten ihre Marken. »SAPD, Officers Baderas und Thal«, erklärte Javier. »Wir würden gerne Mister Alexander Wenger sprechen.«
»Der ist nicht da.«
»Wo können wir ihn finden?«
»Wenn ich das wüsste, dann wär ich selber nicht da.« Er trat auf den Boden hinab, rieb sich die Stirn. »Ich find meine Brille nicht. Ich würd gern sehen, mit wem ich rede …«
»Auf dem Tisch«, sagte Ricky.
»Oh. Danke.« Er schnappte sich das Gestell, setzte es auf, betrachtete sie blinzelnd. Er roch unangenehm nach Alkohol, Pommes frites und altem Schweiß, selbst hier draußen. »Worum geht es eigentlich?«
»Wir müssen Mister Wenger ein paar Fragen stellen.« Baderas zückte sein Notizbuch. »Darf ich erfahren, wer Sie sind?«
»Westham«, sagte der Mann. »Sidney James Westham.«
»Gehört Ihnen dieses Grundstück?«
»Ja. Mir und … Mister Wenger.« Er deutete nach hinten. »Der Wohnwagen gehört allerdings meiner Schwester. Marilyn. Falls das wichtig ist.«
»Mister Wenger ist Ihr Geschäftspartner?«
»Als wir noch ein Geschäft hatten. Ja.« Er nickte in Richtung der verkohlten Trümmer des Gebäudes. »Ansonsten waren wir halt Freunde.«
»Mit anderen Worten, Sie sind es nicht mehr?«
»Quatsch. Doch.« Er rieb sich die Augen. So richtig wach und nüchtern wirkte er immer noch nicht. »Das heißt, ich weiß es nicht. Keine Ahnung. Er ist einfach abgehauen, okay? War eines Morgens nicht mehr da. Und seither hab ich nichts mehr von ihm gehört.«
»Haben Sie eine Ahnung, wohin er gegangen ist?«
»Hab ich Ihnen doch schon gesagt. Nein.«
»Wann war das?«
»Ähm …« Er schaute zur Seite, kratzte sich den Wanst. »Vier Wochen? Fünf? Ich hab ein bisschen das Zeitgefühl verloren. So um den Dreh jedenfalls.«
Javier wechselte einen Blick mit seinem Kollegen. Der war genervt, dass sie so weit rausgefahren waren, nur um die zu befragende Person gar nicht anzutreffen. Er beschloss, die Fragen, die die deutschen Kollegen an Wenger hatten, einfach dessen Partner zu stellen, damit sie nicht mit ganz leeren Händen fortgingen.
»Sie haben gesagt, Sie hätten gemeinsam mit Mister Wenger eine Firma betrieben?«
Westham nickte. » Wenger-Westham Incorporated. Letztes Jahr gegründet. Ja. Und den verdammten Papierkram
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