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Todesengel: Roman (German Edition)

Todesengel: Roman (German Edition)

Titel: Todesengel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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hab ich jetzt wohl an der Backe.«
    »Was haben Sie hergestellt?«
    »Oh. Eine neuartige Kunstfaser, mit der wir die Modewelt aufmischen wollten.« Er ließ den Kopf hängen. »Wahrscheinlich macht Alex das jetzt gerade im Alleingang.«
    »Sie verdächtigen Ihren Partner des Betrugs?«
    »Nein, Quatsch, das hab ich nur so gesagt. Ich bin sauer, dass er abgehauen ist, das ist alles.« Er begann, seine Hände zu kneten. »Er hat ein paar von den Sachen mitgehen lassen, als er fort ist. Glaube ich zumindest. Zwei Pistolen hat er mir auf jeden Fall geklaut, der Hund.«
    Es wurde allmählich interessant, fand Javier. »Was für Pistolen?«
    »Zwei Makarow PM. Sowjetisch. Erbstücke von meinem Großvater, verdammt.«
    »Besitzen Sie noch weitere Waffen?«
    »Nichts Illegales.«
    »Davon möchten wir uns gerne selber überzeugen, Sir, falls es Ihnen nichts ausmacht«, sagte Ricky. Er wurde immer besonders höflich, wenn etwas sein Misstrauen weckte.
    Westham drehte sich um, betrachtete seinen Wohnwagen zweifelnd. »Ja, okay. Dann kommen Sie halt rein. Aber erschrecken Sie nicht, ich hab nicht aufgeräumt heute.«
    Er hatte, überlegte Javier, als sie den Trailer betraten, vermutlich noch nie aufgeräumt. Pizza- und Burgerschachteln stapelten sich dutzendweise in allen möglichen Winkeln. Leere Colaflaschen lagen unter dem Tisch, unter den Sitzen, auf dem Boden des Gangs, überall, wo sich keine Schmutzwäsche türmte. Hier ließ sich offenbar jemand völlig gehen.
    Westham zog eine Schublade auf, die ein beachtliches Waffenarsenal enthielt: einen Revolver, diverse Pistolen, ein Gewehr, dazu genug Munition für eine ausgedehnte Schießerei. »Hinten beim Bett hab ich noch einen Colt«, erklärte er, »und in irgendeinem Fach da vorne eine 9-Millimeter-Browning.«
    »Für alle Fälle«, sagte Javier.
    »Genau.«
    »Gibt’s da auch irgendwelche Papiere dazu?«, fragte Ricky. »Kaufbelege, gegebenenfalls CC-Permit und so weiter?«
    »Ja, hab ich alles. Moment …«
    Westham drehte sich um, öffnete eine Klappe, holte eine Mappe heraus. Er beherrschte das Chaos, das musste ihm der Neid lassen.
    Javier wechselte einen Blick mit Ricky und sagte: »Schon gut. Sagen Sie, da draußen, das Feuer. Wie ist denn das passiert?«
    Westham sank in sich zusammen. »Ich war schuld. Mea culpa . Ich hab zu viel gesoffen, bin mit der Kippe in der Hand weggepennt. Das Nächste, was ich weiß, ist, dass Alex mich übers Gras zerrt und der Schuppen lichterloh brennt.«
    »Da müssen Sie aber ziemlich viel getrunken haben, wenn Sie derart weg waren.«
    »Jeder hat so seine Laster.«
    »Oder waren Drogen im Spiel?«
    »Drogen?« Er schüttelte entschieden den Kopf. »Nein, nein. Mit Drogen hab ich nichts am Hut. Nie gehabt.«
    Das kam ein bisschen zu schnell und zu entschieden, fand Javier Baderas. Zumal er schon eine ganze Weile den Geruch von Peyote in der Nase hatte. Mit Peyote vertrieben sich hier im Südwesten eine Menge Leute die Zeit. Und die Hirnzellen gleich mit. Man konnte nicht zwanzig Jahre Dienst beim San Antonio Police Department tun, ohne allerhand unerfreuliche Erfahrungen mit Peyoteros zu machen.
    Andererseits: Wenn er den Typen deswegen hochnahm, würde sein Anwalt ihnen womöglich einen indianischen Vorfahren präsentieren und sich auf den American Indian Religious Freedom Act berufen, der es Angehörigen von Indianerstämmen erlaubte, unter anderem Peyote für religiöse Zwecke zu benutzen.
    Javier Baderas beschloss, dass er sich das mit dem Geruch nach Peyote nur einbildete, und fragte: »Wie ist das mit Wenger? Kann der überhaupt schießen? Man hört immer, die Deutschen können das gar nicht.«
    »Der?« Westham legte den Ordner beiseite, blies die Backen auf. »Der ist ein verdammtes As, wenn ich je eins gesehen habe. Ich meine, mal ehrlich, ich geh schon mein Leben lang mit Waffen um; mein Vater hat mir und meiner Schwester das Schießen beigebracht, bevor ich in der Schule war. Jeder in meiner Familie kann mit einer Knarre umgehen, okay? Aber Alex … Ich hab ihm nur mal gezeigt, wie es geht. Dachte, es wäre nett. Gemeinsames Hobby und so. Und es ist immer schön, wenn man selber die Flaschen trifft und die anderen bloß Löcher in die Gegend ballern.«
    »Und das war nicht so?«
    »Doch. Ungefähr zwei Nachmittage lang.« Er seufzte abgrundtief. »Alex ist seit jeher so verdammt ehrgeizig gewesen. Verbissen. Keine Ahnung, ob die Deutschen alle so sind, aber bei ihm hat man jedenfalls das Gefühl, es treibt ihn etwas.

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