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Todesengel: Roman (German Edition)

Todesengel: Roman (German Edition)

Titel: Todesengel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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länger; es ist ja Betrieb bis spätabends.«
    Kevin verzog das Gesicht. »Ach, Mann. Das ist blöd. Ich hab nichts zu lesen dabei, das Handy tut’s nicht …«
    »Ich mach’s wieder gut«, versprach Ingo. »Ich meine, du hast bestimmt den einen oder anderen Wunsch … oder?«
    Kevin musterte ihn, sah beiseite. »Eigentlich wünsch ich mir bloß Freunde. Und die kann man nicht kaufen.«
    »Aber wir zwei könnten Freunde sein«, schlug Ingo vor. »Das wäre doch ein Anfang?«
    Kevin musterte ihn wieder, nickte dann, ein zaghaftes Lächeln um die Lippen. »Okay.«
    Danach saß Ingo wie auf glühenden Kohlen. Die Zeit lief, und es kam ihm auf einmal unerträglich langsam vor, wie sich die U-Bahn vorwärtsschob, Metall auf Metall schleifend, ein schwerer, rumpelnder Koloss.
    Noch drei Stationen. Noch zwei. Noch eine. Endlich.
    Er begleitete Kevin bis vor das Gebäude, um seine Pflicht fürs Erste erfüllt zu haben. »Also, abgemacht, du wartest auf mich, ja?«, vergewisserte er sich noch einmal.
    »Ja, klar«, sagte Kevin ungeduldig.
    »Gut. Dann viel Spaß.«
    Der Junge nickte nur und machte, dass er durch die Tür kam. Wahrscheinlich, damit ihn nicht doch noch jemand zusammen mit seinem Aufpasser sah, überlegte Ingo.
    Okay. Los. Er machte sich auf den Rückweg zur U-Bahn-Station, zückte sein Handy, rief Rado an. Betete dabei, dass er den Chefredakteur diesmal erreichen würde. Keine Besprechung mit der Geschäftsleitung, bitte, und auch keine von Rados geheimnisvollen Auszeiten.
    Seine Gebete wurden erhört. »Ja?«, bellte Rado ihm ins Ohr.
    Er verklickerte ihm die Situation in Kurzform: ein Interview mit dem Racheengel, exklusiv. Er brauchte eine Kamera. Und das Ganze bis in einer Stunde. »Bis in fünfundfünfzig Minuten, um genau zu sein«, korrigierte er sich mit Blick auf die Uhr über dem Abgang zur U-Bahn.
    Allein die Fahrt bis zum Sender würde so lange dauern.
    »Das machen wir anders«, sagte Rado. »Ich schick ein Team los –«
    »Ich soll allein kommen«, widersprach Ingo. »Ausdrückliche Bedingung.«
    »So?« Boah, klang das misstrauisch. Glaubte ihm Rado nicht? Dachte er, Ingo wolle die Sensation für sich ausschlachten?
    Tja. Falls er das dachte, hatte er vollkommen recht.
    Ingo musste grinsen. Es fühlte sich gut an, endlich mal auf der Erfolgswelle zu reiten.
    »Gut, dann lass mich mal nachdenken«, meinte Rado grimmig. »Du bist gerade wo?«
    »In Spannwitz.«
    »Blöd. Da könntest du ja fast laufen.« Man hörte ihn in Unterlagen kramen.
    »Wenn ich zufällig eine Videokamera bei mir hätte.«
    Rado raschelte weiter herum, gab brummende Geräusche von sich, und die Zeit verrann. »Okay, pass auf, ich hab’s«, meldete er sich schließlich. »Wir machen es so: Du fährst jetzt mit der Linie 9 bis zur Haltestelle Losing-Mitte. Ich schick derweil einen Fahrer mit Kamera und Batteriepack los, der dich dort abholt. Ein Wagen mit City-TV-Logo, findest du. Der fährt dich dann nach Dahlow.«
    Ingo überschlug die Strecken, schnappte nach Luft. Das würde knapp werden. Zumal jetzt, am Freitagnachmittag, im einsetzenden Berufsverkehr. »Bis Losing fahre ich allein zwanzig Minuten«, gab er zu bedenken. »Vorausgesetzt, ich kriege gleich eine Bahn.«
    »Ja«, erwiderte Rado unleidig, »deswegen würd ich vorschlagen, du hörst auf zu jammern und beeilst dich. Tschüss.«
    Sie hätte ihn um ein Haar nicht erkannt, als er plötzlich aus dem Dunkel auftauchte. Fast fünfzehn Jahre lang hatte sie Peter nicht gesehen. Im Talar eines Priesters wirkte er seltsam fremd, fast entrückt.
    Der Talar stand ihm gut, fand sie. Fast zu gut. Groß, schlank und feingliedrig sah er eher wie ein Filmschauspieler aus, der einen Priester nur spielte. Und sein Haar zeigte erste graue Strähnen, konnte das sein? Oder war das nur das Licht?
    Er dagegen erkannte sie sofort. »Victoria?« Fassungslosigkeit sprach aus der Art, wie ihm das entfuhr, grenzenlose Verblüffung.
    Sie blieb sitzen, sah zu ihm auf. Sie hätte in diesem Moment nicht aufstehen können. »Ich habe erfahren, dass du hier bist. Zurück.«
    Er suchte nach Worten. »Ja, ich … Ja. Das ist jetzt meine … Aber du, ich dachte, du seist … Hast du das, ähm … überwunden ?«
    Victoria sah ihn an. Er hatte immer noch diese ausgeprägte Nase und diese dichten Wimpern. »Heute das erste Mal«, sagte sie. »Und es war nicht leicht.«
    »Ich … ich weiß nicht, was ich sagen soll«, bekannte Peter.
    Das war offensichtlich. Victoria fühlte einen wehmütigen

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