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Todesengel: Roman (German Edition)

Todesengel: Roman (German Edition)

Titel: Todesengel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Schmerz in der Brust, wusste nicht mehr, was sie sich von dieser Begegnung eigentlich versprochen hatte. Da waren sie nun, doch irgendwie schien alles, was einmal zwischen ihnen gewesen war, verloren gegangen zu sein, begraben zu liegen unter dicken Schichten aus Zeit und Vergessen. Sogar das Reden fiel ihnen schwer. Sogar das, was ihnen nie schwergefallen war.
    »Hast du das mit dem Racheengel gehört?«, fragte sie, um einen Anfang zu machen.
    »Natürlich.«
    »Hast du auch dieses Video gesehen?«
    »Ja.«
    »Hattest du nicht den Eindruck, dass du von der Art der Bewegungen Alex wiedererkennst?«
    »Er ist es. Er hat es mir selber gesagt.«
    Victoria sah sich um, betrachtete die hohen, trüben Fenster, die biblische Szenen zeigten, die endlosen, leeren Reihen der Kirchenbänke, das dunkle Schnitzwerk überall. »Alex war bei dir?«
    »Er hat vor zwei Wochen plötzlich im Beichtstuhl gesessen.«
    Er setzte sich neben sie. Victoria wandte sich ihm zu. Seltsam, so eine Kirche. Jede Bewegung rief raschelnde Echos hervor, ihre Stimmen hallten nach, sodass man unwillkürlich leise sprach. »Alex? Aber der ist doch gar nicht katholisch.«
    »Er hat auch nicht gebeichtet. Ich war gar nicht durch das Beichtgeheimnis gebunden. Das ist mir nur erst später bewusst geworden.« Peter blickte finster drein. »Er war schon immer ziemlich raffiniert.«
    »Damals hat er gesagt: Wenn es einen Gott gäbe, der uns beschützt, dann hätte er auf der Brücke einen Engel geschickt, um die drei Kerle direkt in die Hölle zu werfen«, sagte Victoria. »Einen strahlend weißen Engel – das hat er gesagt. Weißt du noch?«
    Peter nickte. »Das habe ich mir hundertmal anhören müssen. Vor allem, als er spitzgekriegt hatte, dass ich Priester werde.«
    Victoria faltete die Hände. »Alex also. Hab ich mich nicht getäuscht.« Sie atmete tief durch. »Und was machen wir jetzt?«
    Peter zuckte mit den Schultern. »Da gibt es nichts mehr zu überlegen. Ich habe der Polizei alles gesagt, was ich weiß.«
    »Wann?«
    »Heute Mittag.«
    Victoria musterte ihn, suchte nach dem Jungen, der ihr einmal so viel bedeutet hatte. »Mit anderen Worten, du hast ihn verraten. Deinen Freund.«
    Er zuckte zurück. »Was heißt hier verraten? Das geht doch nicht. Er kann doch nicht –«
    »Wie du alle verraten hast. Dich selber, weil du in Wirklichkeit nie an Gott geglaubt hast. Und wie du mich verraten hast.«
    Das Training war wieder toll. Das war was total anderes als der Sport in der Schule, den Kevin inbrünstig hasste. Hier im Krav Maga ging es nicht um Noten oder darum, wer in irgendeiner blöden Sportart besser als jemand anders war; es ging nur darum, etwas zu können – etwas, das nützlich war. Und guttat.
    Heute machte David Kraftübungen und ein Geschicklichkeitstraining mit ihnen. Das war klasse, obwohl auch viele Ältere, Erfahrenere mitmachten. Vielleicht war es gerade deswegen klasse, weil die einen eben nicht duckten oder piesackten, wie es die Spacken in der Schule taten, sondern weil sie einem halfen, Tipps gaben, einen sogar manchmal lobten. Die Zeit verging im Flug, zumal die Anfänger eine halbe Stunde eher aufhören mussten, da die anderen noch ein paar spezielle Sachen üben sollten.
    Er ließ sich Zeit beim Umziehen. Keine Spur von Ingo, klar. Der war sicher noch schwer beschäftigt. Kevin trödelte absichtlich herum, während die anderen Anfänger nach und nach die Fliege machten, wartete, bis er allein war. Dann zog er sich rasch an und ging so unauffällig wie möglich. Draußen suchte er sich vor dem Hauseingang eine Bank, die abseits lag und trotzdem so, dass er den Weg von der U-Bahn-Haltestelle her im Blick hatte, damit er Ingo sah, wenn er kam.
    Er seufzte. Fertigmachen zum Langweilen. Er checkte sein Handy, doch das hatte sich nicht auf magische Weise wieder aufgeladen. Und ansonsten? Er sah den Autos nach, die vorbeifuhren, aber das hatte nur begrenzten Unterhaltungswert. Außerdem war es scheißkalt, hier so zu sitzen.
    Er duckte sich, als kurz darauf die Großen aus dem Gebäude kamen. Dummerweise gingen die nicht zur U-Bahn, sondern bogen in seine Richtung ab. Alle neun.
    Die Schande!
    »Hi, Kevin«, rief ihm einer zu, Sebastian, der schon siebzehn war. »Was machst du denn hier?«
    »Warten«, gestand Kevin. »Ich werd abgeholt.«
    »Hast du nicht Lust, mitzukommen?«, fragte ein anderer, Erik. »Wir gehen noch ins Europacenter rüber, ein bisschen kegeln, ’ne Stunde oder so.«
    Sebastian gab ihm einen Schubs mit dem

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