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Todesengel: Roman (German Edition)

Todesengel: Roman (German Edition)

Titel: Todesengel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Ellbogen. »Hast du’s auf den Ohren? Er hat doch grade gesagt, er wird abgeholt.«
    Kevin verfluchte insgeheim, dass er Ingo versprochen hatte zu warten. Kegeln! Er hatte noch nie gekegelt, aber unbändige Lust, es mal zu probieren.
    »Ja, aber vielleicht hat er ja trotzdem Zeit, Mann«, verteidigte sich Erik. Er wandte sich an Kevin. »Wann wirste denn abgeholt?«
    »Weiß ich nicht genau.« Das war die Chance, sein Gesicht zu wahren! »Es ist der neue Freund meiner Mutter. Der ist beim Fernsehen, hat heute Abend um sechs ’ne Sendung und grade ein Interview, von dem unklar ist, wie lange es dauert. Ich schätze, er wird schon rechtzeitig vor sechs kommen.«
    Einer der anderen, dessen Name Kevin nicht mitgekriegt hatte, blies die Backen auf. »Um sechs? Das ist ja noch ewig!« Ein anderer sagte: »Beim Fernsehen, cool.«
    »Hey, häng dem doch einfach oben einen Zettel an die Tür, wo du bist, und komm mit«, schlug Erik vor.
    Ein anderer, der Michael hieß, meinte: »Das wär gut, dann könnten wir zwei Mannschaften zu fünf machen.«
    »Der Laden heißt Bowlingcenter , ist nicht zu übersehen«, sagte Sebastian. »Wir warten hier auf dich.«
    Sie wollten ihn dabeihaben! Kevin wagte kaum zu glauben, dass sie ihn nicht verarschten.
    Womöglich … würden sie irgendwann Freunde sein!
    »Okay«, sagte er und stand auf. »Super Idee.«
    Der Peter-Meding-Platz war ein moderner, großzügig angelegter Platz inmitten eines Büroviertels. Ein kolossales Sportgeschäft und zwei Banken bildeten ein Halbrund um einen Springbrunnen, ansonsten sah man viele Bürofenster und hinter manchen davon jemand, der an einem Computer saß.
    Der Fahrer, ein stiernackiger, schweigsamer Mann mit Backenbart, hatte ihn in Losing erwartet und ihm eine mehrere Kilo schwere Videokamera mit Schulterstütze mitgebracht. Nun hielt er mit dem Wagen vor dem Rondell und sah Ingo fragend im Rückspiegel an.
    »Das ist alles, was ich weiß«, sagte Ingo. »Meding-Platz.« Er fasste nach dem Türgriff. »Ich steig mal aus.«
    Kaum stand er draußen, klingelte sein Handy.
    »Nehmen Sie die Kamera und schicken Sie den Fahrer weg«, befahl die dünne Stimme.
    »Okay.« Ingo beugte sich zurück in den Wagen, griff nach der Kameratasche und sagte zu dem Fahrer: »Er will sich erst zeigen, wenn Sie wieder weg sind.«
    »Was heißt das? Soll ich irgendwo in der Nähe auf Sie warten?«
    »Gute Idee. Wie erreiche ich Sie?«
    Der Mann gab ihm eine Visitenkarte mit City-TV-Logo. Charly Rontas, Fahrdienst . »Meine Handynummer.«
    »Danke. Dann bis nachher.« Er wuchtete die Kameratasche heraus, schlug die Tür zu, steckte die Karte ein und sah dem Wagen nach, wie er davonfuhr.
    Sein Handy klingelte wieder. Wieder die Stimme, die wie ein gespannter Draht klang. »Gehen Sie jetzt hinüber zum Europacenter. Warten Sie dort vor dem Haupteingang.«
    Er unterbrach die Verbindung, ohne Ingos Antwort abzuwarten.
    Zum Europacenter. Na toll. Das hieß, die halbe Strecke zurück nach Spannwitz zu Fuß. Und das mit schwerem Gepäck.
    Aber was tat man nicht alles für Ruhm und Erfolg. Ingo hievte sich die Kameratasche auf die Schulter, überquerte den Platz und bog in den Fußweg ein, der hinaus ins Nichts führte.
    Das Europacenter war, je nachdem, wie man es betrachten wollte, eine Bauruine oder eine Dauerbaustelle. Man konnte es von hier aus sehen, es lag mitten im Brachland zwischen Spannwitz und Dahlow. Ursprünglich hatten auf diesem Gelände einmal ein neues Stadion und eine Konzerthalle entstehen sollen; die Stadt hatte vorsorglich eine U-Bahn-Linie gebaut und eine unterirdische Haltestelle, die als luxuriöse Ladenpassage mit zahlreichen Freizeitangeboten gedacht gewesen war. Dann war die Finanzierung beider Projekte geplatzt, und seither dümpelte die Sache vor sich hin: Die Haltestelle Europacenter wurde vor allem von Leuten frequentiert, die zwischen der Linie 7 und der Linie 10 umsteigen mussten, die Ladenpassage bestand hauptsächlich aus Schaufenstern, in denen riesige Zu-vermieten -Schilder hingen, und der größte Teil der Anlage war nach wie vor Baustelle und würde es, wie es aussah, bleiben. Zwar war derzeit die Rede davon, auf dem Gelände zwischen dem Europacenter und der alten Heisigstraße ein Technologiezentrum und eine Reihe von Wohnhäusern zu errichten, aber kaum jemand glaubte noch, dass daraus je etwas werden würde. Und was das Gebiet auf der anderen Seite anbelangte, das matschige, freudlose Grasland, das Ingo gerade straffen Schrittes

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